Rheinfelden Mit seelenvollem und romantischem Ton

Die Oberbadische
Das populäre zweite Klavierkonzert von Chopin spielte die russische Pianistin Daria Kochetkova mit der Russischen Nationalphilharmonie aus Saratov brillant und lyrisch. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Russische Nationalphilharmonie spielt bei Meisterkonzerten im Bürgersaal im Rathaus

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Chopins Klavierkonzerte gehören zu den Favoritstücken des Repertoires. Und auch Tschaikowskys „Schwanensee“ ist als Ballettmusik populär. Diese beiden Komponisten kombinierte die Russische Nationalphilharmonie aus der Wolgastadt Saratov in der von der Südwestdeutschen Mozart-Gesellschaft und dem Kulturamt gemeinsam organisierten Reihe der Meisterkonzerte im sehr gut besuchten Bürgersaal im Rathaus. Das Orchester gab vier Konzerte in Deutschland, davon eines in Rheinfelden.

Ein Werk wie Chopins f-Moll-Konzert Nr. 2 braucht klangliche Rundung und Klavier-Belcanto. Der zweite Satz, das Larghetto, ist ein einziger lyrischer Monolog und verströmt, wenn die aus Kaliningrad stammende Daria Kochetkova am Flügel sitzt, einiges an kantabler Poesie. Das war schön interpretierte romantische Klaviermusik zum Auftakt dieses Gastspiels, die dem Musikromantiker Chopin mit seinem klassischem Formbewusstsein durchaus gerecht wurde.

Die junge Pianistin, die allerdings beim Applaus streng schaute, machte indes spieltechnisch einen glänzenden Eindruck. Die in Russland namhafte Solistin meisterte auch den schwierigen Schlusssatz ohne Hemmschuhe und im Tempo konstant, mit fingerflinken Läufen und erheblicher Passagenbrillanz.

Der erste Gastdirigent Arkadi Feldman arbeitet schon viele Jahre mit der Konzertpianistin, was man in der stimmigen Koordination hörte. Das Orchester, ein wichtiger Kulturträger der Wolgaregion und dank vieler deutschstämmiger Einwohner in Saratov auch ein bedeutender Vertreter des deutsch-russischen Kulturaustausches, begleitete nach seinen Möglichkeiten untadelig – wenn auch die Hornrufe im Finale nicht ganz unverwackelt erklangen.

Das vielleicht zeitlich etwas zu kurz geratene Programm, das durchaus vor dem Chopin-Konzert noch eine (russische) Ouvertüre vertragen hätte, ging nach der Pause mit Auszügen aus Tschaikowskys „Schwanensee“ weiter. Dank des großen Bühnenprospekts im Bürgersaal mit einer Ansicht des Rheins beim Inseli durfte man sich die Schwäne dazudenken.

Zu hören gab es in dieser Suite einige musikalische Höhepunkte aus der berühmten Ballettmusik, vor allem den Beginn mit Introduktion, Scène 1 und Valse, den Tanz der Schwäne, und die farbig gespielten charakteristischen Nationaltänze – den ungarischen, spanischen und neapolitanischen – , die auch ohne Choreografie funktionierten.

Das elegische Zentrum war die Scène 5, die jeder Ballettgänger kennt und liebt. Violine und Cello solo begleiten einen Pas de deux, den man sich bildhaft vorstellen konnte. Hilfestellung gaben der Konzertmeister, der mit viel Vibrato die Geige bediente (man hatte hier das Tremolo der Schwäne vor Augen) und die mit warm timbrierten, intensivem Klang spielende Stimmführerin der Celli.

Die Soli saßen also, und das Orchester an sich, das 3000 Kilometer fernab der Heimat auf Konzertreise ist, ging die schwelgerische „Schwanensee“-Musik zwar nicht federleicht an, fand aber doch zu dem russischen, sehnsuchts- und seelenvollen romantischen Ton. Da kein groß besetztes Orchester auf der Bühne war, blieb die Ballettmusik eher schlank als klanglich opulent.

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