Rheinfelden „Menschlichkeit ist niemals falsch“

Die Oberbadische
Lars Reichow, Kabarettist, Pianist und Komponist, präsentierte im Rheinfelder Bürgersaal sein neustes Programm mit dem Titel „Lust“. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Lars Reichow serviert geballte Ladung Wortwitz im Rheinfelder Bürgersaal

Von Gerd Lustig

Rheinfelden. Er ist ein Plauderer vor dem Herrn, wohlgemerkt in bestem Sinne, nicht im Stile eines Dampfplauderers. Er spricht über Banales und Alltägliches ebenso wie über die Politik. Dann wieder lässt er seine Hände flink über die Tasten seines Flügels gleiten und haut anspruchsvolle wie nachdenkliche Lieder raus. Die Rede ist von Lars Reichow.

Der Kabarettist, Pianist, Komponist, TV-Moderator servierte bei seinem jüngsten Auftritt im Rheinfelder Bürgersaal eine geballte Ladung an Wortwitz, Satire und gescheiten Gedanken. Das gute dabei: Der Lachfaktor ist stets inklusive. Die gut zwei Stunden dieses amüsant-illustren Abends vergehen daher wie im Flug.

Dass er es am Ende bei nur einer Zugabe bewenden lässt, verzeiht im das dankbare Publikum gerne. Zumal sich der Künstler in der Show unüberhörbar mit einer handfesten Erkältung mit Hustenreiz herumplagte, gab’s ein schnelles Nachsehen. Andere hätten vielleicht abgesagt. Nicht aber der 54-jährige Mainzer, im Übrigen Träger des Deutschen Kleinkunstpreises. „Und sie haben mich ja auch schon ein bisschen gesund gemacht“, schmeichelt er den begeisterten Zuhörern.

„Lust“ nennt er sein neues Programm, das er jetzt auch in großen Teilen im Bürgersaal präsentierte. Und Lust macht der wortgewandte Kabarettist in vielfacher Themenhinsicht, und er macht Lust auf Mehr. Reichow spricht erstmals offen und facettenreich über die Lust: Lust auf Liebe, Lust auf Leben, Lust auf Politik, Lust statt Lüge. Nach dem Vorgängerprogramm „Freiheit“ folgen jetzt die Werte Anstand, Haltung und Wahrheit, Werte, die in der heutigen Zeit leider und allzu oft nicht ganz obenan stehen. Und dazu gibt Reichow noch wertvolle Tipps für Hundeliebhaber, erklärt, warum es ziemlich lustig sein kann, der eigenen 79-jährigen Mutter ein Handy zu schenken oder auch, wenn man versucht, die Lust auf dem TV-Bildschirm ins eigene Schlafzimmer zu übertragen.

Reichow ist durchtrieben, er ist gewieft, bisweilen ist er bissig und sarkastisch, er ist rhetorisch geschult, und so darf man ihn zu den besten Kabarettisten im Land zählen.

Eine Glanznummer ist der Auftritt als weltoffener, junger, dynamischer Kardinal, der Kirchenoberen wie Gläubigen ein wenig die Leviten liest. Im Stil eines Büttenredners der Mainzer Fernsehfastnacht poltert er in skurrilen „Folikeln aus dem zweiten Fundament“ gegen den einen oder anderen Missstand, fordert unter anderem die Freigabe der „Christel Mäss“, einem Konglomerat von Weihrauch, Redbull und Preziosen, und zwar dies in Zusammenarbeit mit der Nachbardiözese in Amsterdam. Letztlich sprach er vom Glück der Kirche mit ihren Immobilien, gleichwohl auch vom Pech mit dem Bodenpersonal., das sich oftmals wie „Fruchtfliegen am großen Fruchtsalat des Herrn labt“. Viele Breitseiten kriegen auch Politiker wie Angela Merkel, Horst Seehofer, der Boris Johnson, Emmanuel Macron und vor allem Donald Trump ab. Reichows Fazit: „Mit Menschlichkeit kann man niemals falsch liegen.“

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