Ja, es geht um „Frauen mit Macht – die mittelalterliche Kirche“. Hier soll deutlich werden, was die heutige Kirche vom Mittelalter lernen kann, Stichwort Maria 2.0. Denn im Mittelalter war die Kirche in manchen Punkten moderner als heute. Zum Beispiel gab es Frauen, die predigten oder Pfarreien errichteten – aktuell nicht vorstellbar. Äbtissinnen hatten damals fast bischöfliche Rechte. Das soll zeigen, was alles möglich war und Mut machen nach dem Motto: Es muss nicht alles so bleiben wie es ist. An diesem Abend werde ich auch auf die aktuelle Diskussion eingehen zur Protestbewegung Maria 2.0, die unter anderem die Gleichstellung von Mann und Frau in der katholischen Kirche fordert.
Frage: Sie sind selbst in der katholischen Seelsorgeeinheit Schliengen aktiv. Wo sehen Sie außerdem noch Reformbedarf?
Katholische Laien haben es in der heutigen Kirche nach wie vor schwer, sich einzubringen. Mehr Mitsprache und Beteiligung an Entscheidungsprozessen wären wünschenswert. Ein Aufbrechen der hierarchischen Machtstrukturen. Die Bürger in Worms warfen ihren Bischof 1074 aus der Stadt – das macht heute auch niemand mehr (lacht).
Frage: Sie schreiben derzeit an Ihrer Doktorarbeit in Geschichte. Wann hat Sie die Leidenschaft für Historisches gepackt?
Schon sehr früh. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass ich als Grundschulkind in der Schliengener Ortschronik gelesen habe. Geschichte war in der Schule mein Lieblingsfach, darum habe ich es später auch als Studium gewählt. Für die Vorträge wähle ich das aus, was mich auch persönlich interessiert – das Mittelalter bietet da eine schier unerschöpfliche Quelle. Die Themen vorzubereiten und einem interessierten Publikum vortragen, macht mir großen Spaß.
Frage: Welchen Anspruch haben Sie an sich und Ihre Vorträge?
Die Abende dürfen keinesfalls langweilig sein. Die Zuhörer erwartet keine steife Univorlesung, sondern Geschichte, die unterhält. Die Vorträge sollen informativ sein und fundiertes Wissen vermitteln – damit die Leute auch „etwas mit nach Hause nehmen können“ –, aber sie gehen nicht auf jede einzelne Forschungsdiskussion ein. Das wäre bei einem einstündigen Vortrag auch gar nicht möglich. Die Leute sollen einen netten Abend verleben. Wichtig ist mir auch, die Zuhörer miteinzubeziehen. Es ist auch immer möglich, Fragen zu stellen.
Frage: Was wollen Sie mit Ihren Vorträgen erreichen?
Mein Ziel ist, den Blickwinkel zu weiten. Interessant fand ich beim Thema Mittelalter zu zeigen, was im sogenannten dunklen Zeitalter möglich war.
Mir ist wichtig, Themen und Aspekte zu finden, die man nicht schon über die gängigen Dokus, Filme oder Mittelalter-Märkte kennt. Ich setze das Brennglas auf verschiedene Punkte der Geschichte, die weniger bekannt sind und im besten Fall überraschen können.
Frage: Was ist unter Corona anders?
Neben der 2G-plus-Regel und Voranmeldung gilt auch die Maskenpflicht am Platz. Verzichten müssen die Zuhörer daher leider auf das Glas Wein und Knabbereien am Tisch wie in der Zeit vor der Pandemie. Wenn Corona nicht wäre, hätte ich diesmal auch gerne selbst gekochte mittelalterliche Speisen angeboten – unter den aktuellen Bedingungen ist so etwas aber leider schwierig. Schlussendlich bleibt uns in der jetzigen Zeit aber nichts anderes übrig: Wir müssen mit Corona und den Vorschriften leben.