^ Rheinfelden: Musikalische Experimentierkiste - Rheinfelden - Verlagshaus Jaumann

Rheinfelden Musikalische Experimentierkiste

Jürgen Scharf
Als Sprechchor fungierte das Spielzeitteam von Tempus fugit bei der „Experimentierkiste“ der Rheinfelder Musikschule. Foto: Jürgen Scharf

Die Musikschule Rheinfelden probierte ein experimentelles Konzertprogramm aus. Spielzeitteam von Tempus fugit mit weniger Theater, dafür mehr Musik dabei.

Jara Santigosa, seit drei Jahren Lehrerin in der Elementaren Musikpädagogik an der Musikschule, öffnete am Samstag bei diesem Konzert im Orffsaal den „Experimentierkasten“ und holte unkonventionelle Töne, Rhythmen, Kontraste und Sprechlaute aus ihm heraus. Man wurde an dadaistische Kunst erinnert, voller Heiterkeit und im freien Experimentierstil.

Legendäre Sprechfuge

Im Zentrum stand die legendäre Sprechfuge von Ernst Toch aus den 1930er Jahren, die „Fuge aus der Geografie“, eine Rhythmusstudie über Ortsnamen wie den Fluss Mississippi, die Stadt Honolulu und den See Titicaca. Dieses Stück erinnerte die älteren Zuhörer, sprich die Eltern der Musikschüler, vielleicht noch an ihren eigenen Musikunterricht.

Animierten das Publikum mit perkussiven Klängen wie Triangel: Jara Santigosa und Musikschulleiter Bernward Braun. Foto: Jürgen Scharf/Picasa

Die einzelnen Variationen dieser gesprochenen Musik wurden in unterschiedlichen Arten realisiert. Mal als reine Bewegung ohne Stimme, mal mit Stimme, mal im Kanon, mal mit perkussiven Klangwerkzeugen und sogar mit Körperpercussion.

Mit Sprechchor

Das Spielzeitteam des Lörracher Theaters Tempus fugit fungierte dabei als Sprechchor. Jara Santigosa, die Leiterin dieser Performance, konnte sich bei dieser „Sprechmusik“ auf die Theaterpädagogen und Schauspieler von Tempus fugit, Elias Füchsle und Lisa Wilfert, blind verlassen. Die Akteure steuerten zu den Sprechlauten viel Bewegung und Rhythmusgefühl bei.

Das klang avantgardistisch und tatsächlich nach „Neuer Musik“, es waren spannende, aus dem Moment heraus geborene Klänge einer „Basic Music“, wie das Musikschulleiter Bernward Braun nannte.

Anders gesagt: Mit dieser gesprochenen Musik wurde ein Musterbeispiel der Neuen Sachlichkeit geschickt und wirkungsvoll als Schulmusik verwertet. Aber das kann dem Wiener Ernst Toch gerade recht sein, schließlich wird er als eher Unbekannter der klassischen Moderne mit solchen Aktionen wiederentdeckt.

Im Programm, eingerahmt von dem Tradition „Greensleeves“ mit Soloposaune, agierten auch von Jara Santigosa gut einstudierte kleine Instrumentalensembles. So hörte man ein Stück von Morton Feldman, der die Erfahrung vermittelte, dass in der musikalischen Erscheinung die Zeit zum Raum wird.

Eine Blockflötengruppe spielt in Feldmans „Intermission 6“ nach an die Wand gebeamter grafischer Notation erst alle Töne einzeln, dann in verschiedenen Klangfarben und Lautstärken zusammen. Bei Roman Haubenstock-Ramati werden nach einer Landkarte mit bunt eingezeichneten Klangregionen Farben einsetzt, für jedes Instrument eine andere: Rot für das Klavier, Blau für die Geige, Orange für die Posaune.

Zehn-Sekunden-Aktionen

Aus der Wundertüte

In den Zehn-Sekunden-Aktionen von Daniel Ott, einem bekannten Neutöner unserer Zeit, werden Karten mit Buchstaben, Ziffern und Zahlen musikalisch umgesetzt, dazu läuft sichtbar eine Digitaluhr mit. Da wurde also auch im Instrumentalbereich einiges Neues aus der „Wundertüte“ geholt.

Publikum macht mit

Drei Lehrer, neben Santigosa an der Rahmentrommel auch Blockflötenlehrerin Ursula Oberle mit Klangstäben und Bernward Braun mit Triangel, animierten das Publikum zum Mitmachen. Da konnte man sich in Klein-Donaueschingen fühlen.

Erste Experimentierkiste

Bei dieser ersten „Experimentierkiste“ wussten Eltern und Kinder nicht, was auf sie zukommt.

Beim nächsten Mal wird es leichter werden, denn diese musikalische Aktion soll in irgendeiner Form wiederholt werden. Auch Tempus fugit wird nicht das letzte Mal dabei gewesen sein.

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