Rheinfelden Kritischer Geist, Maler und genuiner Zeichner

Die Oberbadische
Rolf Zimmermann neben seinem Bild „Maskierte Puppe“ und Heidi Nübling im Rheinfelder Haus Salmegg Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Ausstellung: Rolf Zimmermann stellt zusammen mit seiner ehemaligen Studentin Heidi Nübling im Haus Salmegg aus

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Neben Anselm Kiefer ist der Karlsruher Rolf Zimmermann einer der wichtigsten Maler der Gegenwart, die sich in ihren Werken Themen der deutschen Geschichte und Gegenwart widmen. Zimmermann (70), der ursprünglich vom Hochrhein stammt, ist ein kritischer Geist und politisch in seiner Kunst. Bezeichnenderweise heißen seine bekanntesten Werke „Polen-Zyklus“ und „Asylbewerber warten“. Aus beiden Gemäldezyklen sieht man in der Ausstellung im Rheinfelder Haus Salmegg Werkbeispiele.

Aufgelockert wird die an sich düstere Bilderwelt der „Kollaborateure“ und der „Alpträume des Hans Filbinger“ durch lichte, blaue Landschaftsmalerei von Heidi Nübling, einer ehemaligen Studentin Zimmermanns. Die Arbeiten der aus Grenzach stammenden Malerin sind landschaftlich geprägt. Das Motto „Verwandlungen“ passt gut auch auf ihre Landschaften, allein schon technisch, zumindest in ihren kleinen „Life-Pictures“, übermalten Polaroid-Fotos.

Blau ist Nüblings Farbe, abgestuft der Übergang von Wasser zu Himmel, blau sind die Wolken, silbern das Meer, dunkel der Gewitterhimmel. Überhaupt heißt ihr Grundthema „Himmel“. Augenscheinlich in Küstenbildern von der dänischen Ostsee, der norwegischen Inselgruppe der Lofoten, in Wasserspiegelungen. Gern auch mal in einem Seestück mit Bootssteg, einem stillen Abendmeer mit Schilf, oder – sehr poetisch betitelt – einem „Abendhimmel über blickstillem Meer“.

Das ist alles nichts Konkretes, sondern wirkliche Verwandlung, Dinge, die im Malprozess entstehen, wie die angedeuteten Boote, der festgemachte Bootssteg oder die Seevögel. Die Übergänge sind bei Nübling das Spannende. Auch die Lichtverhältnisse. Ihre Natur kommt ohne Menschen aus. Eine schöne Natur, zu der ganz neu auch Lappland dazustieß, eine weite blaue Landschaft, dünne Birken im Schnee. Fast wie Aquarelle.

Ein paar Tuschen als Ergänzung – schließlich hat sie bei Zimmermann Zeichnung studiert –, um Formen zu erkennen, das Sehen zu lernen. Zwei blaue Faune, überraschend mal etwas Figürliches, und dann das „grüne Zimmer“, eine Serie mit dänischen Mooren und Donautal. Die Wasserbilder, bei denen das Licht faszinierend festgehalten wird, passen überhaupt schön an den Rhein!

Im Foyer des Ausstellungshauses steht man gleich vor einem großformatigen Bild Zimmermanns mit aufgeklappten, monochromen schwarzen Schirmen. Durch das Aufklappen entsteht ein Raum. Und auch die Monochromie spürt man durch das Aufspannen deutlicher. Es ist eine sehr malerische Serie aus den späten 70er Jahren, denn am Anfang hat Zimmermann keine politischen Bilder gemalt; die kommen erst so ab den 1990er Jahren.

Auch ein von ihm so genanntes „Übergangsbild“, ein Vorläufer zum Polen-Zyklus, hängt in dem Raum („Maskierte Puppe“), eines der zeitkritischen Figurenbilder, die oft zweideutig sind. Die maskierten Gesichter, die wie in „Kollaborateure“, einem Hauptwerk Zimmermanns, das Gräueltaten von 1942 verarbeitet, haben etwas Fratzenhaftes. Schwarzweiß-Fotografien aus der Nazizeit sind die Vorlage für diese großen Geschichts-Tableaus, in denen der Karlsruher Künstler schwere Kriegsverbrecher anklagt und sich mit dem Täter-Opfer-Motiv auseinandersetzt.

In dem Asyl-Zyklus kommt das Thema Verwandlung und Verfremdung fast noch stärker zum Ausdruck in den Figuren, die wie insektenartige Wesen aussehen. Eher in die Kategorie „Räumlich“ gehören die präzisen Bilder von zerknülltem Papier und einfachen Dingen wie Löffel und Blätter, Glühbirnen und Wundpflaster. In den Linien und Strukturen dieser unspektakuläreren Stillleben kommt der genuine Zeichner im Maler Rolf Zimmermann zum Vorschein.   Bis 18. November, Sa und So 12-17 Uhr

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