Rheinfelden Tempo 30 für mehr Ruhe

lu
 Foto: Kristoff Meller

Lärmaktionsplan: Gemeinderat stimmt für Fortschreibung / Nur Degerfelden integriert

Rheinfelden - Tempo 30 auf der B 316 in der Ortsdurchfahrt Degerfelden: Dieser Wunsch steht im Ortsteil an Dorf- und Großbach weit oben auf der Agenda. Der Lärmaktionsplan mit festgelegten EU-Richtlinien könnte dabei helfen, den Lärmpegel durch Straßenverkehr für die entlang der Bundesstraße anliegenden Wohngebäude zu senken.

Nach Ortschaftsrat sowie Bau- und Umweltausschuss hat jetzt auch der Gemeinderat einstimmig dafür gestimmt, dass ein Verfahren zur Fortschreibung des Lärmaktionsplans für Degerfelden durchgeführt wird. Messungen und Berechnungen durch das Fachbüro Fichtner sind erfolgt, nachdem der Gemeinderat dafür den Weg freigemacht hatte. Jetzt muss die in Rheinfelden angesiedelte Untere Straßenverkehrsbehörde bis zum 30. April einen entsprechenden Antrag an das Regierungspräsidium Freiburg stellen, das letztlich die Entscheidung trifft.

Dieses Datum ist allerdings auch der Grund dafür, dass andere Ortsteile wie Minseln mit seiner viel befahrenen Wiesentalstraße oder vor allem auch Karsau mit der B 34 in den Bereichen Beuggen und Riedmatt bei Lärmschutzmaßnahmen wie der Reduzierung der Geschwindigkeit (noch) nicht berücksichtigt werden konnte.

Der Grund ist die Verzögerung der Öffnung des A 98.4-Abschnitts bis Minseln. Weil bei der Fortschreibung des Lärmaktionsplans unbedingt die dann möglicherweise neuen Verkehrsströme berücksichtigt werden müssen, war jetzt der übliche Fünf-Jahres-Rhythmus bei der Fortschreibung des Lärmaktionsplans nicht zu halten.

So weit die vorgegebenen Fakten, an denen es kein Vorbeikommen gab. Kontrovers wurde dennoch diskutiert. „Den Bewohnern ist es beim letzten Verfahren 2014 versprochen worden“, bemängelte Karsaus Ortsvorsteher Jürgen Räuber und verwies auf die sehr hohe Verkehrsbelastung entlang der B 34, die sehr wohl eine Temporeduzierung möglich mache. Denn: Lärm macht krank.

„Die Verzögerung der Öffnung des A 98-Abschnitts hat die eigentlichen Pläne durcheinandergebracht“, machte Bauamtschef Tobias Obert deutlich. So seien der Stadt quasi die Hände gebunden. Der Abschnitt werde nämlich erst im September geöffnet, geplant war das mal Ende 2020. Und für die Fortschreibung des Lärmaktionsplans sei es damit für Karsau und Minseln zu spät gewesen. So kommt eine Alternative zum Zug. 2023 kommt der Lärmaktionsplan bezüglich der B 34 und der Wiesentalstraße durch Minseln zwei Jahre früher auf den Tisch.

Anders gestaltet sich das im Einzelfall Degerfelden: Durch die neue A 98.4-Abfahrt wird für den Ortsteil Degerfelden keine Auswirkung in Sachen Verkehr erwartet. So war die Durchführung eines vereinfachten Verfahrens zum Lärmaktionsplan jetzt möglich.

Ob auf der B 316 durch Degerfelden tatsächlich Tempo 30 eingeführt werden kann, ist fraglich. Denn allein die täglichen Zahlen geben dies nicht her. Nach EU-Richtlinie kann auf Bundesstraßen ab 8200 Fahrzeugen pro Tag Tempo 30 zum Einsatz kommen, zuletzt wurden jedoch nur rund 4300 Fahrzeuge pro Tag gezählt.

Was das beauftragte Fachbüro Fichtner aus Freiburg durch zahlreiche Messungen und Berechnungen jedoch feststellte: Es gibt einige Häuser und Wohnbereiche entlang der Durchgangsstraße, wo der Lärmpegel über den zulässigen Grenzwerten liegt. Im Gutachten heißt es daher: „Es gibt einen Ermessensspielraum für eine reduzierte Geschwindigkeit.“

Nur in Einzelfällen sind die Lärmwerte in einem gesundheitsgefährdenden Bereich. Dort werden die zulässigen Obergrenzen (70 dB am Tag und 60 dB in der Nacht) überschritten. Meist liegen die Beurteilungspegel am Tag aber zwischen 60 und 65 dB und nachts zwischen 50 und 55 dB, und damit nur wenig über den gesetzlich festgelegten Untergrenzen 59 dB (Tag) und 49 dB (Nacht).

„Insgesamt liegt Degerfelden über der Schwelle für Wohngebiete, aber nicht weit genug, um automatisch Anspruch auf Tempo 30 zu haben“, hatte der Planer vom Büro Fichtner zusammengefasst. Das Lärmgutachten wird demnächst von den zuständigen Verkehrsbehörden geprüft. Dabei spielen insbesondere Kriterien wie die Höhe der Überschreitung, die Anzahl der betroffenen Anwohner, aber auch Einschränkungen des fließenden Verkehrs durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung oder potenzielle Verkehrsverlagerungen eine Rolle.

„Vielleicht ist zumindest ein Teilbereich mit Tempo 30 möglich, wie dies auch bei der B 34 durch Warmbach war“, hofft OB Klaus Eberhardt. Möglich wäre eine Bewertung auch für die Kreuzung in Richtung Eichsel, wo es durch höheres Tempo immer wieder zu Gefahrensituationen kommt.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading