Schliengen Bürgeln-Bund übernimmt die volle Verantwortung

Weiler Zeitung

Serie 100 Jahre Bürgeln-Bund: Teil 6: Bürgeln heute / Die zweite Rettung / Verein hat Bürgeln als Kulturdenkmal erhalten

Schliengen-Obereggenen. „Z’Bürglen uf der Höh, nai, was cha me seh! Oh, wie wechsle Berg un Tal, Land un Wasser überal, z’Bürglen uf der Höh!“, heißt es in Johann Peter Hebels Gedicht „Der Schwarzwälder im Breisgau“. Vor 100 Jahren gründete sich der Bürgeln-Bund und kümmert sich seither um die „gute Stube“ des Markgräflerlands. Die Planungen für die Jubiläumsfeierlichkeiten liegen derzeit coronabedingt auf Eis. Bürgeln-Kenner Anton-Josef Martin blickt in einer sechsteiligen Serie für unsere Zeitung auf die Geschichte des Vereins von der Gründung bis zur Gegenwart zurück. Um „Bürgeln heute“ geht es im sechsten und letzten Teil unserer Serie.

Kurz vor seinem Tod im Jahre 1952 schloss Richard Sichler mit dem Badischen Staat den ersehnten Vertrag, der all seine Intentionen und Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte zum glücklichen Ende führen sollte: Baden übernimmt Bürgeln mit allem Inventar und den Sammlungen Sichlers. Und der Bürgeln–Bund, neu gegründet, bleibt Besitzer. Das wäre die Versöhnung mit all seinen Gegnern in- und außerhalb des Vereins gewesen. Doch das neu geschaffene Land Baden-Württemberg hielt Sichlers Witwe Nelly, die das Vermächtnis ihres Mannes umsetzen wollte, fünf Jahre lang hin. Nur wenn der Bürgeln-Bund sein Eigentumsrecht zu Gunsten des neuen Landes langfristig aufgegeben hätte, wäre dieser Vertrag umgesetzt worden (oder auf dem Klageweg).

In Herbert Albrecht, dem Direktor der „Kraftübertragungswerke Rheinfelden“, findet der Verein einen neuen Mäzen. Diesem gelingt es, seine Firma, private Personen und das Land Baden-Württemberg zu überzeugen, sich an der zweiten Rettung Bürgelns zu beteiligen, um Teile der Einrichtung und der neu zu erwerbenden Gegenstände zu sichern. Auch die Landkreise Lörrach und Müllheim beteiligen sich finanziell.

Nach dem Auszug von Nelly Sichler 1957 übernimmt der Bürgeln-Bund zum ersten Mal die volle Verantwortung für Schloss Bürgeln. Die fünf „Benediktinerinnen von der heiligen Lioba“ aus dem Orden in Freiburg–Günterstal, die Sichler 1948 auf das Schloss geholt hatte, verblieben auch weiterhin. Sie kümmerten sich um dessen Reinhaltung, leisteten Mithilfe im Garten und Park und besorgten die Schlossführungen bis zum Jahre 1971.

Sichlers Erbe stellt bis heute große finanzielle Anforderungen an den Bürgeln–Bund. Die Ausgaben beliefen sich im Laufe der Jahre auf Millionen; Betriebsausgaben, Personalkosten und anfallende Reparaturen sind eine permanente Herausforderung. Große Erhaltungsmaßnahmen folgten 1978/79 im Außenbereich sowie 1985/86 innen. Wichtig waren dabei auch Zuschüsse des Landesdenkmalamts.

Von den Mäzenen haben sich leider der Kreis Breisgau-Hochschwarzwald und die Kraftübertragungswerke Rheinfelden (heute „Energiedienst“) zurückgezogen –, doch nach wie vor stehen der Landkreis Lörrach und die Sparkasse Markgräflerland zu Bürgeln wie auch viele große und kleine Spender. Neben Eintrittsgeldern und Mitgliedsbeiträgen, der Verpachtung der Land- und Gastwirtschaft, bringen die Vermietung von Schlosskapelle und Gleichensteinsaal wie auch Konzerte und Veranstaltungen Geld in die Kasse. Private Geldgeber steuerten in den ersten 20 Jahren fast die Hälfte der benötigten 2,3 Millionen Mark bei.

Und dann sind für den Erhalt Bürgelns noch die vielen ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger zu nennen, wie zum Beispiel der Architekt Karl Mannhardt aus Schliengen, der Bürgeln 34 Jahre lang betreute, sein Nachfolger Christoph Lentz, verschiedene Handwerker (Beispiel: Malermeister Max Bliedtner aus Schliengen), und ein Verein wie der „Freundeskreis Schloss Bürgeln“.

Seit etwa 2005 gelang es dem Vorstand um den Schliengener Altbürgermeister Werner Bundschuh, ehrenamtliche Helfer zur Haus- und Gartenpflege sowie für die Schlossführungen zu gewinnen. Unübersehbar haben all die vielen tätigen Frauen und Männer, die meisten im Ruhestand, auf Bürgeln zu einer neuen Aufbruchstimmung und einer Blüte in Haus und Garten geführt. Und der Verein selbst, der auf eine beispiellose Vergangenheit zurückblicken kann, darf sich rühmen, Bürgeln für uns alle als Kulturdenkmal erhalten zu haben. Es gibt wenige Beispiele, wo sich so viele Bürger seit 100 Jahren für ihre Geschichte engagieren. Umso bewusster sollte Bürgeln als Geschenk vieler Markgräfler Bürger betrachtet und angenommen werden, wo sich Vergangenheit und Gegenwart vollzieht.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading