Rheinfelden/Grenzach-Wyhlen Fachkräfte finden und binden

pm
Die Chemie- und Pharma-Unternehmen am Hochrhein spannen beim Thema Fachkräftegewinnung zusammen. Foto: zVg

Der Verein Chemie und Pharma am Hochrhein sucht nach Strategien, wie die Personalprobleme gelöst werden können. Berufsbilder und Möglichkeiten sollen bekannter gemacht werden.

Auch die Chemie- und Pharmabranche ist vom Fachkräftemangel betroffen. Der Verein Chemie und Pharma am Hochrhein – eine nach eigenen Angaben bundesweit einzigartige Plattform zur Zusammenarbeit der chemischen und pharmazeutischen Industrie der Region mit Landkreisen, Kommunen, Verbänden, Gewerkschaft und Bürgern am Hochrhein – ist selbst aktiv geworden und will gemeinsam mit seinen Stakeholdern nach Lösungen suchen. Dabei geht es darum, wie die Berufe der Branche für den Nachwuchs attraktiv gemacht werden können und wie Fachkräfte dazu gebracht werden können, länger als fünf Jahre im Unternehmen zu bleiben. Beim Runden Tisch im Dreiländermuseum Lörrach wurden die zuvor in einem Workshop erarbeiteten Lösungsansätze und Maßnahmen vorgestellt und diskutiert.

In seiner Begrüßung der am Hochrhein ansässigen Mitgliedsunternehmen und der Vertreterinnen und Vertretern der Beiräte des Vereins Chemie und Pharma unterstrich Martin Häfele, Vorsitzender des Vereins und Geschäftsführer von DSM Nutritional Products in Grenzach-Wyhlen, die Besonderheit dieses Zusammenschlusses. Die Konstellation aus chemischer und pharmazeutischer Industrie, Landkreisen, Kommunen, Verbänden und Gewerkschaften mit dem Ziel des Dialogs sei einzigartig in Deutschland, befand Häfele. Gemeinsam wolle man dieses Potenzial nutzen, um Lösungen für dringende Fragen zu finden, wie etwa für den Fachkräftemangel in der Region.

Standortbestimmung

Zunächst informierten die Mitgliedsunternehmen die Teilnehmer über die aktuelle Situation an ihren Standorten, ihre Produkte und zukünftigen Aktivitäten. Themen waren dabei auch die aktuellen Herausforderungen hinsichtlich der hohen Energiekosten und des teilweise fehlenden Personals. Hier wurde einmal mehr klar, wie wichtig es ist, im Bereich Fachkräfte aktiv zu bleiben und Lösungen zu finden.

Notwendige Initiativen

Bereits im Mai hatten sich Mitgliedsunternehmen und Beiräte des Vereins zu einem Workshop „Fachkräfte finden und binden“ bei Energiedienst in Wyhlen getroffen. Hierüber berichtete Jacqueline Plum, Koordinatorin des Vereins, im Weiteren. Nach einem Impulsvortrag zur Lage auf dem regionalen Arbeitsmarkt von Horst Eckert, Agentur für Arbeit Lörrach, Vorsitzender der Geschäftsführung, hatten sich die Teilnehmer darüber ausgetauscht, wo „der Schuh derzeit am meisten drücke“ und welche Gründe es dafür gebe.

Die anschließend erarbeiteten Lösungsansätze zeigten, dass es zum Beispiel Maßnahmen zur Berufsorientierung brauche und Berufsbilder bekannter gemacht werden müssten, um junge Menschen für eine Ausbildung in der Branche zu gewinnen. Auch müsse man es schaffen, Jugendliche, die für sich keine Perspektive sehen, „abzuholen“. Ferner seien Initiativen notwendig, die helfen, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Zudem müssten die Vorteile der Region und die Lebensqualität noch stärker beworben werden.

Fachkräftepool auffüllen

Einig war man sich darin, dass der Verein sich als „Verbund“ sehe, der gemeinsam etwas bewirken wolle. Es sei oberstes Ziel, sagte Häfele, „gemeinsam den Pool an Fachkräften und Auszubildenden in der Region für die Branche „aufzufüllen“.

Mit Tempus fugit

Als erste Umsetzungsmaßnahme nach dem Workshop plant Chemie und Pharma am Hochrhein, im kommenden Jahr das Projekt zur Berufsorientierung für Schüler des Freien Theaters Tempus fugit, „Nur Mut 2.0“, zu unterstützen. Bei diesem Theaterprojekt setzen sich Schüler, die ein Jahr vor der Abschlussprüfung stehen, aktiv mit ihrer beruflichen Zukunft auseinander und werden ermutigt, ihr Leben selbst zu gestalten.

„Science Mobil“

Ferner organisiert der Verein auch in diesem Jahr das „Science Mobil“, das vom 29. November bis 1. Dezember an Schulen in der Region interaktive Wissenschaftsshows präsentiert. Ziel ist es, Schüler für eine Ausbildung in der Chemie und Pharma-Branche zu begeistern.

Mitarbeiterbindung

Im anschließenden Vortrag von Uwe Schirmer, Studiengangsleiter BWL-Personalmanagement bei der DHBW Lörrach, gab es anregende Einblicke und Empfehlungen zum Thema „Onboarding“ und Bindung von Mitarbeitern. So schlägt er vor, das „Onboarding“ genau zu planen und aktiv zu gestalten, sozusagen als Vorstufe zur Personalbindung. Wichtig sei es, bei Mitarbeitern eine emotionale Verbundenheit und Begeisterung zum Unternehmen zu schaffen.

Schirmer sagte: „Emotionale Ansprache und eine attraktive Unternehmenskultur sind heute entscheidend, wenn man die Verbundenheit seiner Mitarbeiter zum Unternehmen steigern will, denn wer wegen Geld kommt, geht auch wieder wegen Geld.“

Die Teilnehmer des Runden Tisches waren sich einig, dass der Dialog untereinander und gemeinsame Initiativen wichtig sind, damit die Region auch zukünftig wettbewerbsfähig bleibt.

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