Rümmingen Mindestens zwei, besser drei Amtsperioden wirken

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Joana Carreira Foto: zVg

Joana Carreira sagt im Interview, dass sie sich vorgenommen hat, dauerhaft in Rümmingen zu bleiben.

Frau Carreira, Sie haben mit nur 33 Jahren bereits eine beachtliche Karriere als Verwaltungsfachfrau absolviert – sind heute Leiterin des Rechnungsamtes in Stühlingen. Wie lange können die Rümminger mit Ihnen als Bürgermeisterin rechnen? Würden Sie Rümmingen auch verlassen, wenn sich Gelegenheit für den nächsten Karriereschritt bietet?

Das Amt der Bürgermeisterin ist für mich nicht nur Beruf, sondern Berufung. Kommunale Projekte brauchen einen langen Atem. Ich habe mir vorgenommen, dauerhaft in Rümmingen zu bleiben und auf das bisher hier Geleistete aufzubauen. Deshalb möchte ich mindestens zwei, besser drei, volle Amtsperioden in Rümmingen als Bürgermeisterin wirken.

Wie wollen Sie Rümmingen gestalten, wo Akzente setzen? Zwei Zukunftsprojekte hat Rümmingen in der Pipeline: die Ansiedlung eines Supermarktes, den Bau einer Seniorenwohnanlage im Dorfkern. Würden Sie nach Ihrer Wahl diese Projekte vorantreiben? Was würden Sie tun? Braucht Rümmingen einen Supermarkt von 1400 Quadratmetern? Wenn ja, welche Möglichkeit sehen sie, das durchzusetzen?

Beide Projekte stellen einen Mehrwert für die Gemeinde Rümmingen dar. Deshalb werde ich die Ansiedlung eines Supermarktes sowie den Bau einer Seniorenwohnanlage auf den Möschlin-Areal ganz klar vorantreiben. Als Bürgermeisterin möchte ich gewährleisten, dass Senioren und Seniorinnen möglichst lange in der Gemeinde wohnen bleiben können. Ich bin der Überzeugung das Nahversorgung Daseinsvorsoge ist und ein Rümminger Supermarkt wird auch den Nachbargemeinden helfen. Wir als Gemeinde Rümmingen können im Rahmen der Bauleitplanung und auch durch das Bereitstellen von Flächen unterstützen.

Meine persönlichen Akzente möchte ich im Bereich der offenen Jugendarbeit, Seniorenarbeit und in der Verwaltungsmodernisierung setzen. Ich werde den Kindern und Jugendlichen aufzeigen, dass Kommunalpolitik Spaß machen kann. Ich möchte den Bürgern die Kommunalpolitik auf moderne Art näherbringen und das Interesse an die Gemeindepolitik steigen.

In der Lörracher Straße und am Kreuzungspunkt in der Dorfmitte wünschen sich die Rümminger mehr Sicherheit, auch für ihre Kinder. Sie wünschen sich auch in den anderen Durchgangsstraßen weniger Verkehr und Lärm. Welche Maßnahmen schlagen Sie vor? Wie wollen Sie sie durchsetzen – es handelt sich ja nicht um Gemeindestraßen. Wollen Sie die Teilorts-Umfahrung weiterverfolgen?

Da es sich nicht um Gemeindestraßen handelt, ist hier eine gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis sowie Regierungspräsidium von großer Bedeutung. Für solche Angelegenheiten der Gemeinde Rümmingen möchte ich mich als Bürgermeisterin auch im Kreistag einsetzen. Die Gemeinde Rümmingen kann hier bereits auf den Lärmaktionsplan zurückgreifen. An der Lörracher Straße kann ich mir im Rahmen der Umgestaltung zwei fest installierten Blitzer sehr gut vorstellen. Bei der Sanierung aller Straßen, könnte möglicherweise der Straßenbelag durch lärmreduzierenden Belag, so genannten Flüsterasphalt, ersetzt werden. Ebenso möchte ich mich für einen Zebrastreifen auf der Wittlinger Straße einsetzen. Nach der endgültigen Ablehnung der Teilortsumfahrung, durch den Landkreis und das Land, bin ich der Überzeugung, dass wir nach vorn schauen müssen.

Wollen Sie Verbesserungen beim Busverkehr angehen? Sich für eine S-Bahn im Kandertal einsetzen?

Die Gemeinde Rümmingen ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im Kandertal. Der Busverkehr ist ein Prozess, welcher immer wieder geprüft und an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden muss. Als Bürgermeisterin werde ich mich beim Nahverkehrskonzept und im Kreistag für weitere Verbesserungen einsetzen. Grundsätzlich befürworte ich die Reaktivierung von S-Bahnen und möchte mich auch dafür einsetzen. Allerdings müssen einige ungeklärten Fragen bezüglich der Finanzierung und Infrastruktur von Anfang an geklärt sein. Das sehe ich bei der Kandertalbahn derzeit nicht.

