Rheinfelden Integration findet am Hochbeet statt

Die Oberbadische
Da packen alle gerne mit an: Es gibt den geflüchteten Menschen, die jetzt hier in Rheinfelden wohnen, zumindest ein Stück Heimat. 17 Haushalte sind beim „Stadtgärtle“-Projekt dabei. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Grüner Leben: In Rheinfelden nehmen auch Flüchtlinge an der Aktion „Stadtgärtle“ teil

„Das ist schon eine schöne Erfolgsgeschichte“, sagt im Brustton der Überzeugung Jacqueline Zeng, die Integrationsbeauftragte der Stadt Rheinfelden. Dass 17 Haushalte von geflüchteten Familien im vorderen Teil der ehemaligen Metzgergrube in Rheinfelden beim Projekt „Stadtgärtle“ mitmachen, davon hätte sie nicht zu träumen gewagt. Mindestens einmal und im besten Falle mehrmals wöchentlich heißt es fortan: Auf zum öffentlichen Gärtnern, Hochbeete bauen und sie mit Pflanzen und Gemüse im Selbstanbau zu bewirtschaften.

Von Gerd Lustig

Rheinfelden. „Jetzt müssen nur noch alle bei der Stange bleiben“, hoffen die Integrationsbeauftragte und auch Marita Markoni vom Freundeskreis Asyl, die bei der Aktion unterstützend dabei ist und mitkoordiniert. „Stadtgärtnern ist gelebte Integration, das gibt den Menschen zumindest ein kleines Stück Heimat zurück“, wissen beide. Denn in den meisten Fällen haben die Menschen aus Syrien, Iran, Irak, Afghanistan oder Pakistan vor der Flucht in ihrer Heimat ein bisschen das Gärtnern zur Selbstversorgung betrieben.

Gärtnermeister leitet an

Und dass sie jetzt gärtnern unter der Anleitung des Gärtnermeisters Joachim Schlageter aus Bad Säckingen, der bereits seit knapp vier Jahren das Stadtgärtnern für die ganze Bevölkerung rund um die „Rote Freiraumkiste“ bei der Metzgergrube betreut, gefällt den Geflüchteten.

Alle packen fleißig an

Neu- und wissbegierig schauen sie immer wieder zu Joachim Schlageter, wie er dabei ist, zu erklären, wie man ein Hochbeet baut – mit Sand und Ziegeln. Und kurz darauf packen alle fleißig mit an. Dass es den Leuten Freude und Spaß macht, sieht man ihnen an. „Das ist etwas Vernünftiges, später können wir auch selbst ernten, etwa Tomaten und Salat“, übersetzt Sibu aus Afghanistan einen Mann mittleren Alters aus dem Raum Syrien, der versprach, gerne bei dem Projekt dabei zu sein und regelmäßig zu kommen. Auch auf diese Art ist es ihm ja schließlich möglich peu a peu Deutsch zu lernen. „Das ist mir geradezu ein Bedürfnis“, versichert dieser Farid Nori glaubhaft.

„Diese Regelmäßigkeit ist sehr wichtig“, betont auch Jacqueline Zeng. Denn das ist auch der Schlüssel zum Erfolg des Projektes – und sichert letztlich auch die Förderung (die Materialien kamen weitestgehend vom Lokalen Bündnis). Bei jedem gemeinsamen Treffen am Wochenende wird daher genau Buch geführt, wer zum gemeinsamen Gärtnern da ist. Die meisten kommen dabei von dem neuen Gebäude an der Werderstraße, das die Stadt im Rahmen der Anschlussunterbringung für die Geflüchteten gebaut und Anfang des Jahres fertig gestellt hat. „Das liegt ja gerade um die Ecke, trifft sich also gut für unser Projekt“, weiß Zeng. Für andere aus der Schildgasse oder der Römerstraße ist der Weg oft zu weit.

Die Idee zu diesem Projekt schlummerte schon lange in verschiedenen Köpfen. Gärtnermeister Joachim Schlageter hatte mit ähnlichen Projekten in anderen Kommunen gute Erfahrung gemacht. Und jetzt war letztlich der Anstoß von den Flüchtlingen selbst gekommen. Ziel des Projektes ist es, durch die gemeinsame Tätigkeit Kontakt zwischen der Bevölkerung und den Geflüchteten zu ermöglichen.

Berührungspunkt

„Unserer Erfahrung nach, bewegen sich die Geflüchteten im Alltag sehr stark in ihren eigenen Kreise. Es gibt wenig Berührungspunkte zur einheimischen Bevölkerung“, erklärt die Integrationsbeauftragte. Und mit dem „Stadtgärtle“-Projekt sieht sie geradezu einen idealen „Berührungspunkt“ geschaffen. Die Beteiligten sollen vor allem die Pflege selbst in die Hand nehmen. Jedes Beet wird von zwei Haushalten oder zwei Einzelpersonen bestellt.    

Fest im Visier ist dabei, dass nach der Projektphase die geflüchteten Familien gemeinsam mit der hiesigen Bevölkerung das Gärtnern bei der „Roten Freiraumkiste“ gemeinsam betreiben und in die „Stadtgärtle-Gruppe“ integriert werden.

Platz für weitere Beete

„Und Platz genug für weitere Beete ist da, die Schlange kann noch weiter vergrößert werden“, lacht Schlageter. Und auch Bürgermeisterin Diana Stöcker hat ob des Erfolges gut Lachen. Das „Stadtgärtle“ sei bislang bereits durch die Einbindung von Kindergärten und dem Hertener St. Josefshaus ein integratives Projekt. Es sei daher für alle sehr interessant und spannend, jetzt auch Menschen mit Fluchthintergrund in das Projekt einzubinden. „Unser Stadtgärtle ist noch internationaler geworden“, freut sich die Bürgermeisterin.

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