Schliengen „Jagd ist im Trend“

Silke Hartenstein
Die Referenten (v. l.): Kreisjägermeister Alexander Rose, Diplom- Forstwirtin Gudrun Roser und der stellvertretende Kreisjägermeister Thomas Sattler Foto: Silke Hartenstein

Auf 38 Prozent der Fläche Baden-Württembergs wächst Wald. Wie komplex dieser Lebensraum ist, als Produzent von Sauerstoff und Binder von Kohlendioxid, zeigte das achte Forum des Freundeskreis Schloss Bürgeln zum „Lebensraum Wald und Jagd“.

Im nahezu voll besetzten Gleichensteinsaal beleuchteten die Referenten Gudrun Roser, Alexander Rose und Thomas Sattler die vielfältigen Aspekte der Waldnutzung und die Probleme eines Waldes im Wandel. Zum Klimawandel mit trockenen heißen Sommern und schnee- und frostarmen Wintern kommt eine wachsende Zahl von Menschen, die im Wald auch abseits der Wege unterwegs sind. Des weiteren verdrängen eingewanderte Tierarten einheimische Arten. Dazu gehören Goldschakal, Nilgans, Waschbär und Schadinsekten wie Japankäfer, asiatische Laubholzbockkäfer und Buchenspringrüssler. Letzterer sei der Verursacher des vorzeitig braunen Buchenlaubs bei Todtnau im Sommer 2023, sagt Gudrun Roser, Diplom-Forstwirtin und Obfrau für Umwelt und Naturschutz der Kreisjägervereinigung Lörrach. Und 2023 wurde beim Schliengener Regenrückhaltebecken der erste Waschbär gefunden, sagte Thomas Sattler, stellvertretender Kreisjägermeister und Betreuer des Jagdreviers Liel-Niedereggenen.

Des weiteren kehren einheimische Waldtiere wie Wolf, Wildkatze und Luchs zurück. Ob der hiesige alte Luchs „Wilhelm“ noch Nachwuchs zeugen könne, sei unsicher, scherzte Alexander Rose, Kreisjägermeister der Kreisjägervereinigung Lörrach und Verantwortlicher für die Jagd rund um Schloss Bürgeln. Sicher sei jedoch, dass die Auswilderung weiblicher Luchse komme. Für das Auerwild dagegen: „Sehe ich schwarz“. Schwarz sahen die drei Referenten die Zukunft des Waldes nicht, doch werde sich dieser stark verändern. Zur Veranschaulichung stellte Rose die Fotos eines halb abgestorbenen Fichtenwalds der Gegenwart und eines lichten mediterranen Laubwalds der Zukunft einander gegenüber. Wo Bäume großflächig abgestorben seien, setze man teils auf Pflanzung gemischter Baumarten, die mit Trockenheit besser zurecht kämen, teils auf Naturverjüngung, sagt Gudrun Roser.

Naturverjüngungsflächen indes müssten je nach Höhenlage zehn bis 20 Jahre lang betreut werden. Somit sei der Schutz vor Wildverbiss unerlässlich - und so kam das Thema „Jagd“ ins Spiel. Wie Sattler ausführte, knabbern Rehe gern an zarten Nadelbaumtrieben, umso mehr, seit infolge dürrer Sommer ihre sonstige Nahrung knapp wird. Der Schutz junger Bäume und die Regulierung der Wildbestände gehören zu den im Jagdgesetz fest geschriebenen Pflichten der Jäger. Jäger erbringen viele Freiwilligkeitsleistungen für den Schutz der Natur. An Pflichten kommen dazu unter anderem das Wildmonitoring, die Verbesserung von Lebensräumen durch Anlegen von Hecken, Streuobstwiesen und Artenschutz-Blühwiesen und die Entschädigung oder Beseitigung von Wildschäden – häufig verursacht von Wildschweinen.

Immerhin: Ein Nachwuchsproblem haben die Jäger nicht. Deren Zahl sei in Deutschland binnen 20 Jahren um 90 000 gestiegen auf 410 000 Jäger in 2021, stellte Sattler fest: „Jagd ist im Trend“.

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