Schliengen/Kandern Kettensäge durchtrennt Holzbalken

Kathryn Babeck und Alexander Anlicker

Unbekannte haben in der Nacht auf Dienstag einen „Ampelgalgen“ der südlich der Kalten Herberge auf einem Acker an der Bundesstraße abgesägt. Diese sehen darin ein ein „menschenverachtendes Symbol“ wie sie unserer Zeitung mitteilten.

Bis vor Kurzem stand der „Ampelgalgen“ auf einem Acker am Schliengener Berg. Ende Januar hatte der Schliengener Gemeinderat die Verwaltung gebeten, auf die Aufsteller zuzugegehen sowie rechtliche Schritte zu prüfen. Nun steht seit gut einer Woche an dessen Stelle ein Mast mit einer Deutschlandflagge, und der Galgen wurde an einem neuen Standort an der B 3 etwa 500 Meter südlich der Kalten Herberge versetzt.

Südlich wieder aufgebaut

Dieser liegt auf Kanderner Gemarkung nahe der Gemarkungsgrenze von Kandern und Efringen-Kirchen. Dass der Galgen vom Schliengener Standort verschwunden ist, davon wusste Bürgermeister Christian Renkert im Gespräch mit unserer Zeitung noch nichts.

Mit Eisenträgern war der „Ampelgalgen“ tief in die Erde gerammt und nachts beleuchtet. Unbekannte, die ihren Namen nicht nennen wollen, übermittelten dieser Zeitung zwei Fotos. Sie haben diese in der Nacht auf Dienstag aufgenommen. Auf dem ersten Bild klettert eine Person mit einer Motorsäge in der Hand die Leiter hoch. Die zweite Aufnahme zeigt, wie dies Säge oberhalb der Eisenträger das Holzstück des Galgen durchtrennt.

Nach ihren Aussagen sei der „Galgen ein menschenverachtendes Symbol“. Eine vom Volk gewählte Regierung dürfe ihrer Ansicht nach nicht an den Galgen gehängt werden. Das Absägen des Galgens sehen sie „als demokratischen Akt einer wehrhaften Demokratie“. Das Aufstellen von Galgen dürfe man sich nicht gefallen lassen, dagegen müsse man sich wehren, sagen sie.

Das sagt die Polizei

Theoretisch läge der Verdacht einer Sachbeschädigung vor, erklärt Polizeisprecher Thomas Batzel. Eine Anzeige sei aber bislang beim zuständigen Polizeiposten Kandern nicht eingegangen, berichtet er auf Nachfrage unserer Zeitung.

Erinnerungen

Die Aktivisten erinnern an ähnliche Erzählungen, wie die von Jean Berth, der in Tannenkirch, drei Kilometer von der Kalten Herberge entfernt, gelebt hat.

In seinen „Erinnerungen eines Tänzers aus Tannenkirch 1950 – 1970“ heißt es: „An einem Vormittag ist schulfrei. Wir versammeln uns an der Straße nach Sitzenkirch. Dort wird ein Pole, der mit einem deutschen Mädchen ein Verhältnis hatte, erhängt. Mir ist schlecht vor Angst und Scham. Ich sehe nur eine offene Kiste mit vielen Hobelspänen. Ich schaue zu Boden auf die andere Seite, dass ich das Entsetzliche nicht sehen kann. Dann ist alles vorbei und ein SA-Mann marschiert mit uns singend und stramm Richtung Kandern.“

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