Von Herbert Schumacher Schliengen-Obereggenen. Ein besonderes Jubiläum feiert der Obereggener Kindergarten, der vor 150 Jahren ins Leben gerufen wurde. Dies geschah damals aus einer Notlage heraus, um den Müttern, die fast ausnahmslos in der Landwirtschaft beschäftigt waren, eine gewisse Entlastung anzubieten. Bei einem Festakt am Sonntag, 5. Juli, wird auf die Anfänge und die Entwicklung dieser wichtigen sozialen Einrichtung zurückgeblickt. Die Gründung des Kindergartens ging 1865 von Pfarrer Georg Jakob Gilg und Bürgermeister Friedrich Graf aus. Sinn und Zweck des Kindergartens war, „die Kinder vom zweiten bis zum sechsten Lebensjahr beziehungsweise bis zum Eintritt in die Elementarschule leiblich und geistig zu bewahren, zu pflegen und kreativ zu beschäftigen“, so die Überlieferungen. Anfänglich unterstand die „Kinderschule“ dem damaligen Oberschulrat, von 1876 an jedoch einem Vorstand, der sich aus dem Gemeindepfarrer und vier Obereggener Frauen zusammensetzte. Diese waren zunächst von der Gemeinde und nach der Gründung des Frauenvereins im Jahr 1894 von dessen Mitgliedern zu wählen. Unterhalten wurde der Kindergarten in erster Linie durch das Schulgeld und freiwillige Beiträge, und zudem durch gespendete Lebensmittel. Unterstützung gab es ferner durch die Mitglieder des Frauenvereins, des Almosenfonds und vor allem durch die Gemeinde selbst, die 1919 erstmals für elektrisches Licht sorgte und unentgeltlich das nötige Brennholz zur Verfügung stellte. Vom gemeindeeigenen Schulgarten hat man einst etwas Gelände für einen Spielplatz bereitgestellt und in einen neuen Fußboden sowie in einen Kachelofen investiert, heißt es in den Annalen. Bis 1883 war der Schulraum in der kleinen Wohnung oben in der Blankenhornschen „Öle“ im Ortszentrum untergebracht. Danach stellte die Kommune die ehemalige Gesindewohnung des Blankenhornschen Hofguts im Obergeschoss – heute Domizil/Kameradschaftsraum der Freiwilligen Feuerwehr – kostenlos zur Verfügung. Von Anfang an arbeiteten Schwestern aus dem evangelischen Mutterhaus Nonnenweier als Betreuerinnen. Die Einrichtung blieb nicht von Notzeiten verschont. Mehr als einmal stand sie vor dem endgültigen Aus. Denn die freiwilligen Beiträge zur Finanzierung sollen oft nur spärlich geflossen sein. Viele Obereggener mussten deshalb bei sogenannten Sühneverfahren ihre Strafgelder an die „Kinderschule“ bezahlen, wie es heißt. Am 1. Januar 1930 übernahm dann die politische Gemeinde den Kindergarten in eigener Regie. Bis 1952 wurde die Einrichtung von Schwestern aus dem Mutterhaus Nonnenweier betreut. Die letzte von ihnen war Pauline Dürr. Danach wurden ausgebildete Kindergärtnerinnen tätig. Besonders hervorgetan haben sich in der langen Historie die beiden Obereggenerinnen Anneliese Schwarzwälder und dann Dora Zuberer, der 2012 als Leiterin Petra Weber aus Liel nachfolgte. Obwohl sich die gesellschaftlichen Strukturen in all den Jahrzehnten enorm verändert haben, hat diese Einrichtung nicht an Notwendigkeit verloren. Doch die herkömmliche Einrichtung konnte den zunehmenden Anforderungen nicht mehr genügen. Deshalb entschloss sich die damals noch selbstständige Gemeinde zum Neubau eines schmucken Gebäudes im Ortskern, das im September 1971 seiner Bestimmung übergeben wurde. Über 30 Jahre später wurde dann eine gründliche Sanierung samt räumlichen Erweiterungen notwendig, die im Juli 2008 abgeschlossen wurden. Diese Sanierung verschlang rund 350 000 Euro. Mit der Planung und Bauleitung war Architekt Emil Schweinlin aus Obereggenen beauftragt. Der Kindergarten besteht aus einer Kindergruppe (drei Jahre bis Grundschuleintritt) und aus einer Kleinkindergruppe (Zwei- bis Dreijährige). Insgesamt 28 Kinder besuchen derzeit die Einrichtung. Diese wiederum werden betreut von der Leiterin Petra Weber, von Nicol Sporleder, Simone Heyne-Stowasser, Inge Franzke, Angela Sutter, Melanie Märkt und Praktikantin Chiara Staible.