Schliengen „Eine sehr intensiv erlebte Zeit“

Weiler Zeitung
Die ersten Amtstage von Bürgermeister Christian Renkert sind vom Coronavirus geprägt.Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Interview: Schliengens Bürgermeister Christian Renkert seit 100 Tagen im Amt / Start vom Coronavirus geprägt

Schliengens Bürgermeister Christian Renkert war am Dienstag 100 Tage im Amt. In der Corona-Krise sind die vergangenen Wochen quasi wie im Flug vergangen.

Schliengen (anl). Im Gespräch mit unserer Zeitung äußert sich der Rathauschef über die Arbeit im Krisenmodus und die Pläne der Gemeinde für die Zeit nach Corona.

Frage: In dieser Woche sind Sie 100 Tage im Amt des Schliengener Bürgermeisters, wie haben Sie die vom Coronavirus geprägte Zeit wahrgenommen?

Der gesamte Wahlkampf war geprägt durch viele Begegnungen und zahlreiche Kontakte, in denen man zeitnah die Rückmeldung bekam, was die Bürger bewegte und was diese von den Lösungsvorschlägen halten, es entstand ein regelrechter Ideenwettbewerb. Durch die coronabedingten Kontaktsperren gab es hier einen markanten Einschnitt. Es galt Abstand zu halten, wodurch der stetige Austausch mit den Bürgern nahezu unmöglich wurde. Die jeweiligen Landesverordnungen waren strikt umzusetzen, ohne dafür nennenswerten Gestaltungsspielraum und Diskussionsbedarf zu haben. Es fühlte sich so an, wie wenn man in der Ausbildung oder im Studium im stillen Kämmerlein wochenlang über den Fragestellungen der Haus- oder Diplomarbeit brütet.        

Frage: Ihr Einstieg erfolgte damit unter anderen Vorzeichen als dies zu erwarten war, was ist Ihnen besonders aufgefallen?  

In Krisenzeiten bekommt man häufig einen etwas anderen Blick auf die Dinge und lernt einiges neu zu bewerten. Unsere Regelungen auf der Gemeindeebene waren bisher gut eingespielt und fein ausjustiert. So war unser Betreuungsangebot für Kinder und Schüler so, dass dies einen Großteil der Bedürfnisse der Eltern abgedeckt hat. Es musste von uns dann die Notbetreuung in Schulen und Kindergärten geregelt werden und dann auch der „Neustart“ der Kindergärten. Es wurde schnell klar, dass mit den staatlichen Vorgaben die von den Eltern gewünschten Betreuungszeiten nicht abgedeckt werden konnten. Dabei hat sich für mich gezeigt, wieviel an Überlegung und Planung in einem über Jahre gewachsenem System steckt und wie fatal es ist, wenn man bestimmte Bausteine daraus entfernt. Mein daraus resultierender Wunsch ist, bei aller weiterhin zu wahrenden Vorsicht und Selbstverantwortung so schnell wie möglich wieder in den eingespielten Normalbetrieb zurückzukehren.

Frage: Wie haben Sie die Herausforderungen der Pandemie als Rathauschef erlebt?

Die zurückliegenden Wochen waren für uns alle, die wir in verschiedenen Bereichen für die Gemeinde tätig sind, eine sehr intensiv erlebte Zeit. Die Herausforderung war, sich schnell auf neue Situationen einzustellen und diese so gut wie möglich zu bewältigen. Solche Aufgaben zeigen stets die Teamfähigkeit der einzelnen Arbeitsbereiche. Es gab regelmäßig „Krisensitzungen“, in denen sehr konstruktiv und zielorientiert die einzuschlagenden Richtungen und die zu beschreitenden Wege festgelegt wurden. Erlebnisse dieser Art schweißen stark zusammen, auch wenn das vorherige Zusammenspiel bereits vielversprechend anlief, so verläuft das Zusammenwachsen in solchen Ausnahmesituationen schneller und unkomplizierter. Für diese Erfahrung und den großen Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bin ich dankbar.

Frage: Was war die größte Umstellung von Ihrer Tätigkeit in Kandern zu Ihren Aufgaben in Schliengen?

Die Herausforderungen aller Städte und Gemeinden in unserer Gegend sind ähnlich gelagert. Somit hat man es mit bekannten Fragestellungen zu tun, die man mit den bewährten Instrumentarien lösen muss. Dabei sind die individuellen, ortstypischen Ausgangslagen und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Auf eine kurze Formel gebracht würde ich sagen, neue Herausforderungen sind mit vertrautem Handwerkszeug zu meistern. Die wirklich große Umstellung war, dass viele der üblichen abendlichen Termine wie der Besuch von Generalversammlungen unserer Vereine und einiges mehr pandemiebedingt nicht stattfinden konnten und dass damit eine wichtige Begegnungsmöglichkeit zum Austausch mit den Bürgern ersatzlos wegfiel.

Frage: Sie saßen ja lange Zeit als Gemeinderat am Schliengener Ratstisch. Hat das Einfluss auf die Arbeit als Bürgermeister?

Das ist eine ganz interessante Konstellation. Ich war 13 Jahre lang in Schliengen Gemeinderat und viele damalige Wegbegleiter sind immer noch drin. Es ist hoch interessant, wie stringent sich manche Sachen über die Zeit entwickelt haben.

Frage: Wo liegen Ihre Arbeitsschwerpunkte der nächsten Wochen?

Wir setzen alles daran, das aufzuholen, was uns der Shutdown an Zeit für Projektarbeit und strategischer Ausrichtung gekostet hat. Unsere Baugebiete sollen zügig umgesetzt werden und die Rahmenbedingungen müssen so angepasst werden, dass unsere Gesamtgemeinde ihre hohe Lebensqualität behält und für weiteren Zuzug attraktiv bleibt. Wir beschäftigen uns mit Hochdruck mit den Baugebieten „Gärtnerei“ in Liel und „Haldengässle-Ried“ in Mauchen und wir schauen, wie wir das in Zeiten knapper Kassen schultern können. Mir scheint, dass wir durch die Krise wieder bewusster wahrnehmen, was wir bei uns für Vorzüge genießen, und sich damit auch unsere Ziele schärfen.

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