Schliengen 20 Meter hohe Birke offenbar vergiftet

Dorothee Philipp
Horst Wezel und seine absterbende Birke. Foto: Dorothee Philipp

Auf dem Grundstück von Horst Wezel in Schallsingen: Baum von Unbekannten angebohrt.

Schliengen-Schallsingen - Tausend Liter Wasser jede Woche sind das einzige, was Horst Wezel noch für seine 50 Jahre alte und 20 Meter hohe Birke tun kann, die seit diesem Frühjahr deutliche Zeichen des Absterbens zeigt. Doch die Hoffnung auf Gesundung ist nur noch ein kleines Fünkchen: Unbekannte haben den stolzen Baum offenbar regelrecht vergiftet.

Wezel, pensionierter Förster und ehemaliger ehrenamtlicher Bürgermeister von Wies, fand im unteren Bereich des Stamms vier große, offenbar mit einem Holzbohrer bis zu 25 Zentimeter hineingetriebene Löcher, in die dann vermutlich eine Giftlösung geschüttet wurde. Diesen Befund bestätigte ihm der Baumsachverständige, den er hinzugezogen hat, um für die Anzeige gegen Unbekannt ein Schadensprotokoll zu haben. Eine mögliche Umweltstraftat, sagt er.

1000 Liter jede Woche werden kaum helfen

Das Gift breitet sich von den Löchern her in der ganzen Pflanze aus und tötet sie langsam. Die Wasserkur wird wohl kaum etwas nützen, aber Wezel will es trotzdem probieren. Er und seine Frau hängen an dem alten Baum, in dem die Vögel nisteten. Dass Gift in diesem üblen Spiel sein muss, sehe man auch daran, dass der Efeu, der an der Birke hochwächst, ebenfalls eingeht. „Zuerst haben wir gedacht, der Baum leide an der Trockenheit des letzten Sommers“, sagt Wezels Frau Heidrun Lingemann. „Dann haben wir die Löcher gefunden. Vermutlich ist von dem Gift auch was in den Boden gelaufen.“

Täter machen sich auch an einer Tanne zu schaffen

Offenbar dieselben Täter haben auch einer kleinen Tanne direkt neben der Birke den Garaus gemacht, indem sie die Rinde rings um den Stamm so einschnitten, dass die Zufuhr von Wasser und Nährstoffen unter der Rinde unterbrochen wurde. Jetzt quillt dickes weißes Harz aus der Wunde, die sich nicht mehr schließen wird, wie Wezel als Fachmann weiß. Die beiden können beim besten Willen nicht verstehen, was das für Menschen sind, die so etwas machen.

Obwohl eigentlich für eine solche Tat nur Menschen in Frage kommen, die sich an dem Baum stören könnten, hüten sich die Wezels, einen Verdacht zu äußern, Beweise gibt es in diesem Fall ja keine. Und dann habe man ganz schnell Probleme wegen übler Nachrede. „Das kann einen verrückt machen“, sagen sie. Auch die Vorstellung, dass sich jemand so auf ihrem eingezäunten Grundstück zu schaffen gemacht hat, ist für sie der Horror. Sie zeigten den Fall beim Polizeiposten Markgräflerland an. Der nahm die Sache zu Protokoll. Man werde im Dorf noch mögliche Zeugen befragen, die etwas gesehen haben könnten, aber solche Fälle würden selten aufgeklärt, bedauert Jörg Kiefer, zuständiger Pressesprecher der Polizei Lörrach. Und dass sich Menschen bei Nacht und Nebel an Bäumen vergreifen, ist leider nicht einmal so selten, sagt Kiefer.

In einer Zeitungsausgabe von 2017 hat Wezel einen Bericht mit Foto aus Hessen gefunden, der seinem Fall aufs Haar gleicht: Eine alte Birke wurde mit einem Holzbohrer angebohrt und dann eine Giftlösung in die Löcher gefüllt. Glyphosat, vermutete der 67-jährige Eigner jenes Baumes, den sein Vater anlässlich seiner Geburt gepflanzt hatte. Die Nachbarn hatten den Baum als „Dreckschleuder“ bezeichnet.

Anzeige bei der Polizei und 1000 Euro Belohnung

Die tödlichen Verletzungen an alten stattlichen Bäumen verletzen auch die Menschen, die mit ihnen gelebt haben und dann dem vergeblichen Überlebenskampf zusehen müssen. „Wir haben eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen“, sagen die Wezels. Nicht dass sie große Hoffnung haben, aber irgendetwas wollen sie noch für den sterbenden Baum tun.

Wenn er aus Sicherheitsgründen gefällt werden muss, wird das für die beiden teuer: Da die Birke im Wohngebiet steht, muss sie von der Spitze her abgenommen werden. Um die 2000 Euro wird das kosten.

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