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Schliengen Handwerkliche Brennkunst soll Weltkulturerbe werden

Alexander Anlicker
Die Ehrenpreisträger und Goldmedaillengewinner aus Schliengen und Efringen-Kirchen. Foto: Alexander Anlicker

Sechs Obst- und Kleinbrenner aus dem Kreis Lörrach werden bei „Badens Best Spirts“ mit Ehrenpreisen ausgezeichnet. Martin Sattler aus Schliengen ist zum siebten Mal unter den „Top Ten“.

Neben den Reben prägen vor allem die Streuobstwiesen und Obstplantagen das Markgräflerland. So lockt alljährlich im Frühjahr die Kirschblüte tausende Besucher ins Eggenertal. Die Pflege von Streuobstwiesen und der Erhalt alter Obstsorten gelingt nur dann, wenn das Obst auch einer Verwertung zugeführt werden kann. Hier kommen die Obstbauern und Winzer ins Spiel, die noch über ein Brennrecht verfügen.

Baden brennt am meisten

Der Verband Badens Brenner, der Zusammenschluss der badischen Obst- und Kleinbrenner, hat beantragt, dass die „handwerkliche Brennkunst“ als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt wird. Die Zahl der Kleinbrenner in Deutschland ist von einst 30 000 auf heute rund 20 000 zurückgegangen. Etwa 9000 davon sind im badischen Landesteil zuhause. „Baden ist die größte Region, in der gebrannt wird“, sagt Ralf Mehlin, Bezirksvorsitzender für den Landkreis Lörrach von Badens Brenner.

Alle zwei Jahre werden die besten Brände bei „Badens Best Spirits“ prämiert. Vergangene Woche wurden in Sasbachwalden die Urkunden überreicht. Am Wochenende gratulierte Bezirkvorsitzender Mehlin den Ehrenpreisträgern im schmucken Brennraum mit dem glänzenden Kupferkessel der Edelbrennerei Moritz in Obereggenen.

„Wir haben großes Glück mit gleich sechs Ehrenpreisträgern im Landkreis“, freute sich Mehlin und verweist zugleich auf die zahlreichen Gold- und Silbermedaillen bei der weltweit größten Obstbrandprämierungen weltweit. Eine Fachjury aus 30 Brennern, Brennmeistern und Edelbrandsommelieren hatte insgesamt 2447 Proben zu verkosten, die von 258 Brennern zur Prämiierung eingereicht wurden. Aus dem Landkreis Lörrach haben 14 Brenner ihre Brände am Wettbewerb teilgenommen. Je drei Juroren verkosten einen Brand und wenn alle drei die volle Punktzahl vergeben, der Brand, also perfekt ist, wird ein Ehrenpreis vergeben, erklärt Mehlin. „Ein Ehrenpreis ist das, was man sich als Kleinbrenner wünscht.“ Etwa zehn Tonnen Obst verarbeiten die Kleinbrenner um daraus die erlaubten 300 Liter an reinem Alkohol zu gewinnen, erklärt Bernd Moritz, der mit vier Goldmedaillen ausgezeichnet wurde. Der Alkohol dient lediglich als Geschmacksträger. Es gehe darum den Geschmack, aus dem Obst herauszuholen. Daher verwenden die Kleinbrenner Obst aus eigenem Anbau. Die Qualitität und der Geschmack muss daher besser als bei Tafelobst sein. Das Aussehen sei weniger wichtig. Wichtig sei auch als Brenner den Erntezeitpunkt selbst bestimmen zu können. „Wir verwenden nur vollreife Früchte“, sagt Andreas Hecker aus Liel. Der Reifezeitpunkt bestimmt auch, wann gebrannt wird. Los gehts mit den Kirschen, danach folgen Zwetschgen, Mirabellen und Birnen und am Schluss die Äpfel.

Bewertet werde in etwa 40 verschiedenen Kategorien, erklärt Mehlin auf Nachfrage. Unterschieden werden nach Obstsorten, nach Bränden und Likören, aber auch ob die Brände im Holzfass reifen. Zu den klassischen Schnäpsen haben sich in den vergangenen Jahren auch Gin und Whisky gesellt.

Preise und Medaillen

Mit dem zweiten Platz freut sich Martin Sattler aus Schliengen bereits zum siebten Mal über eine Platzierung unter den „Top Ten“. Mit je einer Goldmedaille und einem Ehrenpreis wurde Sattlers Williams Spezial – der sogar in Berliner Lokalen angesagt ist – aber auch ein Wildkirschwasser und ein Tresterbrand ausgezeichnet. Hinzu kommen weitere sieben Gold-, drei Silber- und eine Bronzemedaille.

Von Andreas Hecker vom Mühlehof in Schliengen wurde der Weinhefe-Brand mit einer Goldmedaille und Ehrenpreis ausgezeichnet. Ferner erhielt er zwei weitere Gold-, eine Silber- und zwei Bronzemedaillen.

Nicht mehr so häufig in der Landschaft zu finden sind Speierling-Bäume. Für Norbert Kammerer aus Wintersweiler hat sich die Pflege dieser alten Obstsorte gelohnt. Sein Speierling-Brand wurde ebenfalls mit Goldmedaille und Ehrenpreis prämiiert. Dazu kommen weitere vier Gold- und sieben Silbermedaillen. Gerd Bahlinger von der Brennerei Gerd und Jochen Bahlinger aus Blansingen kann sich über eine Goldmedaille und einen Ehrenpreis für seinen Birnenbrand freuen. Die Blansinger Brenner errangen zudem drei weitere Gold- sowie je zwei Silber- und Bronzemedaillen.

Drei Ehrenpreise gehen nach Rheinfelden an Martina Kaiser (Weintraube Trester) und Marion Wiedemann-Wenk (Apfel und Zibarte). Gastgeber Moritz freut sich über vier Gold-, sieben Silber und eine Bronzemedaille.

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