Rheinfelden Kleine Lichtblicke für neuen Wald

(rr)
Bernhard Schirmer (links) und Thomas Hirrner brachten Karten mit, auf denen die zu erwartende Baumartennutzung kommender Jahrzehnte dargestellt ist. Auch die Buchenbestände werden kleiner sein. Foto: Rolf Reißmann

Forstbericht: Zu empfindliche Fichten in absehbarer Zeit kaum noch in der Region anzutreffen.

Rheinfelden - Dem Wald in Deutschland geht es schlecht, dem Stadtwald von Rheinfelden auch. Dies war auch der Grund, dass Oberbürgermeister Klaus Eberhardt und der Gemeinderat der Löwenstadt trotz der Corona-Einschränkungen auf die turnusmäßige Waldbegehung nicht verzichten wollten. In kleinerer Gruppe als sonst, aber mit Vertretern aller Fraktionen gingen Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer und Revierförster Thomas Hirner zu Wochenbeginn zu sehr unterschiedlichen Waldbereichen.

Trockenheit und Schädlinge griffen den Stadtwald zum Teil erheblich an. Zwar ging schon in den zurückliegenden Jahrzehnten der Anteil der vor allem vom Borkenkäfer angegriffenen Fichte erheblich zurück, aber auch die noch vorhandenen geringen Bestände sind massiv befallen. 1982 waren noch 400 Hektar des Stadtwaldes mit Fichten bewachsen, derzeit sind es nur noch rund 200 Hektar.

„Die Fichte ist eine Baumart, die wir in absehbarer Zeit in unserer Region nur noch in sehr geringer Zahl antreffen werden,“ erklärte Schirmer. „Fichten sind einfach zu empfindlich, stark geschwächt durch Trockenheit und dann erst recht nicht mehr widerstandsfähig gegen den Käferbefall.“ Allerdings, das hauptsächlich durch die drei aufeinanderfolgenden Hitzesommer seit 2018 entstandene Defizit im Grundwasser macht inzwischen auch Laubbäumen zu schaffen. Viele Buchen sind angegriffen. Schirmer beschrieb, dass am Zustand der Kronen erkennbar ist, welche Bäume wegen Wassermangels geschädigt sind. Oberbürgermeister Klaus Eberhardt zeigte sich vor allem beeindruckt von gut gedeihenden Jungbeständen, die mit neuen Baumarten bepflanzt wurden.

Allein in den letzten Jahren wurde mit rund 30 Baumarten experimentiert, die hier früher nicht zum Bestand gehörten. „Ich sehe mit viel Respekt, wie die Förster heute schon an den Wald der übernächsten und noch späteren Generationen denken“, meinte Eberhardt. „Mit diesen Anpflanzungen schaffen sie Zukunft.“ Mit den jetzt andachten Ausgleichsflächen für den Weiterbau der A 98 stehen dann auch neue Areale für den Waldumbau zur Verfügung.

Revierförster Thomas Hirner verwies auf einige Waldabschnitte, wo frühere Fichtenbestände durch Stieleichen ersetzt wurden, experimentiert werde noch mit der Hybridnuss, einem schnell wachsenden Laubbaum. „Wir sollten die soziale Funktion des Stadtwaldes nicht übersehen,“ meinte er. „Gerade in den zurückliegenden Monaten mit Einschränkungen in den Orten zog es viel mehr Einwohner in den Wald, dabei verfolgten sie den Waldumbau und lernten neue Baumarten kennen.“ Die Forstverwaltung konzentriert sich derzeit auf die Anpassung der langfristigen Forsteinrichtung und auf die Jungbestandspflege. Bis 2023 werden vor allem neue Kulturen viel Arbeitsaufwand binden. Bis zum Alter von etwa 30 Jahren ist regelmäßige Pflege erforderlich. Um den Waldnaturschutz weiter zu verbessern, wird das Totholzkonzept beibehalten, dazu bleiben eben kleine Inseln in den Waldflächen sich völlig selbst überlassen, dort werden keine absterbenden Bäume beseitigt.

Klimabedingte Schäden rücken in den Vorgrund

Die klimabedingten Waldschäden rücken in den Vordergrund. Neben dem Wassermangel bereitet auch das Eschentriebsterben immer mehr Probleme, auch diese Baumart wird wohl in den kommenden Jahren nahezu völlig aus unsere Wälder verschwinden. Schließlich verwies Schirmer noch auf die Klimafunktion des Waldes durch seine Nutzung. Auch verarbeitetes Holz ein Kohlendioxidspeicher bleibt, gibt das Gas also nicht an die Umgebung ab, insofern tragen Holzbauten zum Klimaschutz bei. Negative Folge der Waldschäden sind die sinkenden Holzpreise. Mit Schadholz aus Stürmen und Stämmen nach Insektenbefall lassen sich nur Niedrigpreise erzielen. Ohnehin reduziere die Forstverwaltung den planmäßigen Hieb um 400 Festmeter im Jahr, so wird also in der Stadtkasse ein Defizit entstehen.

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