Schnelles Internet: Bürger beklagen langsame Übertragungsraten. Was sagen Sie ihnen?

Dass die Dinge in enger Zusammenarbeit mit dem Zweckverband auf gutem Wege sind. Der Staat, also auch wir Gemeinden, dürfen selbst nur dann eigene Netze bauen und betreiben, wenn der „Markt versagt“. Das ist schwer zu vermitteln und kompliziert, sowohl in technischer als auch in rechtlicher Hinsicht. Deshalb prüfen wir das „Marktversagen“ ständig und reagieren dann entsprechend. Als Bürgermeisterin werde ich Gespräche mit den Privatanbietern suchen und mich auch für Verbesserungen beim privaten Ausbau einsetzen.

Klimaneutrales Rümmingen 2040 – bei diesem Zukunftsthema hat die Gemeinde Rümmingen schon erste Schritte gemacht. Stichwort: Wärmeplanung mit Beratungsangeboten für die Bürger, Photovoltaik. Wie wollen Sie dieses Zukunftsthema voranbringen? Wie die Bürger mitnehmen?

Wir werden uns langsam an das Thema Photovoltaik-Freiflächenanlagen herantasten. Ich möchte die Landwirte frühzeitig in den Prozess einbeziehen. Ebenso sollen in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Südwest weiterhin Beratungsangeboten und Infoveranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung gestellt werden. Die Gemeinde hat eine Vorbildfunktion weshalb wichtig ist, alle gemeindeeigenen Objekte energetisch zu sanieren und – wenn möglich – mit PV auszustatten.

In den zurückliegenden Jahren hat Rümmingen mit begrenzten Finanzen solide gewirtschaftet. In diesem Jahr schränkt eine erhöhte Kreisumlage die Spielräume zusätzlich ein. Wie wollen Sie im Bürgermeisteramt beim Haushalt Akzente setzen? Welche Investitionen haben für Sie Vorrang? Sehen Sie vielleicht sogar Möglichkeiten, die Einnahmen zu erhöhen?

Die Umgestaltung der Saalbacher und Lörracher Straße hat Priorität. Das sind Projekte die angegangen und fortgesetzt werden müssen. Als nächstes werden wir die Ertüchtigung des Feuerwehrhauses angehen. In meiner Expertise für Kommunalfinanzen weiß ich wie wichtig die mittelfristige Finanzplanung ist. Als Bürgermeisterin werde ich vorausschauend planen. Möglichkeiten, die Einnahmen über die Erhöhung der Hebesätze ergeben sich grundsätzlich immer, sollten aber vermieden werden. Derzeit sehe ich jedenfalls keine Notwendigkeit die Hebesätze zu erhöhen.

Rümmingen ist ein lebendiges Dorf mit Menschen, die ihr Dorf in Vereinen und Initiativen aktiv mitgestalten, auch junge Leute bei „Jugend bewegt“. Wer als Rathauschefin oder Chef mit Bürgern zusammenarbeiten will, braucht sicher Durchsetzungsvermögen, aber vor allem Freude am Umgang mit den Menschen. Trauen Sie sich das zu?

Ich habe große Freude am Umgang mit Menschen und engagiere mich privat ehrenamtlich im Bereich der offenen Jugendarbeit. Geselligkeit und Veranstaltungen sind ein wichtiges soziales Schmiermittel und ich bin gerne unter Menschen. Bei alledem ist wichtig offen und ehrlich zu kommunizieren und geradlinig zu bleiben.

Was ist Ihnen wichtig in der Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat?

Eine ehrliche und offene Kommunikation. Ein freundlicher und wertschätzender Umgang. Es ist wichtig trotz aller Meinungsverschiedenheiten sachlich zu bleiben und – wenn es mal emotionaler wird – die Dinge auch hinter sich zu lassen. So entsteht eine dauerhafte und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Bitte schildern Sie ein Projekt, das Sie erfolgreich umgesetzt haben: Wie haben Sie die betroffenen Menschen einbezogen? Wie haben Sie die nötigen Maßnahmen durchgesetzt?

In meiner bisherigen Funktion als Amtsleiterin haben wir im Team viele Projekte erfolgreich umgesetzt. Ein wichtiges Projekt, bei dem auch Widerstände zu überwinden waren, ist die Digitalisierung der Verwaltung. Bei der Stadt Stühlingen haben wir so die E-Akte sowie die E-Rechnung eingeführt. Wichtig hierbei ist, die Kollegen und Kolleginnen von Beginn an in den Prozess einzubeziehen und bei den Entscheidungen mitwirken zu lassen. Vor jeder Entscheidung wurden die einzelnen Abteilungen angefragt und deren Anregungen im Prozess berücksichtigt. Der Schlüssel zum Erfolg ist einander zu zuhören und kompromissbereit zu bleiben.

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