Rheinfelden Patienten suchen neue Hausärzte

Heinz Vollmar
Rheinfelder Ärzte haben sich mit Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung und der Kommunalpolitik getroffen, um die prekäre Lage der ärztlichen Versorgung zu diskutieren. Foto: Heinz Vollmar

Die hausärztliche Versorgung in Rheinfelden verschlechtert sich. Mehr als 2000 Patienten sind nach dem Tod von Hausärztin Gudrun Goldemann und dem Ruhestand von Thomas Hönig vom Hausarztzentrum Rheinfelden ohne hausärztliche Versorgung.

Mit den Worten „Rheinfelden steht derzeit Kopf“ gingen die Ärzte Ludwig Fritze, Udo Schwehr sowie Hannelore Nuß vom Krankenhausförderverein nun in die Offensive. Denn verzweifelte Patienten würden derzeit die verbleibenden Hausarztpraxen überrennen, die ohnehin schon überlastet seien.

So hatten sie am Dienstag die gesamte Rheinfelder Ärzteschaft, Vertreter der Kreiskliniken, der Krankenversicherung, des Gemeinderates, der Kreisärzteschaft sowie Oberbürgermeister Klaus Eberhardt zu einem Treffen eingeladen, um die Situation zu erörtern und nach sofortigen Lösungen zu suchen. Doch solche konnten nicht gefunden werden.

Das konkreteste Ergebnis war die Vereinbarung, einen weiteren Arbeitskreis zu gründen, um nach mittelfristigen Lösungen für ein städtisches Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) zu suchen. Arzt Ludwig Fritze, Mitorganisator des Treffens, bot zudem an, dass Patienten ohne Hausarzt zu ihm kommen könnten. Er werde ihnen Rezepte ausstellen und sie behandeln. Sie als Hausarzt aufzunehmen, lehnte er aber wegen Überlastung ab, ebenso wie die übrigen Hausärzte beim Treffen. Als weitere mögliche Lösung wurde diskutiert, inwieweit die Stadt „Geld in die Hand nehmen soll“, um eine Praxis aufzubauen, in der Rheinfelder Ärzte zusammenarbeiten können. Für diese Idee begeisterte sich aber nur Ludwig Fritze. Er meinte, dass ihm auch einige andere Rheinfelder Ärzte folgen würden.

Knappere Ressourcen

Dass auch die Kommunen in der Pflicht seien, sagte Arzt Andreas Fluck aus Grenzach-Wyhlen. Er betreibt mit Martina Franke-Rothfuchs und Anna Kristin Reifferscheid eine Gemeinschaftspraxis. Fördergelder hätten sie über die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg nicht erhalten, obwohl der Standort Grenzach-Wyhlen dafür in Frage gekommen wäre, so Fluck. Dies hatte auch Dennis Haberland von der KVBW bestätigt.

Fluck betonte in seinem Vortrag, dass die ärztlichen Ressourcen knapper und daher wertvoller würden. Er appellierte an Patienten, nicht wegen Lappalien die Hausärzte aufzusuchen. Auch dies binde die Ressourcen und blockiere Dienstleistungen für schwer Erkrankte.

Udo Lavendel, Geschäftsführer der Kreiskliniken, erklärte beim Treffen am Dienstag, dass die Kreiskliniken schon im Mai ein MVZ in der Zähringerstraße 21 eröffnen werden. Es fehle derzeit noch an der Zulassung, die aber reine Formsache sei. Auch Fritze bestätigte, dass dadurch eine Entlastung der übrigen Rheinfelder Ärzte eintreten soll und das MVZ auch als Hausarztpraxis genutzt werden könne.

Budgetierung ist Ursache

Hannelore Nuß plädierte bei der Veranstaltung für ein MVZ im nun geschlossenen Rheinfelder Krankenhaus. Zudem bezweifelte sie das ordnungsgemäße Betreiben des aktuell angedachten MVZ: „Für mich ist und bleibt es unverantwortliches Handeln.“ Als mögliche Ursache des Ärztemangels in Rheinfelden kritisiert wurde die Budgetierung der Arztpraxen, die für einen Teil ihrer Dienstleistungen gar nicht mehr bezahlt würden.

Die Mehrheit der Ärzte beim Treffen warf der KVBW zu viel Bürokratie sowie mangelnde finanzielle Unterstützung in Bezug auf Förderprogramme für angehende Ärzte vor.

Haberland räumte ein, dass die „Geldtöpfe“ leer seien und jede Anstellungsförderung eine Einzelfallentscheidung sei, die nicht in jedem Fall positiv für den Antragssteller ausfalle.

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