Religion in Steinen und Maulburg Der Glaube als zentrale Quelle

Kathryn Babeck
Die katholische Kirche in Maulburg Foto: Kathryn Babeck

Zum neuen Jahr sprach diese Zeitung mit dem evangelischen Pfarrer Ingo Meißner und dem katholischen Pfarrer Michael Latzel über das aktuelle Zeitgeschehen sowie die privaten Nöte und Sorgen. Welche Botschaften geben sie den Menschen mit?

„Wir Christen heißen so, weil wir uns an Jesus Christus orientieren“, sagt Pfarrer Ingo Meißner. Lebenszuversicht wolle er vermitteln. Die könne man haben, wenn man Jesus an der Seite spüre. Meißner ist verantwortlich für die Kirchengemeinde in Steinen. Im vergangenen Jahr wurden die Petrusgemeinde (Steinen und Hägelberg) und die Margarethengemeinde (Höllstein und Hüsingen) zu einer Gesamtgemeinde zusammengelegt. Im Oktober 2023 ist Pfarrer Jochen Eber in Ruhestand gegangen, er war für die Margarethengemeinde zuständig. Eine Stelle für einen Diakon sei ausgeschrieben, erzählt Meißner.

Kein Wehklagen

In das aktuelle „Wehklagen“ über das Weltgeschehen möchte er nicht „einstimmen“. Er freue sich, dass immer noch viele Menschen die Gottesdienste in der Gemeinde besuchen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit läge bei jungen Erwachsenen und Familien. Jugendliche will er ermutigen, ihnen gut zu sprechen, sagt er. Mit Hilfe von Jesus könnten sie hoffnungsvoll in die Zukunft schauen.

200 Ehrenamtliche unterstützen die Gemeinde. Zurzeit habe sie ungefähr 2600 Mitglieder, schätzt Meißner, aber genaue Zahlen lägen noch nicht vor. Im Jahr 2023 gab es mehr Aus- als Eintritte. Seit Corona beobachte er, dass gerade jüngere und Menschen mittleren Alters die Kirche verlassen. Dabei spielten häufig finanzielle Gründe und vor allem die sexuellen Missbrauchsfälle in der Kirche eine Rolle.

Zu den Menschen gehen

Ihm ist wichtig, dass die Kirche nah bei den Menschen sei, erläutert er. Zudem gehe er in das Alten- und Seniorenzentrum Mühlehof, und ins „Gelbe Haus“, ein Wohnheim für Menschen mit Demenz, dabei wechsle er sich mit seinem katholischen Kollegen ab.

Das Kriegerdenkmal aus der NS-Zeit im Hof der Petruskirche (wir berichteten) wolle er gemeinsam mit der politischen Gemeinde umwidmen: Ein Friedensdenkmal soll es sein. Auf die Frage, wie er den russischen Angriff auf die Ukraine werte, wird er deutlich: „Zum Schutz des eigenen Lebens, der Familie hat man ein Recht auf Selbstverteidigung.“ Dieses Recht habe auch Israel gegenüber den Terrorangriffen der Hamas. Allerdings, fügt er hinzu, gebe es das Prinzip der Verhältnismäßigkeit. „Ehrlich gesagt, bin ich jedoch unschlüssig, ob das überhaupt in meiner, unserer Verantwortung liegt, dies zu beurteilen“, sagt er dann. Es sei ein heikles Thema.

Pfarrer Michael Latzel ist neben der katholischen Gemeinde in Schopfheim für Steinen und Maulburg zuständig. Derzeit ist Weiß die liturgische Farbe des Hochfestes, erläutert er. Dies unterstreiche die hohe Zeit des Kirchenjahres.

Die Sorgen der Menschen im vergangenen Jahr seien unterschiedlich gewesen. So nennt er junge Familien, die einen Kindergartenplatz benötigen, Geflüchtete aus dem Iran, die dringend Hilfe bräuchten, oder kranke Menschen. Und immer mehr Menschen müssten beim Tafelladen einkaufen. Es sei Aufgabe der Kirche, für die Nöte zu sensibilisieren. Der Klimawandel bringe weitere Probleme mit sich.

Die Aufgabe der Pfarrkirche in Maulburg war für Latzel ein einschneidendes Ereignis im vergangenen Jahr. Aus Sicherheitsgründen kann dort kein Gottesdienst mehr stattfinden. Eine schöne Kirche werde fehlen, eine Umnutzung hält er jedoch für schwierig. Der Diözese fehle für die umfangreiche Sanierung das Geld.

Die Kirche sei zwar nie Pfarrkirche, also Hauptkirche, gewesen, die wäre in Höllstein, aber die regelmäßigen Zusammenkünfte würden fehlen, sagt er.

Fehlende Verantwortung

Die Gründe für hohe Zahl der Austritte aus der Kirche sieht er unter anderem in der verschleppten Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Gerade Menschen, die sich viele Jahre intensiv eingebracht hätten, würden sich jetzt vermehrt von der Kirche abwenden.

Latzel schildert die Stärke der Religion folgendermaßen: „Der Glaube gibt Kraft, ist etwas Positives und verleiht einem in schwierigen Situationen einen längeren Atem“. Das zeige sich gerade in Trauersituationen, da werde deutlich, aus welcher Quelle man schöpfe, sagt er.

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