Schliengen Karl, Karola und Carolus treffen sich einmal im Jahr

(sih)

Karlitag wird in Schliengen seit 45 Jahren begangen. Ziel: Menschen zusammenbringen.

Schliengen - „Hallo, ihr Karls!“ Freundlich begrüßt die Runde im Gasthaus „Krone“ ihre zwei Namensvettern. Es ist wieder „Karlitag“ in Schliengen. Seit 45 Jahren kommen Männer und Frauen einmal im Jahr an diesem Tag zusammen.

Mit dem Neuen in der Runde, „Carolus“ aus Neuenburg, ist ein weiterer Namensvetter von Kaiser Karl dem Großen gekommen. Zu Ehren des verstorbenen Kaisers wird der Karlitag in wechselnden Schliengener Gasthäusern und Ortsteilen begangen. 25 bis 30 Karlis kämen jedes Mal, sagt „Oberkarli“ Karl-Ernst Seemann. Seit 2009 organisiert er die Treffen, kümmert sich um Einladungen und Ankündigungen. Dieses Jahr hat ihn dabei Karl-Friedrich Weber aus Buggingen unterstützt – und bekommt hierfür prompt den Titel „Unterkarli“ verliehen.

Webers Ehefrau heißt passenderweise Karola. Eine weitere Vertreterin der Damenwelt ist Karola Zimmermann aus Liel. Sie sei seit 35 Jahren mit dabei, erzählt sie. Zu den beiden Frauen gesellen sich an diesem Abend 26 „Karlis“.

Der Karlitag

Zu den Treffen in lockerer, freundlicher Runde gehören das gemeinsame Abendessen und immer mal auch Vorträge. Heute hält Karl Slickers, Diplomingenieur für physikalische Technik, ein Kurzreferat über „die CO2-Lüge“.

Die Karlis

Kurz davor wird Slickers von einem eintretenden Karli begrüßt mit: „Ich hab‘ gleich gwüsst, das isch de Karle us em Norde.“ Mit 600 Kilometern hat Slickers den weitesten Anfahrtsweg. Vor elf Jahren zog er von Schliengen fort gen Norden. Heute lebt er nahe bei Dortmund, doch regelmäßig zieht es ihn zurück in die alte Heimat – zu Weinfesten und den Karlitagen.

Andere Karlis in der Runde kommen aus Buggingen und Britzingen, aus Auggen, Müllheim, Neuenburg, Freiburg und Weil. Die Treffen, so Seemann, sollen weiterhin im zentral gelegenen Schliengen stattfinden.

Entstehung des Karlitags

„Ehrenoberkarli“ ist Karl Mannhardt, Gründer und langjähriger Organisator des Schliengener Karlitags. An diesem Abend erzählt der 87-Jährige, wie es dazu kam. Zur Zeit der Gemeindereform galt es, eigenständige Dörfer zur Gesamtgemeinde zusammen zu schließen. Das, so Mannhardt, sei nicht einfach gewesen: Schließlich gehörten Niedereggenen und Obereggenen einst zur evangelischen Markgrafschaft Baden-Durlach, Schliengen und Mauchen zum katholischen Bistum Basel und Liel zum katholischen Vorderösterreich.

Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Alois Rübsamen habe Mannhardt überlegt, was man tun könne, um die Leute zusammen zu bringen. Da sei ihm die Wiedereinführung des Karlitags eingefallen. Sein Vater und Großvater aus Holzen, beide mit Namen Karl Friedrich, erzählten ihm von solchen Treffen, die es bis zum Zweiten Weltkrieg gab. Also besorgte sich Mannhardt eine Liste mit Karls und lud sie alle ein zum ersten Karlitag in „Graf‘s Weinstube“ in Obereggenen.

Neue Karlis erwünscht

Auf den Listen der beliebtesten Babynamen liegen Karl und Co. seit längerem auf den hinteren Plätzen. Daher wendet sich „Oberkarli“ Seemann nun an die Öffentlichkeit: „Es wäre schön, wenn es bei den nächsten Geburten im Markgräflerland wieder Karles oder Karolas gibt.“ Jedem, der seinem Baby einen solchen Namen gibt, werde er eine Flasche Wein spendieren.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading