Ringen Trainer klopft ab und bringt Sieg

Die Oberbadische
Gleich passiert es: Leon Gerstenberger versucht aus Georgiy Zlatovs Umklammerung zu entkommen. Kampfrichter Gerd Reich schaut genau hin. Foto: Mirko Bähr Foto: Die Oberbadische

Bundesliga Südwest: Unglaubliche Szenen in der Zeller Stadthalle / RG verliert 14:16 gegen Riegelsberg

Aus dem Ruder gelaufen ist das Bundesliga-Kellerduell zwischen der RG Hausen-Zell und dem KV Riegelsberg. Negativer Höhepunkt war eine äußert unfaire Aktion in der Ecke der Gäste, die am Ende die Begegnung in der Stadthalle Zell entschied und gleichzeitig auch eine Rudelbildung auf der Ringermatte nach sich zog.

Von Mirko Bähr

Zell im Wiesental. Die Hausherren, die nun auf dem letzten Rang der Gruppe liegen, verloren mit 14:16. Für den geknickten Trainer Florian Hassler ein unschöner Abschied von den eigenen Fans. „Mir fehlen die Worte“, stammelte Hassler, der nach der Saison sein Amt abgibt.

Diese Niederlage nahm ihn schwer mit, und so verzog er sich erst einmal in die Katakomben, um sich zu sammeln. Es war nicht das 14:16, sondern die Art und Weise der Niederlage, die ihm zu schaffen machte. Aber nicht nur ihm. Bei der Verkündung des Siegers gab es lautstarke „Buh“-Rufe in der Halle, und bei der anschließenden Gesprächsrunde mit den Trainern herrschte eine gereizte Stimmung im Foyer.

Der Auslöser: Edgar Paulus, der Coach der Saarländer, den es an diesem Abend kaum einmal auf seinem Stuhl hielt. Was er sich dann aber im siebten Kampf des Abends zwischen Leon Gerstenberger und Georgiy Zlatov leistete, war schlicht unfair und alles andere ein Ruhmesblatt. „Wir Trainer sind Vorbilder. Wir Ringer kämpfen auf und nicht neben der Matte. Das war unsportlich. Wahre Größe hätte er gezeigt, wenn er es gleich beim Kampfrichter zugegeben hätte“, wollte RG-Nachwuchscoach Sven Kiefer unter großem Applaus das Geschehene nicht unter den Teppich kehren.

Gerstenberger auf Augenhöhe mit Zlatov

Es war der drittletzte Kampf des Abends: Der junge Gerstenberger machte gegen Zlatov einen bärenstarken Kampf, führte sogar, ehe er nach der Pause in die gefährliche Lage kam. Dort schien es, als dass er sich so allmählich aus der Umklammerung seines Gegners lösen sollte. Dann war plötzlich ein lautes Klopfen zu vernehmen.

Gerstenberger hörte prompt auf zu kämpfen, legte sich enttäuscht auf die Schulter, um dann von Kampfrichter Gerd Reich den Regeln entsprechend abgeklopft zu werden. Erst gab es ungläubiges Staunen, dann wütende Proteste. Der Grund: Paulus war es, der mit dem Handschlag auf die Matte Gerstenberger getäuscht hatte. „Ich habe es genau gesehen“, schüttelte Hassler nach dem Kampf den Kopf. Eine unfassbare Aktion. Die Folge waren Tumulte in der Halle, als sich Verantwortliche, Ringer und Fans auf der Matte versammelten und sich neben kleineren Rangeleien kräftig die Meinung geigten.

Das war der negative Höhepunkt eines Kampfabends, der von Beginn an unter der aggressiven Stimmung litt. Mit einem entschlossenerem Auftreten Reichs, dem das Duell vor 300 Fans irgendwann entglitt, hätte vielleicht die eine oder andere Aktion im Keim erstickt werden können. Aber: Für das ungebührliche Verhalten einzelner Anwesenden kann man ihn natürlich nicht verantwortlich machen. Vorbildcharakter hatten diese Szenen für die vielen Nachwuchscracks rund um die Matte nicht.

„Hätte Gerstenberger nicht vier Punkte abgegeben, hätten wir gewonnen. Am Ende wäre es ein Teamzähler für Riegelsberg oder für uns gewesen“, machte Hassler deutlich.

Dass die RG trotz sechs Einzelsiegen nicht Saisonerfolg vier und damit ein versöhnliches Ende vor den eigenen Fans feiern konnte, lag aber auch daran, dass einmal mehr die rumänischen Top-Asse wie Zurab Kapraev (75 kg-Freistil) oder Razvan-Marin Kovacs (57 kg-Greco) nicht mitmischen konnten. Dass ihm das gegen den Strich ging verhehlte Hassler ebenfalls nicht. Für Kapraev musste Tobias Greiner ran, der noch immer mit einer Schulterverletzung zu kämpfen hat.

Munteanu stellt Schuhe in die Mitte der Matte

Und dann waren da ja noch die zähen Jungs im Gästeteam, die zwar Niederlagen kassierten, aber diese im Rahmen hielten. Das war bei Moritz Paulus (61 kg-Freistil) so, der gegen Virgil Munteanu alles in die Waagschale warf und nach einer Knieverletzung des Zellers fast noch gewonnen hätte. Doch eine Aktion von Paulus wertete das Kampfgericht nicht mehr, da sie aus ihrer Sicht nach dem Gong erfolgte. Eine strittige Entscheidung. Dass im Anschluss daran aber aufgebrachte Fans der Gäste auf der Matte auftauchten, ist nicht zu entschuldigen.

Munteanu, der seine Ringerschuhe nach dem Gong auf die Matte stellte, brachte nur einen Teampunkt mit. Genauso wie Alexandru Solomon (66 kg-Greco), der sich gegen Dennis Decker beim 5:2 schwer tat. Hier gab es lediglich zwei Teamzähler aufs RG-Konto. In beiden Duellen konnten die Gästeringer aufgrund der aus Zeller Sicht etwas laschen Auslegung Reichs lange Zeit im Rückwärtsgang agieren. Sie machten das clever und nutzten dann auch noch Unachtsamkeiten zu Wertungen.

Zwei Mannschaftspunkte verbuchten auch Oliver Hassler (98 kg-Greco) beim 6:1 gegen Serhat Deveci und Arkadiusz Böhm (75 kg-Greco) im vorletzten Kampf. Böhm besiegte Kai Stein zwar mit 5:1 und brachte die 14:12-Führung in die rote Ecke, da aber der verletzte Tobias Greiner gegen Kai Burkon (75 kg-Freistil) sich schnell schultern ließ, schlug am Enden die knappe Heimniederlage zu Buche.

Der alles andere als beneidenswerte Michael Denner (57 kg-Greco), der wieder Gewicht machte, sich in den Dienst der Mannschaft stellte, aber erneut mit Motaleb Giesen einen übermächtigen Gegner hatte (0:18), und David Affutu-Nartey (130 kg-Freistil), der gegen Asadula Ibragimov beim 0:15 ebenfalls chancenlos war, gaben zudem schnelle vier Zähler ab.

Da halfen auch das Punktemaximum von Florian Neumaier (80 kg-Greco, 16:0 gegen Daniel Decker) und das 10:2 von Adrian Recorean (86 kg-Freistil) gegen Robin Paulus nicht wirklich weiter. „Es läuft einfach nicht in dieser Runde“, ließ Hassler wissen. „Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. Der Kampf hätte genauso gut auch umgekehrt ausgehen können“, gab Thomas Schweitzer aus der Riegelsberger Seite zu.

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