Rheinfelden Der zweite Blick offenbart die Abgründe

Die Oberbadische
Mutige Bilder zum Thema Klimawandel und Naturzerstörung zeigt die Malerin Andrea Berthel in der Rheinfelder Rathausgalerie. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Böse Bilder II: In der Rheinfelder Rathausgalerie sind Werke ausgestellt, die man sich eher nicht ins Wohnzimmer hängt

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. „Böse Bilder II“: Der Titel der zweiten Auflage in der Rheinfelder Rathausgalerie ist provozierend gemeint. Denn eigentlich sind die Bilder nicht „böse“, schon gar nicht grausam oder hässlich; eher sind es die Inhalte, die zeit- und gesellschaftskritische Probleme der Welt beleuchten.

So sieht es auch die Kuratorin Elisabeth Veith, die für das Kulturamt die Künstler zusammengestellt hat: „Der Titel ist absichtlich gewählt, um Aufmerksamkeit zu erregen“. Es sind Bilder, die „keiner sehen will“ und sich niemand so ins Wohnzimmer hängen würde. Auf den ersten Blick sind sie „sensationell schön“ und technisch perfekt gemalt, auf den zweiten Blick tun sich Abgründe auf, entfalten sich Dramen.

Seit zwei Jahren lebt Andrea Berthel im schweizerischen Rheinfelden, hat dort ihr Atelier. Sie ist viel gereist, ihr Leben hat sie durch einige Länder, von Südafrika über Frankreich und die Niederlande, geführt. Berthel war als Wandmalerin im Bereich Trompe l’oeil und Illusionsmalerei tätig, malt auch meditative Meeresbilder und versucht damit eine ruhige harmonische Atmosphäre der Entschleunigung zu schaffen. Vor allem aber fand sie zum Hyperrealismus und Surrealismus und zeigt den Menschen im philosophischen und zeitkritischen Kontext, beschäftigt sich mit den Themen Leben und Politik, Alter, Umweltzerstörung, Klimawandel, Frau in der Gesellschaft, Flüchtlinge und Afrika.

Von allen diesen Themen sieht man mutige Werkbeispiele. Es sind klare künstlerische Stellungnahmen, jedes Motiv hat eine eigene Dynamik und Bildsprache. Wand- und raumbestimmend ist das riesige Format der realistischen Ansicht „Hope“, eine Szene mit Frau und Kind und im Hintergrund eine Prachtarchitektur à la Piranesi als starker Kontrast zwischen Armut und Reichtum. Ein Bild, das sicher Aufsehen erregt, mit dem man auch anecken könnte, das aber ein sehr wichtiges Bild in dieser Ausstellung ist, weder verstörend, noch böse.

Aber auch Berthels Bilderreihe zu den Weltreligionen und Visionen von der Sintflut und Klimakatastrophe, in denen Mensch und Tier das Wasser bis zum Hals steht, sind von starker Symbolkraft. Dazu muss man sich mit ihren Frauenporträts zum Thema Demenz beschäftigen. Sinnbildlich sind die Gesichter von Strukturen „gefangen“ und überwuchert. Zum Thema Menschen in Afrika sieht man einige ähnlich aussagestarke Bilder der Malerin, die sieben Jahre in Kapstadt gelebt hat.

An der Ausstellung beteiligt ist Klaus Eichler aus Kandern, der schon bei der ersten Auflage der „Bösen Bilder“ dabei war. In Comic ähnlicher Bildsprache erzählt er satirische Geschichten und hält der Gesellschaft den (Eulen)-Spiegel vor. In dem „Narrenschiff 2019“, einer Fortführung von Sebastian Brants berühmtem Vorbild, hinterfragt Eichler politische Themen. Die Regierungsmannschaft zeigt er vor dem Segelschiff Gorch Fock mit der Kanzlerin als Kapitänin.

Mit fast schon biblischem Zorn geht Eichler metaphorisch in dem Bild „Sapiens“ auf die Menschheitsgeschichte ein, bis hin zur Umweltzerstörung und vielen Figuren aus der Zeitgeschichte. Hochaktuell ist sein „Fluch der Karibik“ mit einem Piraten, der über ein Meer von Plastikflaschen rudert.

Eduard Kasper wiederum symbolisiert in einem einzigen Tortenbild das letzte Stück Erde, das bald weg ist. Hier trifft der Titel „Böse Bilder“ im übertragenen Sinne zu, dass sie zum Nachdenken anregen über unbequeme Themen.   Bis 31. Oktober

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