Schliengen Einsparpotenziale suchen

Alexander Anlicker

Energiespartipps Teil 2: Interview mit dem Schliengener Gebäudeenergieberater Georg Hoffmann

Steigende Gas-, Öl- und Strompreise treiben die Inflation an. Eine der wichtigsten Maßnahmen gegen steigende Energiekosten ist das Energiesparen, das senkt zugleich auch die Kohlendioxid-Emissionen und schützt das Klima.

Von Alexander Anlicker

Schliengen. Einer, der sich von Berufs wegen mit dem Thema Energiesparen auskennt, ist der Schliengener Gemeinderat und Energieberater Georg Hoffmann. Er gibt im Gespräch mit Alexander Anlicker Tipps zum Energiesparen. Im ersten Teil des Interviews ging es unter anderem um das Lüften, im zweiten Teil erklärt Hoffmann, wann sich der Austausch der Heizung lohnt.

Frage: Viele Hausbesitzer überlegen angesichts der Gaskrise auf andere Energieträger umzusteigen. Wie sinnvoll ist dies?

Gasheizkessel oder -thermen, die erst vor wenigen Jahren neu eingebaut oder erneuert wurden, sind mit der effizientesten Technik ausgestattet, die einen sparsamen Betrieb ermöglicht – wenn sie jedes Jahr gewartet und die Einstellungen optimiert werden. Für diese Häuser empfehle ich, erst einmal nach Einsparpotenzialen bei den Außenbauteilen (Dämmung von Dach, Obergeschoss- und Kellerdecke, Fenster) zu schauen und diese zu ertüchtigen. Diese Maßnahmen reduzieren den Gasverbrauch über die nächsten Jahre eventuell sehr deutlich, ohne erst einmal in eine teure neue Heizung investieren zu müssen.

Wenn die bisherige Gasheizung jetzt oder schon in wenigen Jahren erneuert werden muss, kann eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ein gute Alternative sein. Diese benötigt jedoch den bisher deutlich teureren Strom als Energieträger und ist nicht für jeden Altbau die richtige Wahl. Insbesondere müssen eventuell Heizkörper ergänzt oder durch größere ersetzt werden. Besser ist noch, wenn in möglichst allen Räumen Fußbodenheizungen installiert werden. Denn die Wärmepumpe ist nur effizient, wenn sie auch im tiefsten Winter mit deutlich niedrigeren Vorlauftemperaturen die erforderliche Wärmemenge liefern kann.

Als für Altbauten mit normalen Heizkörpern effiziente, jedoch teurere Alternative zur Wärmepumpe bietet sich der Holzpelletskessel an. Er kann die erforderlichen hohen Vorlauftemperaturen im Winter leisten, benötigt jedoch ein Holzpelletslager, das gerade bei Häusern, die bisher mit Gas beheizt werden, mit zusätzlichem Aufwand erst noch eingerichtet werden muss.

Frage: Welche Möglichkeiten haben Hausbesitzer oder Wohnungseigentümergemeinschaften, deren Häuser gerade einmal fünf oder zehn Jahre alt sind, und die sich damals für eine Gastherme entschieden haben?

Wie bereits erwähnt, macht der Austausch dieser relativ neuen Anlagen nicht nur wegen den hohen Investitionskosten nicht viel Sinn sondern auch aus Gründen der Nachhaltigkeit (Verschrotten von neuwertigen Materialien). Auch neuere Häuser können an Außenbauteilen eventuell energetisches Verbesserungspotential haben. Diese sollten zuerst ermittelt und nachgebessert werden.

Ausnahme davon wäre natürlich, wenn sich in naher Zukunft der Anschluss an eine Fern- oder Nahwärmeleitung nutzen lässt. Eine Gelegenheit dazu sollte nicht verstrichen lassen werden.

Frage: Es wird empfohlen, nachts die Rollläden ganz dicht zu schließen. Bringt das eine zusätzliche Energieersparnis oder sind mehrfachverglaste Fenster ausreichend?

Bei Einfachglas- und Isolierglasfenstern, die noch keine Wärmeschutzverglasung haben, kann das Schließen der Rollläden als Energiesparmaßnahme genutzt werden. Allerdings kann ein leerer Rollladenkasten, der selbst nur gering gedämmt ist, mehr Wärmeverlust erzeugen als das Fenster darunter.

