Rheinfelden Hoffnung und Haare weichen

Die Oberbadische
Glänzte mit seinem neuen Kabarettprogramm: Uli Boettcher                                          Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Uli Boettcher im Rheinfelder Bürgersaal

Von Gerd Lustig

Rheinfelden. „50 – das war für mich als junger Mensch der kleine Bruder vom Tod“, bekennt Uli Boettcher. Doch jetzt, wo er selbst diese Altersgrenze überschritten hat, fühlt es sich für ihn – abgesehen von den immer häufiger auftretenden Wehwehchen und Unzulänglichkeiten – doch ganz gut an.

Der schwäbische Kabarettist, Jahrgang 1966, bietet in seinem neuen Programm „Ü 50 – Silberrücken im Nebel“ einen amüsanten bis aberwitzigen Rundumschlag über den Mann jenseits der 50. Geschlagene zweieinhalb Stunden (Zugabe eingerechnet) plaudert er munter darüber, was Mann, eigentlich in den besten Jahren, für eine Rolle spielt. Und weil der brillante Schauspieler und wortgewandte Erzähler seinen Auftritt mit viel Theatralik, Dramaturgie und intelligenten Lachpfeilen spickt, wurde es ein ganz wunderbarer Abend in der Reihe „Kabarett im Bürgersaal“.

Es war aber auch an der Zeit, dass dieser Boettcher nach seinem grandiosen Programm „Ü 40 – die Partei ist vorbei“ wieder auf die Bühnen kommt. Sein neues Programm ist so originell wie anspielungsreich sowie auch hinlänglich selbstkritisch. Ähnlich wie der Gorilla in der Affenherde, jener erfahrene, starke Silberrücken, der für die Sicherheit der Gruppe sorgt, preist er das Gute des Mannes über 50 mit all seinem sozialen und beruflichen Habitus an.

Schonungslos geht er aber auch mit dem langsam aufsteigenden Nebel in diesem Alter ins Gericht, in dem Hoffnungen und Haare weichen, dafür Enttäuschungen aufsteigen. Und ebenso auch die gereifte Erkenntnis von der „unendlichen Endlichkeit des Lebens“: „Aus diesem Leben kommen wir nicht lebendig heraus.“

In diesem Spagat zwischen „Unzulänglichkeiten annehmen“ und „in Depression verfallen“, bewegt er sich traumwandlerisch sicher und mit gewieftem Wortwitz ausgestattet durch den Abend; plaudert von Familie, Frau, Kindern, Eltern, Ehe, Tod und Arbeitskollegen, baut aber auch gekonnt den einen oder anderen Zuschauer mit ein und beweist, dass er auch die Spielarten der Stand up-Comedy beherrscht.

Man denkt, man wird ruhiger und gelassener im Alter: „Aber nein“, sagt Boettcher. Denn man rege sich über immer mehr auf, beispielsweise über McDonald’s-Tüten-Wegschmeißer, Kippen-aus-dem-Auto-Rauswerfer oder In-der-zweiten-Reihe-Parker.

Doch so manches altersbedingte Ärgernis wird durch körperliche Mängel ausgeglichen: „Je unschärfer ich sehe, desto schärfer wird meine Frau“, verrät er. Und er nennt Tricks: „Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich Ruinen um mich brauche, um besser auszusehen. Mein Jungbrunnen aber ist der Friedhof.“

Zu einer absolut köstlichen Nummer avanciert seine Schilderung über Vasektomie als Einschnitt im wahrsten Sinne im Leben eines Mannes. Ebenso prägnant serviert er die Lösung, wie seine Frau es schaffte, ihm den Einzug seiner Eltern zu ersparen – indem sie kurzerhand wie ein Liebes-Tsunami über ihn herfiel, wobei offenbar derart laute Geräusche entstanden, dass die Alten von ihrer abstrusen Idee Abstand nahmen. Die Erkenntnis folgt auf dem Fuße: „Frauen lösen Probleme, nicht wir Männer“, betont er, um aber sogleich nachzulegen: „Weil sie die einzigen sind, die Probleme haben!“

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