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Rheinfelden Iris Butzke lässt sich nicht hängen

Die Oberbadische
Iris Butzke (51), die seit fünf Jahren in Rheinfelden lebt, ist seit vielen Jahren psychisch krank. Seit Juni ist sie obendrein auch noch an den Rollstuhl gebunden. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

SchicksalIm Rollstuhl und psychisch krank

Unterkriegen lassen? Nicht mit Iris Butzke. Dabei hat es die 51-jährige Schweizerin, die seit fünf Jahren in Rheinfelden lebt und seit 1999 auch einen deutschen Pass hat, nicht gerade leicht.

Von Gerd Lustig

Rheinfelden. Von Kindesbeinen an schon psychisch krank, gab es auch in den vergangenen Jahren immer wieder weitere gesundheitliche und private Rückschläge.

Das Schlimmste für sie ist indes, dass sie seit Juni dieses Jahres nicht mehr laufen kann und daher auf den Rollstuhl angewiesen ist. So ist sie die meiste Zeit an ihr Zuhause im Fécampring gebunden, das sie mit ihrem behinderten Mann Arthur, der nur noch ganz schlecht sieht, teilt.

„Ich gehe aber offen mit der ganzen Situation um, will mich nicht verstecken und trotz allem Kontakte pflegen“, gibt sie sich kämpferisch. Dass sie mit ihrem Rollstuhl aber oft an Grenzen stößt, stört sie und macht sie traurig. Da seien zum einen viele abfallende Gehwege, vor allem Richtung Bahnhof und auch zum Rhein hinunter. „Da ist das Schieben allein schon anstrengend, geschweige denn kann man selbst fahren“, sagt sie.

Aber auch beim Gang zum Einkaufen, bei Arztbesuchen sowie auch in Bus und Bahn: Überall gibt’s Hindernisse und Erschwernisse. Und auch, dass an vielen Ampeln kein Piepston für Menschen mit Sehbinderungen eingerichtet ist, bemängelt sie. „Da würde ich mir jede Menge Verbesserungen wünschen“, erklärt die 51-Jährige.

Bis vor einem Jahr war sie regelmäßig beim „Offenen Treff für psychisch Kranke“ in Schopfheim gewesen, davor auch im „Haus Sonnenschein“ in Lörrach. Das geht aber inzwischen nicht mehr, weil sie mit dem „Rolli“ nicht mehr hinkommt. Daher hat sie in Rheinfelden lediglich einen fixen Termin: den Frühstückstreff in der evangelischen Kirche, immer dienstags von 10 bis 12 Uhr, wenngleich der mit dem Rollstuhl auch schwierig zu erreichen ist. Mit dem Rollinetzwerk und auch mit dem Arbeitskreis Barrierefrei in Rheinfelden, von denen sie bislang noch nichts gehört hatte, will sie baldmöglichst Kontakt aufnehmen.

Genau Kontakte sowie Gesprächs- und Austauschmöglichkeiten, das ist es, was sich die seit vielen Jahren seelisch kranke Frau wünscht. „Wir wollen auch anerkannt sein“, sagt sie, die es oftmals als Mangel und als Kränkung zugleich empfindet, dass gesunde Menschen einen Bogen um sie machen, der Begegnung mit psychisch kranken Menschen quasi ausweichen. Oft stecke hinter der Zurückhaltung der Gesellschaft auch Unsicherheit, vermutet sie. Dabei sei es eigentlich ganz einfach. Gesunde Menschen sollten keine Angst haben, sondern seelisch Kranken „ganz normal“ begegnen, Fragen stellen, zuhören oder auch mal „in den Arm nehmen“, rät sie. Psychisch Kranke seien einfach nur ein bisschen anders und ein bisschen langsamer als andere. Die nötige Eigeninitiative überfordere zuweilen. Man verfalle mithin oftmals in Trauer, Selbstzweifel und auch Lethargie.

Mittlerweile hat sie angefangen, ihre Gedanken aufzuschreiben und ihre seelische Pein in Worte zu fassen. „Ich schreibe viel auf, weil es mir auch hilft“, sagt Butzke. Und irgendwann einmal möchte sie ihre Aufzeichnungen vielleicht auch als Buch veröffentlichen. „Wer mir dabei helfen möchte, ist gerne willkommen“, so die 51-Jährige. Nicht zuletzt geht es ihr vor allem darum, bei den Menschen Verständnis zu wecken dafür, wie seelisch Kranke ihre innere Welt und jene um sie herum erleben.

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