Rheinfelden Fundgrube an Entdeckungen

Die Oberbadische
Mit einem unkonventionellen Liedkonzert eröffneten die renommierte Sopranistin Sibylla Rubens und der Pianist Carl-Martin Buttgereit die neue Blüthner-Reihe. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Liederabend: „Erwartung...“ bei der Blüthner-Reihe

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Ein historischer Blüthner-Flügel aus dem Jahr 1912 ist ein Neuzugang in der Rheinfelder Christuskirche. Auf das besondere Instrument wurden jetzt auch professionelle Pianisten aufmerksam. Und so entstand die Idee, mit einer kleinen Konzertreihe dieses Instrument gebührend zu feiern.

Beim ersten Konzert 2018, einem Liederabend mit der international bekannten Sopranistin Sibylla Rubens und Carl-Martin Buttgereit als Klavierbegleiter, konnte man am Sonntag den gerühmten schönen, silbrigen Klang des Flügels erleben und hören, dass dieses kammermusikalisch intime Instrument für Liedbegleitung gut geeignet ist.

Unter dem Titel „Erwartung...“ war dieser Liederabend aber kein üblicher mit populären Liederzyklen von Schubert oder Schumann, sondern einer, der für unvoreingenommene Musikliebhaber eine Fundgrube an Entdeckungen bereithielt. Denn Rubens und Buttgereit nahmen die Zuhörer auf eine musikalische Reise in eine weithin unbekannte Liederlandschaft mit. Bei dieser Entdeckungstour durch das Liederschaffen der wiederentdeckten Brahms- (Gustav Jenner) und Liszt-Schüler (Anton Urspruch) rundeten Raritäten von Joachim Raff, Liszt, Schumann und Brahms dieses anspruchsvolle Programm ab.

Mit den Rosenliedern aus op. 5 von Anton Urspruch lernte man einen weitgehend unbekannten Liedkomponisten kennen, der im Geiste Schumanns komponierte. Dass Joachim Raff, ein Vertreter der Neudeutschen Schule, eine eigenständigere Musiksprache hatte, zeigte sein dramatisches Poem „Das verlassene Mädchen“.

Mehr als ein einfaches Lied, fast schon eine kleine Gesangsszene mit solistischen Klavier-Vor- und -Zwischenspielen ist Liszts bedeutende Vertonung von Heines „Loreley“. Und wenn man dann noch sein emphatisches Liebeslied „Freudvoll und leidvoll“ gehört hat, freute man sich umso mehr über dieses gelungene Plädoyer für den verdrängten Liederschöpfer Franz Liszt.

Eine Bereicherung des unbekannteren Liedrepertoires waren auch die Einzellieder von Schumann und Brahms – gewichtige Vertonungen, die die beiden Interpreten in ihrem Eigenwert hörbar ernst genommen haben.

Sibylla Rubens, eine empfindungsvolle Sängerin, die die romantische Liedpoesie verinnerlicht hat, trug all diese Preziosen mit inniger Lyrik und glänzender Textverständlichkeit vor. Zudem beeindruckte sie mit einem schönen, hellen, stimmlich makellos geführten und gut kontrollierten Sopran.

In den Vertonungen von Gustav Jenner fiel die musikalische Brahms-Nähe auch im Klaviersatz auf. Und hier kommt Rubens’ aufmerksamer Klavierbegleiter ins Spiel, der bei Liszt mit fließenden Arpeggien auffiel und überhaupt durch sein sensibles, klar akzentuiertes Klavierspiel wesentlich zu dem hervorragenden Eindruck eines Liedkonzerts beitrug, das fern jeder Konvention war.   Das Hörerlebnis, einen gut restaurierten alten Flügel im Konzertbetrieb zu hören, hat man auch bei den nächsten drei Konzerten mit Kammermusik-Raritäten des Cyprian-Ensembles Freiburg (17. Juni); im Herbst bei einem Chorkonzert mit Rossinis Petite Messe Solennelle (mit zwei Klavieren und Harmonium!) sowie bei einem Recital mit dem Rheinfelder Pianisten Ewald Gutenkunst

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