Rheinfelden Generationen von Schülern geprägt

Jürgen Scharf

Ausstellung: Werke des Lörracher Künstlers Eugen Feger in der Volkshochschule Rheinfelden.

Rheinfelden - Er war der vielleicht bekannteste Maler Lörrachs in den 60er Jahren: Eugen Feger (1902-1969), Künstler und Kunsterzieher. Ganze Generationen von Schülern hat er geprägt; dieses Jahr ist sein 50. Todestag. Ein Anlass, sich an den Maler zu erinnern, der als ein visionärer Expressionist in die Annalen der Stadt Lörrach einging.

Bei dieser Gedenkausstellung hat indes die Stadt Rheinfelden die Nase vorn und nicht seine Heimatstadt, wo sich 60 Bilder im Bestand des Dreiländermuseums befinden. In den lichten Räumen und Fluren des Rheinfelder Volkshochschulhauses sind 80 Werke aus Familienbesitz zu sehen, welche die in Lörrach aufgewachsene und in München lebende Urenkelin Maya Althaus zusammengestellt hat.

200 Bilder aus dem Nachlass von Ingrid Caserta

Sie stammen aus dem Nachlass ihrer im vergangenen Jahr verstorbenen Großmutter Ingrid Caserta, die manche in Lörrach noch kennen dürften, und von der sie 200 Bilder geerbt hat. Allein hundert hatte ihre Oma im Haus hängen. So ist Maya Althaus mit dieser Kunst aufgewachsen, obwohl sie ihren Urgroßvater nie kennengelernt hat. Aber ihr wurde mit viel Begeisterung und Leidenschaft über die Kunst Fegers erzählt. Mit dieser Retrospektive erfüllt sie einen letzten Wunsch ihrer Großmutter, um den „bemerkenswerten Künstler Eugen Feger nicht in Vergessenheit geraten zu lassen“.

1902 wurde Feger in Basel als Kind deutscher Eltern geboren und ist im Markgräflerland aufgewachsen. Eine Ausbildung genoss er an der Kunstgewerbeschule Basel, bevor er sich entschloss, Lehrer zu werden. Er unterrichtete an der Grund- und Realschule Lörrach, später auch an den Pädagogischen Hochschulen in Freiburg und Lörrach, an welchen er von 1960 bis zu seiner Pensionierung 1967 als Dozent für Kunsterziehung tätig war. Außerdem war er einige Jahre Vorsitzender der Vereinigung Markgräfler Maler, später in Künstlerkreis Lörrach umbenannt.

Aus seiner Anfangszeit dominiert die dunkeltonige Malweise, ein Hinweis auf die sogenannte Basler Schule; später wurden sein Stil freier, seine Pinselführung lockerer und seine Farben heller. Es ist auch ein Aufbruch zum Abstrahierten zu erkennen, der sich im Titel dieser Gedächtnisausstellung spiegelt: „Grenzgänge zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion“.

An der Präsentation kann man den Werdegang Fegers nachvollziehen, seine Entwicklung von frühen realistisch-naturalistischen Arbeiten, Porträts, Landschaften, Ortsansichten und Stillleben bis zum aufgelösteren Spätwerk. Für seine frühen Arbeiten holte sich Feger am liebsten Inspirationen im Basler Kunstmuseum, seinem, wie er sagte, „besten Lehrmeister“. Jeden Mittwoch verbrachte er in Basel, da war der Eintritt in die Museen frei.

Feger war aber kein Kopist, beließ es nicht bei Nachahmungen, sondern verarbeitete die Eindrücke in seinem eigenen Schaffen und fand zu einer persönlichen Bildsprache. Zu entdecken sind seine stimmungsvollen Figurenbilder und Köpfe, darunter das bekannte späte Selbstbildnis mit markanter Stirn, Intellektuellen-Brille, gelehrtem Ausdruck und strengem Blick, das 1968, ein Jahr vor Fegers Tod, entstanden ist. Es steht auf der Originalstaffelei. Eher noch akademisch mutet ein frühes Selbstbildnis von 1945 an.

Auch die geheimnisvollen „Apokalyptischen Reiter“, die im Dahinstürmen Schnelligkeit und Unheil evozieren, finden sich in der Auswahl – ein sehr expressives und modernes Bild. Schön ist aber auch, dass man „Mutter und Tochter“ (1967) im Porträt sieht. Das älteste Gemälde „Lotte als Vrenele“ von 1927 zeigt Fegers Ehefrau mit Markgräfler Tracht.

In seinen Landschaftsbildern wählt der Maler gern den Blick auf Tüllingen. Überhaupt sind viele Lörracher Sujets zu finden, eines heißt „Rosenfelsstraße“, was für das Lörracher Kunstpublikum sicher interessant sein dürfte. In den Landschaften der Nachkriegszeit sieht man, dass sie nicht vor der Natur entstanden sind, „sondern mit ihr und aus ihr“ (Feger).

Viele Selbstzitate

Die Retrospektive wird begleitet von vielen Selbstzitaten des Künstlers, in denen er über Kunst reflektiert, die „unbequem, ungefällig, ungebärdig“ sein könne. „Die Kunst fordert selbstherrlich den schöpferischen Menschen heraus...“ (abgedruckt in Oberbadisches Volksblatt 30. April, 1969). An anderer Stelle sagte Feger einmal: „Ein Maler sucht nicht einen Stil, er sucht und findet zu sich selbst.“

Dass Kunst Verwandlung ist und das Wesentliche zeigt, was man nicht ohne Weiteres sehen kann, und dass Eugen Feger fraglos „zu sich“ gefunden hat, das macht diese wichtige Ausstellung zur Erinnerung an diesen bedeutenden Maler deutlich.

Als persönliches Erinnerungsstück steht neben der Staffelei sein alter Maltisch aus Holz mit Farbkasten, Pelikan-Wachsmalstiften, Farbtuben und Pinseln, samt einer Kopie eines Artikel aus dem Markgräfler Tagblatt vom 14. Oktober 2006 zur Ausstellung im damals noch existierenden Friedrich Ludwig-Museum in Wieslet, der bisher letzten Feger-Ausstellung. Das Zitat in der Überschrift gilt heute noch: „Es ist herrlich, mit Farben zu improvisieren.“   Bis 12. Juli, Montag bis Freitag, 8 bis 22 Uhr, Samstag, 9 bis 13 Uhr

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