Schallbach Virtuose Hommage an Südamerika

Kathryn Babeck
Die Musiker von „Brisas del Sur“: (von links) Geige (Felix Borel), Lambert Bumiller (Klavier), Winfried Holzenkamp (Kontrabass), Wolfgang Weniger (Bandoneon) und Thomas Bergmann (Gitarre) Foto: Kathryn Babeck

Mit dem Auftritt von „Brisas del Sur“ in der Kirche gehen die Kulturtage in Schallbach zu Ende.

Schwarz gekleidet, nur der Klavierspieler Lambert Bumiller trägt eine rote Krawatte und der Gitarrist Thomas Bergmann ein weinrotes Hemd: Über den fünf Tango-Musikern erhebt sich fast drohend das schwarze Kreuz mit dem weißen Leib des Christus im Chor der Schallbacher Barockkirche. Es ist das letzte Konzert der Schallbacher Kulturtage und ein faszinierender Hörgenuss.

Musik für das Bandoneon

Ruhig, etwas reserviert und anfänglich in sich gekehrt, spielen die fünf Musiker von „Brisas del Sur“ Musik des argentinischen Bandoneon-Spielers und Komponisten Astor Piazzolla. Der Musiker habe Stücke für einzelne Instrumente geschrieben, so Bandoneonist Wolfgang Weniger. So spielte bei „Contrabajisimo“ etwa der neue Kontrabassist von „Brisas del Sur“, Winfried Holzenkamp, zunächst alleine: Er klopfte auf sein Instrument, zupfte und strich auf den Seiten des Kontrabass und bearbeitete intensiv das Instrument. Nach und nach kamen dann Gitarre mit Thomas Bergmann, Klavier und Geige mit Felix Borel sowie das Bandoneon hinzu.

Leid der einfachen Leute

Ob für die tragisch-schöne „Romance del Diablo“, die Liebesaffäre des Teufels, hier der rechte Ort sei, fragte Wolfgang Weniger selbstironisch. Auch die anderen Stücke waren sicherlich nicht für die Kirche geschrieben worden: „Michelangelo 70“ habe eine Bar in Buones Aires geheißen, so Weniger. Dort haben sich zahlreiche Bandoneonisten getroffen. Auch das Stück „Fuego Lento“ für Kontrabass und Violine beschreibt, wie die Argentinier lange den Braten im Feuer drehen. Genauso wenig war der Tanz der anmutigen Magd („La danza de la moza donosa“) etwas für Sittenwächter. „Adiós Nonino“ habe Astor Piazzolla in kürzester Zeit verfasst, als er erfahren habe, dass sein Vater gestorben ist, sagte Wolfgang Weniger. Unzählige Versionen gebe es davon. „Instead of a Tango“ des georgischen Komponisten Gija Kantscheli zeigte erneut die Schönheit und Vielfalt der Tangomusik.

Musik für die große Bühne

2001 habe er ein Konzert von Astor Piazzolla in Basel gehört und war von der Tongebung des Bandoneon und der Musik so begeistert, dass er das auch machen wollte, sagte Wolfgang Weniger. Das Bandoneon habe viel mehr Obertöne als das Akkordeon. Ein Jahr lang habe er mit seiner Gruppe geübt, und dann hatten sie ihre ersten Auftritte. Heute ist die Besetzung eine etwas andere: Nur der Geiger und der Gitarrist seien vom Anfang noch dabei.

Nach Argentinien kamen Einwanderer aus Deutschland, Italien, alles Europäer. Ihr Leid, ihre Suche nach Arbeit haben sie in den Tangoliedern verarbeitet. Piazolla habe diese Musik dann für Konzerte salonfähig gemacht. Puristen meinten, so Weniger, er mache den Tango damit kaputt. Das Publikum war an diesem Abend ganz anderer Meinung. Es war von der emotionalen Musik begeistert, fasziniert von der Kommunikation der Geige mit dem Kontrabass und dem intensiven Klavierspiel. Dank der hervorragenden Akustik der Kirche war dieser Abend wieder ein eindrucksvolles Klangerlebnis.

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