Dass die Komplexität des Themas an einem Abend kaum erschöpfend behandelt werden kann, erwies sich, als der Referent nach gut einer Stunde etwa erst die Hälfte seiner ebenso interessanten wie schlüssig gegliederten Ausführungen vorgetragen hatte und der fortgeschrittenen Zeit wegen den Rest nur noch stichwortartig abhandeln konnte.
Langweilig war der Anlass dennoch keine Sekunde. Der ausführlichen Darstellung von Luthers Leben und Wirken, seiner Wandlung vom verzweifelten, von angstbesetzter Frömmigkeit getriebenen Mönch zum frohgemuten Bibeltheologen, dem die Heilsbotschaft des wiederentdeckten Evangeliums den Weg zu einem neuen Christsein wies, folgte die Hörergemeinde mit gespannter Aufmerksamkeit. Ebenso den Ausführungen über die reformatorische Entwicklung von der (beabsichtigten) Erneuerung der Kirche zu deren (ungewollter) Spaltung und ihren Folgen. Deren schrecklichste war der 30-jährige Krieg, den Neuer als „das beschämendste Kapitel der Kirchengeschichte“ bezeichnete.