^ Rheinfelden: Ein großer Mann und Künstler - Rheinfelden - Verlagshaus Jaumann

Rheinfelden Ein großer Mann und Künstler

Die Oberbadische

Gedenken: Gottesdienst, Konzerte und Kolloquium zu Ehren Edward H. Tarrs

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. „Er ist der Größte von uns allen“. Diese Aussage eines sehr bekannten Trompeters bei der Wortandacht zu Ehren des verstorbenen Trompeters Edward H. Tarr betraf nicht nur die Statur des Musikers. Der weltbekannte Trompeter, der in Eichsel lebte, war nicht nur ein großer Mann, sondern auch ein großer Künstler.

Das wurde nicht zuletzt bei zwei Gedenkgottesdiensten mit „ganz viel Musik“ (Pfarrer Andreas Brüstle) am Dienstag, dem 85. Geburtstag von Tarr, in der Kirche St. Josef deutlich. „Tarrs Musik wird in unseren Köpfen bleiben“, bezeichnete Bürgermeisterin Diana Stöcker die Erinnerung an Tarr als kostbares Geschenk.

Zu dem musikalischen Memorial kam die Crème de la Crème der internationalen Trompetengilde. Kollegen und ehemalige Schüler Tarrs, die in zwei einstündigen Gedenkprogrammen ein weit ausgreifendes Stilpanorama der Trompetenkunst entfalteten. Die Gesamtfolge war imposant und zeigte die Breite brillant-virtuoser Blechbläser-Klänge in Solobeiträgen, Duobesetzungen bis hin zu großen Blechblasensembles mit Pauken und Orgel.

Der famose Reinhold Friedrich war dabei, der Irmtraud Tarr bei der Organisation dieser posthumen Hommage unterstützt hat; der gefragte Barocktrompeter Friedemann Immer; der fantastische Markus Stockhausen, der mit einer Soloimprovisation auf dem einschmeichelnden Flügelhorn spektakulären Klang in den Altarraum brachte und dessen modulationsfähiger, singender Ton und die weichtimbrierten Klangfarben an die große lyrische Bläserkunst von Edward H. Tarr erinnerten.

Nicht nur dieser Programmbeitrag verschlug einem fast den Atem – schon das exzellente Trompetenensemble mit Wolfgang Bauer und Johannes Läubin, Reinhold Friedrich, Bernhard Böttinger und weiteren Beteiligten präsentierte sich in einem Telemann-Concerto für drei Trompeten, Pauken und Orgel als eine vorbildlich ausbalancierte Solistengruppe. Und die Concert Brass, unter anderem mit André Schüpbach (Trompete), Henryk Kalinski (Horn) und Dirk Amrein (Posaune), blies Händels „Ankunft der Königin von Saba“ für Brass-Quintett mit bewundernswerter Reinheit und Exaktheit.

Besonders schön und erstaunlich gegenwärtig klang eine dynamisch ausgekostete zweichörige Canzon von Gabrieli für sechs Trompeter und vier Posaunen: wahrhaft hymnisch! Überhaupt hörte man bei dieser musikalischen Andacht homogene Darbietungen, darunter die Klagechromatik einer Buxtehude-Lamentation mit der Sopranistin Andrea Jarnach und Irmtraud Tarr an der Orgel, die mit Musik von Bach den Programmen eine Klammer gab. Hannes Läubin, Wolfgang Bauer, Marc Ullrich und der per Video zugeschaltete Håkan Hardenberger demonstrierten klanglich wohltuend abgerundete Bläserkunst mit perfektem Stilgefühl.

Vieles ihrer Kunst haben diese Elitetrompeter, wie bei dem Kolloquium in zahlreichen Wortbeiträgen deutlich wurde, ihrem großen Vorbild, Lehrer und hochgeschätzten, unvergessenen Künstler Edward H. Tarr zu verdanken. Peter Reidemeister, langjähriger Leiter der Schola Cantorum Basiliensis, an der auch Edward Tarr lehrte, wollte Tarr zwar nicht „heilig sprechen“ und er sollte auch nicht idealisiert werden, aber das Gespräch war emotional und lief auf eine liebevolle Würdigung mit vielen persönlichen Erinnerungen und Anekdoten hinaus.

Instrumentenbauer, Museumsleute, ehemalige Hochschulkollegen und Trompeterfreunde erzählten von Begegnungen mit Tarr, von dessen Lebenswerk viele zehren und der seinen Studenten die „Koordinaten der Alten Musik beigebracht hat“. Friedrich nannte Tarr einen „großen Diamanten mit unendlich vielen Facetten“, und Reidemeister fasste dessen Wirken so zusammen: „Auch als Wissenschaftler, Forscher und Museumsmann ist Tarr immer Musiker und Künstler geblieben“.

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