Schliengen Autolärm macht Vögeln nichts aus

Jutta Schütz
Die Gemeinde Schliengen stellte den Hubsteiger für das Anbringen neuer Mauersegler-Nisthilfen am Schliengener Pfarrhaus – die Kästen wurden von Arno Thalheimer (grünes T-Shirt) und Thomas Sommerhalter unter dem Dachüberstand angeschraubt. Foto: Foto: Jutta Schütz

Nach dem Brand bei der Winzergenossenschaft brauchen Mauersegler ein neues Zuhause. Die BUND-Ortsgruppe Bad Bellingen/Schliengen hängt Nistkästen beim katholischen Pfarrhaus auf.

Vier Mauersegler-Kästen haben Helfer des BUND Bad Bellingen/Schliengen am Dienstag am Pfarrhaus in Schliengen unterhalb des Dachüberstands angebracht. Eine elektrisch betriebene Klangattrappe, mit der die Vögel angelockt werden sollen, wurde über ein Dachfenster aus an der nördlich ausgerichteten Stirnseite des Hauses montiert. Jetzt heißt es, warten, ob die Zugvögel, die im Mai aus Afrika zurückkehren, den neuen Standort annehmen. Zuvor nistete die Mauersegler-Kolonie am abgerissenen Gebäude der Winzergenossenschaft.

Dienstagfrüh wurde die B 3, die in Schliengen direkt am Pfarrhaus vorbeiführt seitens der Gemeinde Schliengen abgesichert. Mit einem Hubsteiger, den ebenfalls die Gemeinde stellte, konnten Arno Thalheimer und Thomas Sommerhalter unter die Dachftraufe „fahren“ und dort die neuen Mauerseglerkästen aus Holzbeton anbringen. Die Kästen, die von einer Firma vorgefertigt wurden, sind zudem mit Spikes für die Taubenabwehr versehen.

Nähe spricht für Pfarrhaus als Ersatzquartier

„Die alten Kästen, die am WG-Gebäude hingen, waren aus Holz“, berichtete Martina Schwinger, erste Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe, die die Aktion beobachtete. Sie hofft, dass die Mauersegler, die immer die Nistmöglichkeiten an der WG anflogen, die neu angebrachten Nistkästen finden. Am dichten Verkehrsaufkommen auf der B 3 stören sich die Vögel offenbar nicht, erklärte Schwinger auf Rückfrage. Denn auch bei der WG sei immer viel los gewesen. Der Lärm habe die Vögel nicht beeindruckt, erinnerte sie. Da Mauersegler, die übrigens zwar Schwalben im Flug ähnlich sehen, aber nicht mit Schwalben verwandt sind, extrem standorttreu sind, mussten Nistmöglichkeiten sehr nah am abgerissenen WG-Gebäude gefunden werden. Das Pfarrhaus bot dabei die beste Möglichkeit für die Anbringung der Kästen und der, von der Barbara-Michel-Stiftung der Firma Mayka gesponsorten, Klangattrappe. Es liegt recht nah am WG-Gelände und das Dach ist hoch genug, denn die Nistmöglichkeiten sollten mindestens fünf Meter über dem Boden angebracht werden, da Mauersegler die Kästen von unten anfliegen. „Vielen Dank an Pfarrer Josef Maurer und Siegfried Thoma vom Pfarrgemeinderat, die unserem Ortsverband so entgegenkamen“, gab Martina Schwinger weiter.

Klangattrappe soll Mauersegler anlocken

„Die Standorttreue ist das Problem. Mauersegler-Kolonien bestehen oft viele Jahre, und nicht immer finden die Vögel den bereitgestellten Ersatz. Selbst wenn er quasi um die Ecke liegt – wir setzen sehr auf die Klangattrappe, die mit den imitierten Rufen die Zugvögel anlocken soll“, informiert die Vorsitzende. Grundsätzlich sollten Vogelfreunde bei Renovierungen oder Dacharbeiten darauf achten, ob vielleicht Mauersegler unter ihren Dachüberständen nisten. Falls ja, können ohne viel Aufwand neue Nistgelegenheiten vor Ort mit Mauersegler-Nistkästen aus dem Fachhandel geschaffen werden.

Der Mauersegler: Ein Leben im Flug

Mauersegler im Nest Foto: zVg/NABU/D. Erlenbach

Familie:
 Der Mauersegler (Apus apus) ist eine Vogelart aus der Familie der Segler. Er ähnelt der Schwalbe, ist aber nicht mit dieser verwandt. Aussehen
: Der Mauersegler hat ein bräunlich-schwarzes Federkleid und einen grauweißen Kehlfleck. Der Schwanz ist relativ kurz und gegabelt. Der Rumpf wird bis zu 17 Zentimeter lang, die Spannweite beträgt 40 bis 44 Zentimeter. Erwachsene Vögel sind bis zu 40 Gramm schwer. Zugvogel:
 Die Vögel kehren zwischen Ende März und Ende Mai aus ihrem südafrikanischen Winterquartier zurück. Bereits ab Ende Juli bis spätestens Anfang November machen sie sich wieder auf den Weg in ihr Winterquartier. Rekordverdächtig:
 Mit Ausnahme der Brutzeit verbringen die Mauersegler die meiste Zeit in der Luft. Bis zu zehn Monate verbringen sie im Flug und essen und schlafen dabei. Speisekarte:
 Mauersegler ernähren sich von im Flug gefangenen Insekten. Nester:
 Der Mauersegler brütet in Städten und Dörfern unter Dächern und in Mauerlöchern. Seltener auch in Baumhöhlen in Wäldern. Da Brutplätze vor allem durch energetische Gebäudesanierungen oder den Abriss alter Häuser zerstört werden, ist das Aufhängen von Nisthilfen eine sinnvolle Maßnahme. Rote Liste:
Der Mauersegler gilt aktuell als nicht gefährdet, wurde jedoch 2021 auf die Vorwarnliste der „Liste der bedrohten Arten“ gesetzt.

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