Schliengen Er will neue Impulse setzen

Weiler Zeitung
Will Bürgermeister von Schliengen werden: Claus Weichel Foto: Claudia Bötsch Foto: Weiler Zeitung

Bürgermeisterwahl: Kandidat Claus Weichel stellt sich in Schliengen vor / „Frage der Priorisierung“

Unter das Motto „Innovativ, menschlich, modern“ hat Claus Weichel seinen Wahlkampf gestellt. Was er damit verbindet, machte der Bürgermeister-Kandidat bei seiner Vorstellung im Bürger- und Gästehaus in Schliengen deutlich. Der Kernort bildete die vierte Station auf seiner Tour durch die Ortsteile.

Von Claudia Bötsch

Schliengen. Das Interesse war groß, rund 70 Bürger waren vor Ort. Unterstützt von einer Powerpoint-Präsentation zeichnete der Apotheker zunächst seinen Lebensweg nach. Geboren wurde Weichel 1966 in Münster, er studierte Pharmazie in Kiel und promovierte in Düsseldorf im Forschungsbereich Demenz. Aus beruflichen Gründen zog er vor rund acht Jahren mit seiner Familie nach Mauchen. Der 53-Jährige ist in zweiter Ehe verheiratet und hat zwei Kinder. Derzeit ist er als Vorstandsmitglied eines belgischen Arzneimittelherstellers tätig.

Werdegang

Durch seine langjährige Tätigkeit im Management und Vorstand bei verschiedenen Arzneimittelherstellern sieht sich Weichel bestens gewappnet für das Amt des Schliengener Rathauschefs. So bringe er durch seine berufliche Laufbahn einiges mit, das ihm auch als Bürgermeister zugute kommen werde. Wobei der Apotheker vor allem auf seine Berufserfahrungen in den Bereichen Finanzen und Projektmanagement verwies. Dass er nicht aus der kommunalen Verwaltung komme, sieht Weichel nicht als Nachteil: „Die Experten für Verwaltung sitzen schon im Rathaus“, meinte der Mauchener mit Blick auf das Verwaltungsteam. Die Aufgabe eines Bürgermeisters sei es vielmehr, „Impulse zu setzen und Ideen zu haben“. Außerdem müsse ein Verwaltungschef über eine gewisse Durchsetzungskraft verfügen, betonte der Kandidat. Und da sei er genau der Richtige. Darüber hinaus bringe er viele Kontakte in die Wirtschaft mit, insbesondere im Gesundheitsbereich. „Die Gemeinde braucht neue Impulse mit einem klugen Management und nicht nur eine Verwaltung des Bestehenden“, meinte Weichel mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft wie Digitalisierung und Klimawandel.

Rufbus und Schliengen-Pass

Ideen hatte der Bürgermeister-Kandidat schon einige im Gepäck. So würde er gerne einen für die Bürger kostenlosen Rufbus in der Gemeinde etablieren, um den ÖPNV zu optimieren. Dieser könnte dann per App oder Telefon angefordert werden. Die Umsetzung und Finanzierung seien kein Hexenwerk, so Weichel, der die jährlichen Kosten bei rund 80 000 Euro veranschlagte. „Das müsste man schultern können, alles nur eine Frage der Priorisierung.“

Als eine weitere Idee nannte der 53-Jährige den „Schliengen Pass“ im Rahmen einer umfänglichen Digitalisierungsagenda. Hier ließen sich alle Dienstleistungen, Termine und Veranstaltungen der Gemeinde bündeln, schlug er vor. Über eine App könnten die Bürger sämtliche Serviceangebote nutzen und auch gemeindliche Dienstleistungen bezahlen. Auch Veranstaltungen und Kurse seien darüber buchbar.

Bürgerbeteiligung

Sollte er Bürgermeister von Schliengen werden, würde Weichel zudem auf sogenannte Bürger- und Kompetenzteams setzen, die bei verschiedenen Projekten zum Einsatz kommen könnten. Dabei verwies der Bewerber zum Beispiel auf die Themen Feuerwehrhaus Obereggenen, Tourismus oder Busverkehr. Auf dieser Basis könnten Beschlussvorschläge für den Gemeinderat erarbeitet werden, „die aus der Mitte kommen“.

Finanzen

In Schliengen sei in den vergangenen Jahren vieles richtig gelaufen, die Gemeinde stehe in vielen Bereichen glänzend da, hielt Weichel fest. Dies sei aber kein Grund für Stillstand: „Jetzt, wo es uns gut geht, müssen wir etwas machen, um auch für die Zukunft gewappnet zu sein.“ Allerdings werde der finanzielle Spielraum der Gemeinde künftig enger werden angesichts rückläufiger Steuereinnahmen, gab er zu bedenken. Für 2020 sei zunächst mit rund 700 000 Euro weniger an Steuereinnahmen zu rechnen. Gleichzeitig stünden neben den bereits angestoßenen noch weitere Projekte an, die bezahlt werden müssen, so Weichel, der auf die Optimierung des Nahverkehrs und bezahlbaren Wohnraum verwies. Umso wichtiger sei ein kluges Management der Finanzen, um weiterhin schuldenfrei zu bleiben.

Essenziell sei auch, die entsprechenden Fördertöpfe anzuzapfen. „Ein Bürgermeister muss den Leuten in Stuttgart auch mal auf die Füße stehen, ganz nach dem Motto: Der Vogel, der den Schnabel am weitesten aufsperrt, kriegt auch den Wurm.“ Wie das geht, habe der langjährige Bürgermeister Werner Bundschuh in der Vergangenheit gezeigt.

Bürgerfragen

Grünen-Gemeinderat Georg Hoffmann wollte von Weichel wissen, wie er zu den Themen Natur und Klimaschutz steht. Hier ließe sich schon im Kleinen einiges erreichen, entgegnete der Kandidat. So könnte beispielsweise als Rufbus der Gemeinde ein Elektrofahrzeug angeschafft werden. Weichel machte in diesem Zusammenhang zudem deutlich, dass er kein Freund von Windrädern sei – abgesehen von Offshore-Windparks im Norden, die auch den entsprechenden Nutzen brächten. Hier in der Gegend sei hingegen die Photovoltaik als alternative Energiequelle viel sinnvoller. Klimaschutz müsse „mit Augenmaß“ erfolgen, schließlich sei die Natur das Kapital dieser Gegend, betonte er.

Eine Bürgerin sprach zudem eine Verschönerung des Bahnhofsareals an, moniert wurde vor allem auch die fehlende Barrierefreiheit zu den Bahnsteigen. Schon seit Jahren pocht die Verwaltung bei der Bahn auf einen barrierefreien Zugang – bisher ohne Erfolg. Hier helfe nur eines: „Hartnäckig bleiben“, so Weichel, „und mit den zuständigen Leuten sprechen“.

Ein weiterer Bürger bemängelte, dass der Fremdenverkehr in der Gemeinde Schliengen in den vergangenen Jahren ein wenig zum Stiefkind verkommen sei. Hier gab Weichel zu, sich bisher noch nicht ausreichend mit der Materie auseinandergesetzt zu haben, um eine kompetente Antwort geben zu können. Die Tourismusförderung sei aber sicher ein Thema, bei dem auch die Ideen und Kompetenzen der Bürger gefragt seien.

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