Festakt 100 Jahre Rheinfelden Den Blick nach Europa geöffnet

Petra Wunderle
Bei der 100-Jahr-Feier (von links): Franco Mazzi aus dem Schweizer Rheinfelden, Brigitte Soenen aus Fécamp, Kathy Valcke aus Mouscron, Karin Jost aus Neumarkt und Oberbürgermeister Klaus Eberhardt. Foto: Petra Wunderle

Jubiläum: 100-Jahr-Feier mit Gästen aus den Partner- und der Schwesterstadt im Bürgersaal

100 Jahre Rheinfelden wurde im Bürgersaal groß gefeiert. Rund 400 Gäste nahmen an dem Jubiläumsfest teil, davon nutzten um die 100 Rheinfelder die „Bürgerkarten“.

Von Petra Wunderle

Rheinfelden - Eine bedeutende Rolle nahmen die Vertreter der Partnerstädte ein. Für die Delegationen aus Fécamp (Frankreich) und Mouscron (Belgien) gab es Simultanübersetzungen, die Vertreterin aus Neumarkt (Südtirol) brachte als Geschenk zwei Barhocker – passend zum bereits geschenkten Weinfass – mit. Aus Vale of Glamorgan (Großbritannien) konnte niemand kommen, da der Flug kurzfristig gestrichen wurde.

Um Energie zu sparen, war die Lüftungsanlage im Bürgersaal nicht eingeschaltet, dafür lagen Fächer bereit. Erst gab es Musik, dann Reden und eine Gesprächsrunde, später Häppchen sowie Sekt und dann unterhielt sich die Gästeschar.

Aus dem 7. wird aus unerfindlichen Gründen der 17. Oktober

Neben dem Oberbürgermeister gingen auch die Gastredner Ministerialdirektor Reiner Moser vom Innenministerium sowie Birgit Mayer, leitende Regierungsdirektorin des Regierungspräsidiums Freiburg, auf die Geschichte der jungen Stadt ein. Dabei hatte Moser eine Überraschung parat: „Vor 100 Jahren, im Oktober 1922, relativ kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde Rheinfelden zur Stadt erhoben. Die amtliche Ernennungsurkunde vom Badischen Staatsministerium trägt das Datum 7. Oktober 1922. Jedoch wurde es später – so wird berichtet – aus unerfindlichen Gründen auf den 17. Oktober 1922 geändert.“ Moser zitierte auch Theodor Heuss: „Gemeinden sind der Ort, an dem die Bürger ihrem Staat in vielfältiger Weise zuallererst begegnen. Hier erleben sie Demokratie unmittelbar und können mitgestalten.“

Dieser Satz passe wunderbar zu Rheinfelden, sagte Moser. Mit Stolz und Zufriedenheit könnten die Bürger heute auf 100 Jahre zurückblicken. Sie hätten dazu beigetragen, dass ihre Stadt über die Region hinaus als lebens- und liebenswerter Ort bekannt sei. Rheinfelden habe vieles zu bieten.

Birgit Meyer sagte: „In der vergleichsweise kurzen Spanne der Stadtgeschichte ist es Rheinfelden gelungen, sich umfassend zu entwickeln und erhebliche wirtschaftliche Strukturprobleme zu meistern, ohne dabei das Hauptziel, Verbindendes zu schaffen, aus den Augen zu verlieren.“

Die humanitäre Zusammenarbeit klappt

Gleich zwei Mal erntete Eberhardt spontanen Beifall in seiner Rede. Und zwar beim Thema Zweiter Weltkrieg. So waren damals viele Fremdarbeiter und Kriegsgefangene in Rheinfelden. Mithilfe der Industrie konnten sie vor dem Einmarsch der Franzosen in die Schweiz gebracht werden, ohne dass sie dem Schießbefehl des damaligen NS-Bürgermeisters Weiss ausgeliefert wurden. Eberhardts Satz „Im humanitären Bereich hat die Zusammenarbeit Deutschland Schweiz funktioniert“ löste großen Applaus aus. Das galt auch für die Aussage, dass die in der Nachkriegszeit früh besiegelten Städtepartnerschaften zu Fécamp, Mouscron, Neumarkt und Vale of Glamorgan Ausdruck eines gemeinsamen Europas in Freiheit, Frieden und Demokratie seien. Die Städtepartnerschaften belegten laut Eberhardt jedes Jahr aufs Neue, dass man nach den unheilsamen und brutalen Erfahrungen des Nationalsozialismus in Deutschland wieder neue Werte finden und besetzen konnte.

Der Oberbürgermeister dankte den Partnerstädten, die vor Jahrzehnten den Mut gefasst hatten, wieder in eine nachhaltige Freundschaft mit Deutschland einzutreten. Heute lebten in Rheinfelden Menschen aus 112 Nationen friedlich miteinander. Es müssten nun Herausforderungen wie der Klimawandel, die Transformation der Wirtschaft und die sich verändernde Mobilität bewältigt werden.

„In zehn Jahren Tätigkeit in Rheinfelden ist mir die Stadt ans Herzen gewachsen, weil sie so lebendig, kreativ und der Zukunft zugewandt ist. Dies mag in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine erfolgreiche Fortsetzung finden“, zog Eberhardt ein persönliches Fazit.

„Diese 100 Jahre hatten es in sich. Dieses liebe badische Rheinfelden öffnet uns den Blick nach Europa“, sagte Franco Mazzi, Stadtamann aus der Schweizer Schwesterstadt.

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