Schliengen Kontroverse um Betreuungsangebot

Weiler Zeitung
Die Mensa an der Hebelschule Schliengen, die 2019 eingeweiht wurde. Foto: Claudia Bötsch

Randzeitbetreuung I: Diskussion im Gemeinderat über einen möglichen neuen Standort in Niedereggenen

Die Frage, ob an der Grundschulaußenstelle Niedereggenen eine flexible Nachmittagsbetreuung eingerichtet werden soll, ließ in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend die Wellen hochschlagen. Bisher ist das Angebot auf die Hebelschule in Schliengen konzentriert.

Von Claudia Bötsch

Schliengen. Das Thema „verlässliche Grundschule“ brennt vielen unter den Nägeln. Das wurde auch an der Zahl der Sitzungsteilnehmer deutlich. Bei den „Bürgerfragen“ meldeten sich Eltern aus Liel und Niedereggenen zu Wort.

„Zum jetzigen Zeitpunkt nicht nötig und vertretbar“

Melanie Riesterer, Gesamtelternbeiratsvorsitzende der Hebelschule, gab gleich zu Beginn der Debatte unter „Bürgerfragen“ eine Stellungnahme ab. Sie bezweifelte, dass es zum jetzigen Zeitpunkt nötig und vertretbar sei, in Niedereggenen einen neuen Standort aufzumachen. Sie verwies auf die Kosten und darauf, dass in Schliengen aktuell noch ausreichend Kapazitäten vorhanden seien. Als dreifache berufstätige Mutter könne sie den Wunsch nach Betreuung vor Ort sehr gut nachvollziehen – „wir sollten das Thema trotzdem als großes Ganzes verstehen“, forderte sie.

In den vergangenen Jahren habe die Gemeinde viel Geld in die Hebelschule in Schliengen investiert, um die entsprechende Infrastruktur zu schaffen, unter anderem in den Neubau der Mensa. „Ist es da sinnvoll, in Niedereggenen eine neue zusätzliche Infrastruktur aufzubauen?“ fragte sie ins Gremium. Zudem wollte sie wissen, ob durch die Ausgaben andere Projekte wie die geplante Erweiterung der Lieler Grundschulaußenstelle vielleicht hinten anstehen müssten.

Es sei aktuell keine Eile geboten, meinte Riesterer, die dafür plädierte, „das Gesamte zu betrachten. Schließlich sind wir eine Gemeinde.“ Sollte es in Niedereggenen letztlich zur Einführung der „verlässlichen Grundschule“ mit der flexiblen Nachmittagsbetreuung kommen, sei es jedoch wichtig, für Gleichstellung zu sorgen. Damit verwies sie auf den Umstand, dass die Eltern aus den Ortsteilen, die ihre Grundschulkinder zur Nachmittagsbetreuung in Schliengen schicken, die Buskosten tragen müssen.

Aus wirtschaftlichen Gründen sprach sich auch ein Vater aus Liel gegen einen neuen Standort in Niedereggenen aus. „Schließlich hat die Allgemeinheit die Kosten dafür zu tragen.“ Er war zudem skeptisch, ob die von Niedereggener Eltern initiierte Bedarfsumfrage überhaupt den tatsächlichen Bedarf widerspiegele, oder ob „da Zahlen gepusht wurden“.

Zudem stelle sich für ihn die Frage: „Warum Niedereggenen, warum nicht Liel?“ Schließlich sei Liel der größere Teilort. Sollte es jedoch zum Standort in Niedereggenen kommen, pochte der Vater auf „Gleichberechtigung, was die Kosten angeht“. Es könne dann nicht sein, dass die einen ihre Betreuung vor der Haustür haben „und die Lieler müssen die Fahrkarte zahlen“.

Die „Ungerechtigkeit wegen der Umstände und Kosten für die Busfahrten“ beklagte auch eine andere berufstätige Mutter aus Liel. Sie wünschte sich auch ein Betreuungsangebot vor Ort.

Bedarf: „Tendenz weiter kräftig steigend“

Eine Mutter aus Niedereggenen argumentierte hingegen, dass viele Eltern aus Nieder- und Obereggenen ihre Kinder wegen der Umstände nicht nach Schliengen in die Betreuung schickten. Die Auslastung in Schliengen sei bereits hoch und die „Tendenz weiter kräftig steigend“, weshalb ein weiterer Standort Sinn ergebe. Sie richtete die eindringliche Bitte ans Gremium, eine zweite Betreuung in Niedereggenen einzurichten.

Nicht in Ordnung fand eine Mutter, dass der mögliche neue Standort von der Gemeinde an eine generelle Gebührenerhöhung gekoppelt wurde.

Insgesamt hielten sich die Niedereggener Eltern mit Wortbeiträgen zurück. Sie hatten ihre Argumente bereits in der August-Gemeinderatssitzung ausführlich dargelegt (wir berichteten). Dem vorausgegangen war die Initiative einer Niedereggener Mutter, die den neuen Standort aufs Tapet gebracht und auch eine entsprechende Bedarfsumfrage durchgeführt hatte. Nach dieser Umfrage gebe es 20 Kinder aus Niedereggenen, die in diesem Schuljahr die Randzeitbetreuung nutzen würden.

Plätze in Schliengen aktuell noch ausreichend

Aktuell habe man noch Kapazitäten in Schliengen, die Auslastung liege in der Spitze bei rund 75 Prozent, erläuterte Bürgermeister Christian Renkert dem Gremium. Wenn die Gemeinde „großzügig rechne“, käme man mit den Niedereggener Kindern aus der privat durchgeführten Bedarfsumfrage auf eine geringe Überbelegung. Wobei er zu bedenken gab, dass die Anmeldungen unverbindlich erfolgten. Wenn man die Betreuung weiter in Schliengen ballen würde, hätte dies laut Renkert den Vorteil, dass die angedachte Gebührenerhöhung noch einmal hinausgeschoben werden könnte.

Das Thema „verlässliche Grundschule in Niedereggenen“ werde am Montag im Ausschuss für Kinder, Jugend und Soziales noch einmal eingehend beraten, kündigte Renkert an. Bis dahin sollen auch die Kosten auf dem Tisch liegen.

Generell machte der Schliengener Rathauschef in der Sitzung deutlich: „Dieses Jahr müssen wir entscheiden, in welche Richtung wir gehen.“

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