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Rheinfelden „Soviel wie möglich zurückgeben“

Die Oberbadische

Talent im Land: Der 18-jährige Mohammad Tariq zählt zu 53 Stipendiaten im Land

Von Gerd Lustig

Deutschland ist toll – wenn man seine Chancen nutzt“, sagt selbstbewusst und aus Überzeugung Mohammad Tariq. Und der 18-Jährige, der im Jahr 2013 mit seiner Familie aus Afghanistan flüchtete und seit rund vier Jahren in Rheinfelden lebt, hat seine Chance genutzt. Seit vergangenen September zählt er zu den 53 Talenten im Land, die von der Baden-Württemberg-Stiftung in Kooperation mit der Robert-Bosch-Stiftung im Rahmen des seit 2003 bestehenden Projekts „Talent im Land (TIL)“ gefördert werden (wir berichteten). Belohnt werden damit seine besonders guten schulischen Leistungen sowie auch sein von hoher sozialer Motivation geprägten Einsatz im Gemeinwesen. Monatlich 150 Euro erhält der als besonders begabt eingestufte Jugendliche aus schwierigen Lebensverhältnissen bis zum Abitur am Friedrich-Eberle-Wirtschaftsgymnasium in Bad Säckingen. Dazu kommen persönliche Beratung bei der Berufsorientierung sowie attraktive Bildungsangebote, Workshops, Stipendiatentreffen und Sommerakademien.

Seiner Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit hat es Mohammad zu verdanken, dass er letztlich in den Genuss des Stipendiums kam. Seine Bewerbungen bei der Vorbildakademie in Bayreuth sowie auch sein erster Versuch bei TIL ein Jahr zuvor waren nämlich nicht von Erfolg gekrönt. Umso erfolgreicher war dann seine Bewerbungvoriges Jahr. Er hatte es dabei sogar geschafft, dass er einen Ausweichtermin fürs Vorstellungsgespräch bekam (Tariq: „Meine Schwester heiratete, da musste ich dabei sein“), was normalerweise nicht möglich ist. Und da hat er die Jury voll und ganz überzeugt.

Das ist aber auch kein Wunder. Angekommen in Rheinfelden, besuchte er zunächst die Werkrealschule. Anfangs haperte es nur bei seinen Sprachfähigkeiten in Deutsch. Das änderte sich aber schnell. Nach der achten Klasse, die er mit einem Notendurchschnitt von 1,2 abschloss, wechselte er zur Gertrud-Luckner-Realschule, machte dort die Mittlere Reife mit einer Note von 1,6. Sodann ging es ans Wirtschaftsgymnasium, wo er ebenfalls zu den Klassenbesten zählt. „Ein Jahr war ich auch Klassensprecher“, berichtet er von einer Aufgabe, die ihm viel Freude bereitet hat.

Er engagiert sich hier zudem in der Mediatoren-AG gegen Mobbing, weil er aus eigener Erfahrung weiß, dass hier Hilfe nötig ist. Und auch das Team der Schulbibliothek kann auf ihn zählen. Im Sommer 2019 will er das Abi machen und dann möglichst bald studieren. „Früher wollte ich Jura studieren, so wie mein Vater, der Richter war, jetzt aber soll es Politikwissenschaft werden“, gibt er die Richtung vor.

Doch nicht nur in der Schule zeigt der 18-Jährige vorbildliches Engagement. Er, der neben Deutsch noch fünf Fremdsprachen spricht (Paschtu, Davi, Hindi, Urdu und Englisch), kommt oftmals ehrenamtlich als Dolmetscher zum Einsatz.

Engagement im Ehrenamt

Ebenso bringt er sich als Integrationslotse in der Rheinfelder Gruppe ein, hilft dolmetschend bei Arzt- und Anwaltsterminen oder in Kindergärten und Kitas.

„Ich möchte soviel wie möglich Positives zurückgeben“, zeigt sich Tariq dankbar, dass er hier so wunderbar leben darf. Im TV Filme anschauen, Chillen mit Freunden, Nachhilfe in Mathe geben sowie am Wochenende in einem afghanischen Restaurant jobben: All das bestimmt im Wesentlichen seine Freizeit.

Dass es in der Anfangszeit auch mal Probleme gab, Deutschland für ihn ein Kulturschock bedeutete, zumal er ja quasi mit Nichts hier ankam, gesteht er ohne Weiteres ein. „Doch inzwischen ist Rheinfelden meine zweite Heimat geworden, ich liebe diese Stadt“, sagt er, der sich sogar nicht mehr vorstellen kann, je wieder wegzugehen. „Leben und leben lassen“ sowie „Es gibt nur ein Leben“ das sind seine beiden Devisen, die er ganz oben ansiedelt. Gleichzeitig betont er aber auch: „Man muss immer das Beste aus der Situation und aus sich machen.“ Wie wahr – das hat er bislang nachhaltig bewiesen.

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