^ Schliengen: Eggenertal feiert 1250 Jahre - Schliengen - Verlagshaus Jaumann

Schliengen Eggenertal feiert 1250 Jahre

Silke Hartenstein
Saskia und Fred Wehrle (v. l.) in der „alten“ Markgräflertracht aus dem 17. Jahrhundert und Beate Gabelmann in der seit Ende des 19. Jahrhunderts getragenen Tracht Foto: Hartenstein

Feier in der voll besetzten Blauenhalle

„An dausig Chriesebäume hangt Bluescht, gli buschlewis, ischs nit wahrhaftig näume e Stückli Paradies?“ So besang Heimatdichterin Lina Kromer das Eggenertal.

Zum Jubiläum zog eine Arbeitsgemeinschaft aus Musikverein, Feuerwehr und Eggener „Kelten“ an einem Strang, und viele Schliengener Landfrauen gaben dem Anlass in Markgräfler Tracht die Ehre. Bürgermeister Christian Renkert und Obereggenens Ortschaftsrat Hannes Räuber fassten sich kurz in ihren Reden. Stattdessen besann man sich mit Musik, Gedichten, vielen Bildern, Vorträgen zur Geschichte und zur Markgräfler Tracht auf die Vergangenheit des Kirschblütentals.

Wassermühlen im Tal

Mit Beethovens „Ode an die Freude“ wurde die Feier vom Musikverein Eggenertal unter Dirigent Thomas Moritz eröffnet, gefolgt von „Es steht eine Mühle im Schwarzwäldertal“, passend zu den einstigen Wassermühlen im Tal. Die Moderation des Abends übernahm Gerd Schaupp vom Chronikteam Eggenertal. In mittelalterlicher Gewandung rezitierte er ein Gedicht von Walter von der Vogelweide. Das vor rund 800 Jahren in Mittelhochdeutsch verfasste Gedicht war kaum zu verstehen – wie wäre es da erst beim vor 1200 Jahren gesprochenen Althochdeutsch? „Zum Glück spricht unsere Archivarin Petra Maier Neuhochdeutsch“, scherzte Schaupp.

Die Neandertaler

Maier ging in ihrem ihren bebilderten Vortrag ganz weit zurück, zu den Neandertalern, die laut der Ausgrabungen im Gewann „Steinacker“ bereits vor 100 000 Jahren siedelten, zur jungsteinzeitlichen Siedlung zwischen 5000 und 3000 vor Christus am „Hagschutz“ und den Werkzeugfunden aus rot-gelbem Lieler Jaspis bis hin zu den als „Fliehburgen“ errichteten keltischen Ringwällen. Auf ihnen wurden wohl später die Fliehburgen Grüneck und „Am brennten Buck“ aufgebaut. Im Jahr 773 dann schenkten Rupert und seine Söhne Hartolf und Reginard dem Kloster Lorsch Obstwiesen, Weingärten und Häuser in Eckenheim und Britzingen, beurkundet im Lorscher Codex. Von den mittelalterlichen Einraumhäusern aus Holz, Lehm und Stroh blieb nichts übrig: Sie wurden im 18. Jahrhundert abgerissen und durch Steinhäuser ersetzt.

Die Alemannen

Gerd Schaupp erzählte von den Alemannen, die im vierten Jahrhundert unter „Eckos“ Führung im Tal ankamen und beschlossen: „Da hän mer alles was mer bruuche, da bliebe mir“. Er sprach von den Abgaben, die Bauern ihrem Anführer leisten mussten, von der erst 1783 aufgehoben Leibeigenschaft und der „Vetternwirtschaft“ der verwandten Grafen, Königen und Erzbischöfen, die sich ausweislich der Unterlagen stets üppig bedienten.

Gerd Schaupp, mittelalterlich gewandet Foto: Silke Hartenstein

Die Poesie kam ins Spiel mit Beate Gabelmanns Vortrag von Lina Kromers Gedicht „Blick vom Hagschutz“. Hier besang die die 1977 verstorbene Ehrenbürgerin atmosphärisch und bildhaft das Eggenertal bis hinauf zum Blauen.

„Alte“ und „neue“ Markgräfler Tracht

Im Anschluss präsentierte sich Gabelmann in der seit Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre üblichen Markgräfler Tracht. Saskia Wehrle wiederum zeigte sich in der älteren Markgräfler Tracht mit Zwickelrock, besticktem Mieder, Dotsch-Kappe und Schi-Strohhut.

In ihrer Mitte erzählte der Vorsitzende des Markgräfler Trachtenvereins Fred Wehrle, wie 1764 der Landvogt von Rötteln den aus 48 Stoffstreifen bestehenden Zwickelrock wegen Stoffverschwendung verbot und wie ab 1810 Streifenbänder und Fransen des Dotsch wuchsen bis zur heute bekannten „Hörnerkappe“.

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