Schliengen Hinter Daten verbergen sich Schicksale

Weiler Zeitung
Die Kirchenbücher aus den vergangenen Jahrhunderten sind die Datenquelle des Ortsfamilienbuchs. Unser Foto zeigt die St.-Leodegar-Kirche in Schliengen. Foto: Claudia Bötsch Foto: Weiler Zeitung

Historie: Für das Ortsfamilienbuch Schliengen und Mauchen wurden bereits 18 400 Personen erfasst

Es geht voran: Seit dem Jahr 2009 arbeitet eine kleine, stabile Gruppe am Ortsfamilienbuch für Schliengen und Mauchen. Inzwischen wurden 18 400 Personen beziehungsweise 4600 Familien erfasst. Dabei geht es um mehr als nur ums Festhalten reiner Daten. Ein solches Werk ist immer auch „ein Stück Sozialgeschichte“, wie Irmgard Büchin-Wilhelm im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich macht.

Schliengen (boe). Recherchequelle sind die Kirchenbücher, die ab dem Jahr 1650 zuverlässig Daten liefern. Derzeit vergleicht die Arbeitsgruppe des Chronikteams die am Computer eingegebenen Personendaten mit den Kirchenbüchern der Jahre 1811 bis 1870, „um ja niemanden zu vergessen“. Abgeglichen würden die Daten auch mit den Stammtafeln, die vor fast 200 Jahren von einer sehr fleißigen Person erstellt worden seien, berichtet Büchin-Wilhelm.

Mit 17 Jahren geheiratet, wenig später verwitwet

Die Arbeitsgruppe „Ortsfamilienbuch“ trifft sich zweimal im Jahr, bleibt aber telefonisch und über E-Mail in ständigem Kontakt. Zur Gruppe gehören neben Irmgard Büchin-Wilhelm Ursel Tanner, Rainer Vomstein, Margareta Mayer, Fridolin Orth und Hans-Georg Mayer.

Ein Ortsfamilienbuch stellt die Familien einer Gemeinde über mehrere Generationen dar. Zu den erfassten Daten gehören Geburt, Eheschließung und Tod. Besonders interessant sind dabei die Geschichten und Schicksale, die sich dahinter verbergen: Beispielsweise das der Magdalena Senft, die 1750 mit 17 Jahren in Schliengen heiratet und bereits ein halbes Jahr später Witwe ist.

Hinweise geben die Daten etwa auch auf die Kindersterblichkeit. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte das Ehepaar Hummel/Sutter sieben Kinder – nur zwei überlebten.

Über Einzelschicksale hinaus zeigt ein Ortsfamilienbuch immer auch ein Stück Sozialgeschichte. Die Recherche brachte einige Besonderheiten zutage. So ist nicht verwunderlich, dass in Folge der napoleonischen Feldzüge die Zahl unehelich geborener Kinder in den späten 1790er und frühen 1800er Jahren auch in Schliengen vorübergehend anstieg.

Ein Viertel der Neugeborenen im Jahr 1835 unehelich

Sehr wohl aber verwundert die Tatsache, dass im Jahr 1835 zehn von 38 Kindern unehelich geboren wurden. Das ist eine der Fragen, der die Gruppe nachgehen will.

Helfer, die solchen Sonderthemen wie Kindersterblichkeit und Ehegesetze auf den Grund gehen wollen, sind willkommen. Vor allem sucht die Gruppe aber noch weitere Mithelfer, um die digital vorhandenen Kirchenbucheinträge mit Kontrolllisten zu vergleichen, um die Personendaten bis 1870 abzusichern. Lateinkenntnisse braucht man nicht. Allerdings müsse man sich in die Handschrift des jeweiligen Pfarrers einlesen, so Büchin-Wilhelm.

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