^ Schliengen: Einschneidendes Ereignis für die Genossenschaft - Schliengen - Verlagshaus Jaumann

Schliengen Einschneidendes Ereignis für die Genossenschaft

Siegfried Ernst
Feuerwehren aus der gesamten Region waren beim Brand in der Winzergenossenschaft in Schliengen im Großeinsatz. Foto: Volker Münch

Jahresrückblick/Im Gastbeitrag blickt der Vorstandsvorsitzende der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim, Siegfried Ernst, auf den Brand in der WG zurück und schaut zuversichtlich in die Zukunft.

Der Brand in der Nacht auf Dienstag, 12. September, war ein einschneidendes Ereignis für die Erste Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim. Ich bin mitten in der Nacht angerufen worden, habe aber die Nachricht erst am Morgen am Kaffeetisch gesehen und habe mich dann sofort auf den Weg nach Schliengen gemacht. Mein Vorstandskollege Michael Lämmlin war noch in der Nacht mit der Feuerwehr gekommen.

2000 Paletten mit Weinflaschen zerstört

Es hat bis später am Tag gedauert, bis wir einen Überblick hatten. Der Boden im Keller war kohlrabenschwarz. Das Hauptaugenmerk lag zunächst auf der Bergung der Barrique-Fässer aus dem Keller. Im Flaschenlager – im Bereich des Brandherds – wurden etwa 2000 Paletten mit Weinflaschen zerstört. Das hat natürlich zu Lieferengpässen geführt, die wir im Frühjahr beheben können, wenn die neuen Weine abgefüllt werden.

Der Brand ereignete sich mitten in der Weinlese, die natürlich weiter organisiert werden musste. Glücklicherweise war die Traubenannahme unversehrt, sodass die Lese weitergeführt werden konnte. Von der Presse ging es allerdings direkt in den Tankwagen und weiter nach Breisach oder Weingarten. Der größere Teil der Weine wird im Badischen Winzerkeller in Breisach ausgebaut, gelagert und abgefüllt. Mein Dank geht an den Badischen Winzerkeller für die spontane Hilfe. Die Weine für die Auslese- beziehungsweise Selektionslinien werden im Tochterbetrieb in Weingarten von eigenem Personal ausgebaut und abgefüllt. Wir sind glücklich, dass wir in Weingarten einen eigenen Keller haben, in dem wir unsere Selektionslinie ausbauen können. Die Standorte Weingarten mit rund 60 Hektar und Bahlingen mit rund 20 Hektar sind glücklicherweise weitgehend autark.

Danken möchte ich auch dem regionalen Handwerk, dass für die schnelle Herstellung der Infrastruktur mit Strom und Internet gesorgt hat. Die Weinlese wäre nicht möglich gewesen, wenn wir nicht so ein gutes regionales Handwerk hätten. Bedanken möchte ich mich auch bei der Feuerwehr. Auch bei der Gemeinde Schliengen und dem Bauhof sowie bei Landrätin Marion Dammann möchten wir uns für die Unterstützung bedanken. Ganz wichtig ist aber auch ein Dank an die Mitarbeiter die unter schwierigsten Bedingungen treu zum Unternehmen stehen.

Auch wenn der Keller rußgeschwärzt war, sind die Edelstahltanks dicht geblieben. Wein wurde aus den Tanks beziehungsweise aus den Kellern in Tankwagen evakuiert und von unabhängigen Laboren unter anderem auf Dioxine und andere Rauchgase sowie sensorisch untersucht. Er ist völlig in Ordnung, lautete das Ergebnis der Untersuchungen. Pumpen, Schläuche und sogar Gummistiefel, die mit dem Rauch in Kontakt kamen, waren hingegen völlig unbrauchbar.

Relativ schnell nach dem Brand wurden Container für die Verwaltung aufgebaut sowie eine provisorische Vinothek.

Es verging dennoch einige Zeit, bis wir uns über das weitere Vorgehen klar wurden. Von Tag zu Tag haben wir mehr Überblick bekommen. Anfangs haben wir noch gedacht, wir kommen mit Saubermachen und Sanieren aus. Das ist jedoch wegen Rauchgasen und Schadstoffen nicht möglich. Zeitweise waren 70 Fachkräfte da, die drei Wochen lang Räume gereinigt und dekontaminiert haben. Trotzdem wird jetzt der komplette Westflügel entlang der B 3 mit Flaschenlager und Vinothek abgerissen.

Der Wiederaufbau soll im Herbst 2024 beginnen

Wir werden den Bereich wieder aufbauen. Entsprechend auf die Zukunft ausgerichtet, auch um Arbeitsabläufe zu verbessern. Aktuell müssen wir das laufende Gutachterverfahren abwarten, bevor wir entscheiden können, wie es weitergeht. Dies wird voraussichtlich bis März abgeschlossen sein. Wenn es gut läuft, können wir im Herbst 2024 mit dem Wiederaufbau beginnen. Das bedeutet aber, dass auch der nächste Jahrgang nochmals in Breisach und Weingarten ausgebaut wird. Auch die Mitgliederversammlung wird voraussichtlich erst im Frühjahr stattfinden, wenn die Gutachten vorliegen. Bis dahin werde es auch keinen Sinn ergeben, die Stelle des Geschäftsführers neu zu besetzen.

Wir haben jetzt die Chance uns neu aufzustellen. Die Strategie geht dahin uns im derzeit schwierigen Umfeld auf Regionalität zu fokussieren, beispielsweise in der Vinothek mit qualitativ hochwertigen Weinen zu auskömmlichen Preisen. Wir sehen die Möglichkeit, Kooperationen mit anderen Genossenschaften oder Weingütern einzugehen. Geplant ist, eine gemeinsame „Markgräfler Literflasche“ als Pfandflasche ins Leben zu rufen.

Siegfried Ernst

Siegfried Ernst Foto: Alexander Anlicker

Der 64-Jährige
 stammt aus Bahlingen am Kaiserstuhl und ist im Hauptberuf Inhaber des Autohauses Ernst+König. Es ist ein gemeinsam mit der Familie König aus Weil am Rhein in der siebten Generation geführtes Familienunternehmen mit 14 Standorten und 500 Mitarbeitern in Südbaden. Begonnen hat es mit einer Schmiede in Bahlingen.

Als Nebenerwerbswinzer
 bewirtschaftet er zwei Hektar Rebfläche am Kaiserstuhl.

Im Ehrenamt
 ist er Vorstandsvorsitzender der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim und war vor der Fusion auch Vorstandsvorsitzender der Winzergenossenschaft Bahlingen.

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