Frage: Apropos Rollläden, die Rollladenkästen sind oft ein Schwachpunkt bei der Gebäudeisolierung, haben Sie da einen Tipp?

Wenn im Rollladenkasten noch genug Platz ist, kann er eventuell mit einer Wärmedämmung ausgestattet werden, zudem sollten die Öffnungen für Rollladengurte mit einer Bürstendichtung ausgestattet werden. Effizienter ist es, wenn der Antrieb auf eine Handkurbel oder einen elektrischen Motor umgestellt wird.

Das gilt auch für andere Bauteile im Haus: Das Stopfen von Undichtigkeiten ist mindestens genauso wichtig wie eine gute Wärmedämmung.

Frage: Reden wir noch über das Thema Strom sparen: Viele Geräte laufen im so genannten Standby-Betrieb. Wie viel Ersparnis bringt es, diese auszuschalten, beispielsweise über eine Steckdosenleiste mit Schalter?

Da der Standby-Betrieb bei heutigen Geräten meist nur noch geringe Mengen an Strom benötigt, ist häufiges Ein- und Ausschalten je nach Startvorgang das stromaufwendigere Verfahren. Es lohnt sich jedoch, bei allen Geräten, die im Standby-Betrieb einen hohen Strombedarf haben (ab fünf Watt aufwärts). Diese sollten durch Steckerleisten mit Ein/Aus-Schaltern entsprechend bedient werden.

Wer die Standby-Leistung von unterschiedlichen Geräten genauer erkennen will, kann das mit einem Strommessgerät erfassen, das zwischen Stecker des Geräts und Steckdose eingesetzt wird. Diese Geräte werden von Energieagenturen, Energieversorgern und Verbrauchschutzorganisationen meist kostenlos zur Verfügung gestellt.

Frage: Sind Steckdosenleisten mit Master-Slave-Funktion sinnvoll, beispielsweise bei Computern, wo oft noch Bildschirme und Drucker dranhängen?

Sind stromfressende Computer mit einem Server verbunden, auf dem die meisten Daten gespeichert sind, können alle Geräte, die über Nacht oder im Urlaub nicht gebraucht werden, zusammen abgeschaltet werden.

Frage: Ab wann ist es sinnvoll, auch bei Elektrogroßgeräten wie Kühlschrank, Tiefkühltruhe, Geschirrspüler, Waschmaschine oder Fernseher an einen Austausch zu denken?

Hier gilt: Je älter das jeweilige Modell ist, desto höher dürfte der Stromverbrauch gegenüber einem neuen Gerät sein. Heutige Energielabel können für eine stromsparende Nutzung gute Wegweiser sein. Wichtig ist, dass bei einem neuen Modell, das dann gleich noch mit höherem Komfort und zum Beispiel höherer Bildschirmgröße ausgestattet sein soll, der Energieeinspareffekt aufgefressen wird.

Frage: Die Gemeinden im Wasserzweckverband Hohlebach-Kandertal verteilen Durchflussmengenregler an die Bürger, um den Verbrauch beim Duschen von zwölf auf acht Liter Wasser pro Minute zu reduzieren. Ist das eine gute Idee?

Ja, wenn im Haushalt noch ältere Armaturen verwendet werden, die noch keine eigenen Durchflussbegrenzer eingebaut haben. Ich finde wichtiger, die Duschhäufigkeit und Länge des jeweiligen Duschens kritisch unter die Lupe zu nehmen und damit eventuell deutlich höhere Einsparungen zu erreichen als durch den alleinigen Einbau von Durchflussreglern.

ist 63 Jahre alt, verheiratet und lebt in einer Patchwork-Familie mit acht Enkeln. Der gelernte Gas-Wasserinstallateur machte zunächst eine Weiterbildung zum Techniker Fachrichtung Sanitär und absolwierte im Jahr 2006 eine Ausbildung zum Gebäudeenergieberater bei der Handwerkskammer. Seit 2007 ist er selbständig mit der Firma Hoffmann GebäudeEnergieBeratung in Schliengen und ist als Energieeffizienzexperte gelistet bei der KfW-Förderbank und der dena. Seit 2014 sitzt er für die Grünen im Schliengener Gemeinderat.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading