Rheinfelden Mit Rauschebart und Blockflöte

Die Oberbadische
Das Trio lieferte eine „besondere Bescherung“. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Musik-Kabarett: „Wildes Holz“ servierte mit „Alle Jahre wilder“ besondere Weihnachtsmusik im Bürgersaal

Von Gerd Lustig

Rheinfelden. Weihnachten und Blockflöte gehören unweigerlich zusammen. Beim Trio „Wildes Holz“ ist dies ebenfalls so. Doch die drei Musiker interpretieren die hinlänglich bekannten weihnachtlichen Weisen auf ihre Art ganz anders. „Unter dem Titel „Alle Jahre wilder“ sorgten sie in der Reihe „Kabarett im Bürgersaal“ in Rheinfelden am Mittwochabend für eine besondere Bescherung. Zwar hat das Ganze nicht unbedingt mit Kabarett zu tun. Abgesehen von ein paar klitzekleinen sprachlichen und ironisch angehauchten Seitenhieben bleibt der Abend frei von Wortspielereien oder satirischen Wortgebilden.

Geboten wird vielmehr rund zwei Stunden lang ein musikalisches Feuerwerk mit Gitarren, Kontrabass und Flöten, das dank des Könnens der Protagonisten und die Zuhörer begeisterte. „Wir spielen Weihnachtliches und auch andere Lieder“, hatte Bandleader Tobias Reisige gleich zu Beginn versprochen. Das Konzert avancierte zu einer Art Parforceritt durch die Musikliteratur und diverse Genres.

In ihrem neuen Programm verbinden „Wildes Holz“ Höhenflüge mit Tiefgang und Kraft mit Finesse. Von der klassischen Hochkultur zu den Niederungen der Popmusik ist es bei dieser Band nicht weit, quasi nur ein Saiten-Sprung. Menuett und Mandoline harmonieren blendend, derweil die Blockflöte zur Rockflöte mutiert und eine Gitarre wie auch eine Rockröhre ersetzt. Geheimnisvoll und vieldeutig klingen die eigenen Kompositionen, wild und zugleich zart können sie sein.

Nur gut, dass die Band im vergangenen Jahr nicht aus der Bahn geworfen wurde, als sie ein Schicksalsschlag traf. Gitarrist Anto Karaula verstarb plötzlich. Sie nahmen mit Freunden eine Benefiz-CD auf, die auch viele Stücke von Anto enthält. Und schließlich fand „Wildes Holz“, 1998 gegründet, in Djamel Laroussi aus Algerien einen neuen Gitarristen – neben dem Flötisten Tobias Reisige und Markus Conrads am Kontrabass.

Das Trio kombiniert auf der Bühne das kleine weihnachtliche „Folterholz Blockflöte“, die eigentlich niemand hören will, die aber irgendwie dazugehört, mit einer akustischen Gitarre und einem Kontrabass, dies aber mit einer gehörigen Portion Rock’n’ Roll gewürzt. Immer wieder sind die Weihnachtsmelodien in die Musik eingewebt. So entsteht eine irrwitzige Musik, die Virtuosität und Trash, Romantik und Disco miteinander verbindet. Klassik und Rock reichen sich die Hand, Grunge und Reggae treffen sich mit Maria im Dornwald. Da wird etwa ein Stück der Red Hot Chili Peppers kurz mal unterbrochen von „Move it“ des Rap-Duos „Reel 2 Real“, um direkt in das Weihnachtslied „Kommet ihr Hirten“ überzugehen. Echt krass und wild!

Das i-Tüpfelchen: Die Blockflöte wird zum perfekten Instrument gegen Weihnachtsharmonie. Sie ist ein echter Alleskönner. Sie pfeift, trällert, tiriliert, sie quietscht, schrillt, grunzt und röhrt oder aber sie jauchzt, seufzt, säuselt und betört. Man muss sein Handwerk und sein Instrument nur beherrschen. Und das tut dieser Flöten-Derwisch Tobias Reisige. Nicht zuletzt beweist er das bei dem von ihm allein auf diversen Flöten gespielten Quartett – wirklich Klasse.

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