Rheinfelden Melancholisch-poetische Sicht auf das Leben

Die Oberbadische
Intellekt und Poesie von Turid Müller Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Turid Müller gastierte mit Programm „Teilzeitrebellin“ im Rheinfelder Bürgersaal

Von Gerd Lustig

Rheinfelden. Kabarett muss nicht immer total erheiternd und zum Lachen sein. Zumindest Turid Müller versteht ihre Gastspiele auf der Bühne so. Sie gibt eher die Chanson-Kabarettistin und serviert singend, gepaart mit Intellekt und Poesie, ihre meist nachdenkliche und melancholische Sichtweise vom Leben, von den Dingen und der Gesellschaft.

„Ich bin nicht lustig“, warnt die Schauspielerin und Kabarettistin sowie Diplom-Psychologin am Anfang ihres Programms ihr Publikum vor. Diese Schenkelklopferei, nein, die möge sie einfach nicht, macht sie deutlich und erklärt mit leicht bissigem, sarkastischen Unterton auch warum: „Schließlich ist das Schenkelklopfen ja auch schon unter der Gürtellinie.“

Markige und deftige Sprüche, das ist nicht ihr Ding. Kleine Seitenhiebe, ironische Wortspielereien und Andeutungen schon eher, und das auch noch warm, behutsam und subtil verpackt. Mit ihrem neuen Programm „Teilzeitrebellin“, bei dem sie am Klavier von Stephan Sieveking begleitet wurde, gastierte sie jetzt im Rahmen der Reihe „Kabarett im Bürgersaal“ in Rheinfelden. Von Rebellin oder Rebellion gab es kaum eine Spur. Vielmehr schlägt Turid Müller zart-kritische, düstere sowie nachdenkliche und besinnliche Töne an. Der Zwei Stunden-Abend avanciert zu einer Show mit bühnentherapeutischer Couch, in der meist das zur Sprache kommt, was oftmals unter den Teppich und fernab von eigenen Prinzipien gekehrt wird.

Politik, Gesellschaft und das Leben: Daraus schöpft sie Themen. In ihrem Programm wagt sie den täglichen Spagat zwischen Idealen und Realität, verbunden mit den oftmals vordergründig und selbst auferlegten Werten und ihrem zwangsläufig immanenten Chaos. Daher rät sie auch dazu, lieber meisterlich zu scheitern und zu patzen als gezwungenermaßen, gehetzt und gedrängt immer zu funktionieren. Dazu passte letztlich auch ihr Lied „Überstundenhotel“, in dem sie den ständig steigenden Zwang zu noch mehr Arbeit und noch mehr Tun auf Kosten der Ruhe und Besinnung geißelt. Spätestens jetzt nimmt man ihr ab, dass sie nicht bloß unterhalten will.

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