Von Mirko Bähr Mainz. War es das" Zwar steht der Rückkampf im Playoff-Viertelfinale noch an, doch nach dem 11:15 beim ASV Mainz muss der TuS Adelhausen nun schon über sich hinauswachsen, um die Runde der letzten Vier doch noch zu erreichen. Die Hypothek ist wohl zu groß. Entsprechend groß war die Enttäuschung bei den Gästen. „Die Niederlage ist zu hoch ausgefallen. Einige haben einfach nicht die optimale Leistung abgerufen“, so Trainer Florian Philipp zerknirscht. „Wir brauchen zehnmal 100 Prozent“, schwor Philipp die Truppe noch vor dem Kampf in der Mannschaftskabine ein. Diese Rechnung ging am Ende nicht auf. „Sechsmal 100 Prozent reichen eben nicht“, ließ Philipp auf der Rückreise wissen. Namen wollte er nicht nennen. Das musste er auch nicht, da reichte ein Blick auf die Statistik. Allen voran der Weltmeister in den Reihen des TuS Adelhausen, Davor Stefanek war gemeint. Der Serbe war für die Negativ-Überraschung aus Gästesicht an diesem Abend verantwortlich. Auf der anderen Seite sorgte der deutsche Ringer in Diensten der Mainzer, Wladimir Behrenhardt, natürlich für wahre Jubelstürme im ASV-Lager. Bei einer 6:0-Führung Stefaneks überraschte Behrenhardt seinen Gegenüber im 66 kg-Greco-Duell mit einer Vierer-Wertung. Statt eines eingeplanten klaren Erfolgs des TuS-Mannes, musste sich der konsterniert wirkende Stefanek mit einem mageren 6:4 zufrieden geben. Ein mickriger Teampunkt schlug zu Buche. Das war viel zu wenig. Das Entsetzen bei den gut 130 TuS-Fans, die sich mit zwei Bussen nach Mainz aufgemacht und bis dahin für großartige Stimmung gesorgt hatten, war groß. Davor Stefanek hatte aber auch etwas Pech. Erst brachte ihn eine Challenge, die einige Minuten in Anspruch nahm, aus dem Konzept, dann rettete Behrenhardt der Pausengong vor einer Schulterniederlage. Und dann war ja noch die lasche Passivitätsauslegung des Mattenleiters Ralf Schneider. Immer wieder ließ er Gnade vor Recht ergehen, wovon meist die Mainzer profitieren konnten. So war es auch bei Stefanek, der sicherlich nicht die gewohnt überzeugende Leistung auf die Matte zauberte, jedoch immer im Vorwärtsgang war, während Behrenhardt sich dauernd in der Kopfklammer wiederfand. Aber auch Carsten Kopp (86 kg-Freistil) gegen Konstantin Völk und Ivan Guidea (66 kg-Freistil) gegen George Bucur konnten die Erwartungen nicht erfüllen. Kopp kassierte ein 0:8, wobei der entscheidende Zähler, der am Ende zwei statt drei Teampunkte für Mainz bedeutete, sieben Sekunden vor Schluss fiel. Und auch Guideas Gegner, der seit sechs Jahren in Mainz ringt und dabei über 100 Kämpfe bestritt, hatte den längeren Atem und holte kurz vor dem Gong das 3:0, was den Mainzern zwei Punkte einbrachte. Den Unmut der TuS-Verantwortlichen zog sich Kampfrichter Schneider auch bei der Revanche des Finalkampfs um die Deutsche Meisterschaft zwischen Pascal Eisele und Konstantin Schneider (86 kg-Greco) zu. „Kosta war ständig der aktivere Ringer und Eisele kommt eine lange Zeit ohne Verwarnung davon“, verstand Philipp die Welt nicht mehr. Und sein Trainerkollege Thomas Weber ergänzte: „Eisele musste nach vier Minuten runter, das war viel zu spät.“ Am Ende zog Schneider, der 39-jährige Routinier, mit 0:1 knapp den Kürzeren. Chancenlos war vor 1212 Zuschauern in der Sporthalle Am Großen Sand in Mainz-Mombach 57 kg-Mann Marc Luithle. Er brach nach einer Zweierwertung gegen ASV-Publikumsliebling Mihran Jaburyan regelrecht ein und verlor nach 4:20 Minuten klar mit 2:18. Vier Mannschaftspunkte gab auch Kevin Henkel (75 kg-Freistil) ab. Kiril Terziev legte den TuS-Youngster nach 1:42 Minuten auf die Bretter. Groß war der Unterschied auch im Schwergewicht. Allerdings nur, was das Gewicht der beiden Ringer anbelangte. 27,2 Kilos lagen zwischen dem türkischen Koloss Ismail Güzel, der 129,8 Kilogramm auf die Waage brachte, und Gästeakteur Felix Radinger. Der stemmte sich vergeblich gegen Güzel und verlor trotz starker kämpferischer Leistung mit 0:2. Als technisch-überhöhte Sieger gingen dagegen Ivo Angelov (61 kg-Greco) gegen Ilir Sefai (16:0) und Yuri Belonowski (98 kg-Freistil) gegen Wladimir Remel (15:0) von der Matte. Wobei Letzterer mit einer Seelenruhe seinen Gegner mit einer Handvoll erfolgreichen Beinangriffen zusetzte. Im letzten Kampf des Abends behielt Tamas Loerincz im Duell der 75 kg-Greco-Klasse gegen seinen bislang noch ungeschlagenen Landsmann Balint Korpasi mit 4:0 die Oberhand und sorgte für etwas Ergebniskosmetik. Auch hier meinte es Ralf Schneider in Sachen Passivität gut mit dem Hausherrn. Am Kampfrichter mochte das TuS-Trainerduo die Niederlage aber nicht festmachen: „Der ein oder andere Athlet hätte mit einer besseren Leistung den einen oder anderen Teampunkt mehr holen beziehungsweise für die Mainzer verhindern können“, sagte Flo Philipp. Ist nach dem 11:15 im Hinkampf nun der Halbfinal-Zug abgefahren" „Die Mainzer haben eine Überraschung geschafft, wieso sollte uns das nicht auch gelingen"“, fragte Philipp. „Wenn es normal gelaufen wäre, hätten wir ein Remis erreicht. Nun müssen wir eben vier Punkte wettmachen. Das wird schwer, aber wir werden alles in die Waagschale werfen. Und wir haben den Heimvorteil“, machte Thomas Weber klar.