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Schallbach Programm zeigt exzellente Qualität

Jürgen Scharf
Das Orchester „Music@coeur“ unter Leitung von Ulrich Winzer brillierte bei den Schallbacher Kulturtagen . Foto:  

Blasmusikwerke aus verschiedenen Kulturkreisen spielt das Orchester „Music@Coeur“ bei den Schallbacher Kulturtagen schmissig, dynamisch und farbig. Der Auftritt war eine musikalische Weltreise mit viel klanglicher Atmosphäre.

Das Blasorchester unter der Leitung des Mitbegründers und namhaften Dirigenten Ulrich Winzer, das in der kulturlosen Corona-Zeit gegründet wurde, hat sich mit gut 20 Musikern etabliert. Dieser junge Klangkörper ist kein Projektorchester, sondern ein festes Ensemble. Das anspruchsvolle Programm zeigte exzellente Orchesterqualitäten.

Mit ihrer charmanten Moderation zauberte Flötistin Christine Braun Klangbilder vor das geistige Auge, die das Orchester bildhaft umsetzte. Anfangs war Fanfarenartiges zu hören, was an John Williams, „Star Wars“ oder „Also sprach Zarathustra“ erinnerte: Filmmusikgenre im Breitwandsound wie „Musik für einen festlichen Anlass“ von Jan de Haan.

Ein Prüfstein für das Klangniveau des noch neuen Blasorchesters waren die „Visions of Australia“ von Graham Lloyd in acht musikalischen Bildern, angefangen von den Ureinwohnern, den Aborigines (mit einem echten Didgeridoo-Solo!), der Entdeckung durch Kapitän James Cook, den ersten weißen Siedlern, den Townships, der Lautmalerei der ersten Telegrafenleitung mit Morsezeichen bis heute. Das Blasmusikwerk, das die historische Entwicklung des Kontinents in Tönen skizziert, ist nicht nur ein gutes Unterhaltungsstück, sondern vom Schwierigkeitsgrad her in der Höchststufe angesiedelt, also eine Herausforderung für alle Register. Ein guter Einfall waren die vorausgeschickten Hörbeispiele mit Erläuterungen. Ulrich Winzers Orchester hätte bei jedem Wertungsspiel mit Bestnote abgeschnitten.

In den verschiedenen „Winds“-Kompositionen und gut gemachten Arrangements lassen sich die einschlägig routinierten Bläser mit technisch-tonlichem Knowhow von den unterschiedlichen Temperamenten der Stücke leiten. Sichere Intonation herrschte in der Fantasie über das berühmte Spiritual „Motherless Child“ mit einem sehr sauber geblasenen, ansatz- und atemtechnisch perfekt gemeisterten Waldhorn-Solo von Achim Lais.

Aus dem Repertoire hörte man das Anliegen heraus, auf verschiedene kulturelle Einflüsse einzugehen. Zum Beispiel ungarische in einer schmissig gespielten viersätzigen „Puszta“-Suite als Nachklang der Ungarischen Tänze von Brahms, oder irisch-keltische in dem „Dance of The Selkies“, das nach Irish Dance klang. Da suggerierte die Moderatorin dem Publikum ein zweimastiges Segelschiff mit Kurs auf die irische Küste.

Das letzte offizielle Stück des abwechslungsreichen Programms, „Sheltering Sky“ von John Mackey, war ein musikalischer Blick in den faszinierenden Himmel auf Wolkenformationen mit verschwommenen Klangsphären. Dirigent Winzer wollte das begeisterte Publikum nicht traurig unter dem wolkenverhangenen Himmel nach Hause gehen lassen, sondern hängte eine fröhliche lateinamerikanische Zugabe an: „Ska“, ein schneller Reggae des jungen deutschen Komponisten Thiemo Kraas, fetzig und voller Energie gespielt, furios, wie alles, und eine gelungene Bläser-Eskapade in populäre Musikgefilde. In der zweiten Zugabe schlug „Music@Coeur“ eine (Klang-)Brücke von zeitgenössischer zu alter Musik aus der Renaissance des musizierenden Königs Heinrich VIII. im Marschrhythmus mit Trommel und einem großen Crescendo, was aufhorchen ließ.

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