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Schliengen Hilfe für Bambi

Alexander Anlicker

Landwirtschaft: Rehkitzrettung mit Drohne und Wärmbebildkamera

Schliengen-Obereggenen -  Landwirte, Jäger und Naturschützer wollen verhindern, das junge Rehkitze bei der Mahd der Wiesen vom Mähwerk verletzt oder getötet werden. Dabei treiben sie einen nicht unerheblichen Aufwand. Eine Drohne mit Wärmebildkamera soll beim Aufspüren der Jungtiere helfen.

Es ist 4.30 Uhr am Morgen, der Himmel färbt sich langsam von schwarz zu blau. Acht Menschen treffen sich auf dem Parkplatz vom Landgasthof Graf in Obereggenen. Nach einer kurzen Begrüßung folgt man mit den Autos dem Traktor von Landwirt Andreas Deckert.

Der Feldberger betreibt Mutterkuhhaltung und will an diesem Morgen seine Wiesen am Heidel zwischen Feldberg und Obereggenen mähen, die das Futter für seine 50 Kühe liefern.

Am Tag zuvor hat er Kontakt mit den beiden Jagdpächtern Alexander Rose (Obereggenen) und Leopold Grozinger (Feldberg) aufgenommen, die Helfer und einen Drohnenpiloten organisiert haben. Letztere sind rar, da für die rund sechs Kilogramm schwere Drohne der große Drohnenführerschein (A2) erforderlich ist.

An diesem Tag ist Hanspeter Rutschmann aus dem schweizerischen Dornach ins Eggenertal gekommen und lässt seine Drohne über den Feldern von Landwirt Deckert Kreisen. Für ihn ist es erst der dritte Einsatz. Im vergangenen Jahr habe er sich mit dem Drohnenvirus infiziert, scherzt er. Als ehemaliger Feuerwehrmann hat er die Drohne mit einer Wärmebildkamera ausgestattet, um die Feuerwehr zu unterstützen.

Außerdem hat er sich beim Verein Rehkitzrettung Schweiz als Drohnenpilot zur Verfügung gestellt, wo er derzeit die Ausbildung für Rehkitzrettung durchläuft. Beim Üben sucht man mit warmen Wasser gefüllte PET-Flaschen auf der Wiese, erläutert er das Training. Es benötige einen Temperaturunterschied von drei bis vier Grad, um etwas auf dem Bildschirm erkennen zu können, erklärt Rutschmann auch, warum die Aktion vor Sonnenaufgang beginnt.

15 Hektar Wiese werden gemäht

Da rund 15 Hektar Wiese gemäht werden sollen, sind es etwas mehr Helfer als üblich, sagt Romy Steinger und erklärt den Ablauf des Einsatzes. Der Pilot überfliegt das Gebiet. Wenn er einen warmen Punkt sieht, positioniert er die Drohne über dem Punkt und schickt per Funk ein Team an diesen Standort. Diese nehmen das Rehkitz und stecken es in einen luftdurchlässigen Sack und legen diesen im Schatten ab.

Nach der Mahd werden die Tiere wieder freigelassen. Dabei tragen sie Handschuhe, damit die Tiere nicht den Geruch der Helfer annehmen.

Soweit die Theorie und so lief es auch beim ersten Einsatz vor einer Woche. Mittlerweile sind die Kitze größer und flüchten. Aber auch das ist in Ordnung, wenn die Tiere flüchten werden sie auch nicht vom Mähwerk erfasst, sind die Helfer zufrieden.

Vier Rehkitze wurden von der Drohne entdeckt

Am Ende wurden mit der Drohne vier Rehkitze entdeckt, die von ihren Müttern zum Schutz auf den ungemähten Wiesen abgelegt wurden. Landwirt Deckert ist zufrieden. „Es ist ein beruhigtes Mähen“, sagt er.

Früher habe er acht geben müssen und schauen, ob sich was im Gras bewegt. Dann sei man natürlich auch entsprechend langsamer, ergänzt er. Es habe sich aber auch nicht immer vermeiden lassen, ein Rehkitz zu erwischen, ist er froh über die neuen technischen Möglichkeiten. „Es ist aber auch ein Kompromiss“, sagt der Landwirt.

Normalerweise mähe er am Nachmittag, wenn das Gras trocken ist.

Mittlerweile ist die Sonne bereits über das Blauenmassiv gestiegen. Landwirt Deckert mäht mit seinem Traktor die Wiesen, die ehrenamtlichen Helfer machen sich auf den Weg. Ihnen steht nach der erfolgreichen Rettungsaktion noch ein ganz normaler Arbeitstag bevor.

Jäger unterstützen die Rehkitzrettung

Der Obereggener Jagdpächter Alexander Rose ist zugleich Vorsitzender des Kreisvereins Lörrach der Badischen Jäger, dieser unterstützt den erst im vergangenen Jahr gegründeten Verein Rehkitzrettung Südbaden. Er ist bislang überwiegend in den Landkreisen Waldshut und Lörrach tätig. Ziel ist es so viele Drohnenpiloten wie möglich zu rekrutieren, daher bezuschussen die Jäger auch die Ausbildung zum Drohnenpiloten.

Weitere Informationen: www.rehkitzrettung-suedbaden.de

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