Rheinfelden Spielkultur auf hohem Niveau

Die Oberbadische
Die Geigerin Yuki Manuela Janke war die Solistin beim Konzert der Thüringen Philharmonie Gotha. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Thüringen Philharmonie Gotha bei Meisterkonzert

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Zum ersten Mal gastierte die Thüringen Philharmonie Gotha im südbadischen Raum, ein Traditionsorchester aus den neuen Bundesländern, das mit einer Spielkultur auf hohem Orchesterniveau überzeugte. Es war der bisher beste Klangkörper, den Georg Mais, Veranstalter der „Meisterkonzerte Rheinfelden“, an den Hochrhein holte und beim Konzert am Samstag auch leitete.

Zu hören war ein tiefromantisches Programm, beginnend mit dem Hochzeitsmarsch aus dem „Sommernachtstraum“ von Mendelssohn, der aber erfreulicherweise über ein gängiges Einspielstück hinaus musiziert wurde. Im Mittelpunkt stand das Violinkonzert von Brahms mit der deutsch-japanischen Geigerin Yuki Manuela Janke, einer gebürtigen Münchnerin und Konzertmeisterin der Staatskapelle Berlin.

Janke löste die nicht ganz leichte Aufgabe, dieses „Konzert gegen die Geige“ zu spielen, souverän – und strafte das Vorurteil Lügen. Geigerisch schlackenlos und schwungvoll, uneitel und unmanieriert artikuliert, erklang es werkdienlich, mit teils intensiver Tonqualität und einigen Momenten geigerischer Ursprünglichkeit in der Kadenz.

Die Thüringen Philharmonie begleitete bilderbuchmäßig und passte sich der Grundhaltung der Geigerin an. Georg Mais – Dirigent mit Zweitwohnsitz in Rheinfelden – nahm das Brahms-Konzert mehr von der sinfonischen Seite, aber da waren sich Solistin, Dirigent und Orchester wohl konzeptionell einig, so dass die drei Sätze fließend wie aus einem Guss entwickelt wurden, was einen in sich stimmigen Gesamtklang ergab. Die Solistin bedankte sich für den Beifall mit dem Largo aus einer Bach-Partita.

Nach der Pause stand bei diesem Abschlusskonzert der dritten Meisterkonzerte-Saison im gut besuchten Bürgersaal die zweite Sinfonie von Schumann an. Ein Werk, das die deutsche Romantik auf einen Nenner bringt. Vom geheimnisvollen Sostenuto-Beginn bis hin zur Schluss-Apotheose im vierten Satz stimmten Proportion, Tempi und Dynamik. Nichts wirkte abgespult oder routiniert, es wurde recht frisch musiziert.

Mais, der die Sinfonie auswendig dirigierte, also die Partitur im Kopf und nicht den Kopf in der Partitur hatte, fiel einmal mehr durch sein kontrolliert-spontanes Musizieren auf, das eher den großen Bogen, das weiträumige Ganze im Blickfeld hat als die dynamische Detailausformung.

Dennoch gab es einzelne Glanzlichter: Impulsivität im Kopfsatz, trockene Akzente im Scherzo, schöne Melodien im Adagio und ein nicht überzogenes Tempo im Finalsatz – ein beeindruckendes Gastspiel!

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