Artenreiche Biotope
Die neue Forsteinrichtung bringt auch ein Novum: Erstmals sind kleinere Bereiche mit einer Gesamtfläche von 20 Hektar als „Nichtwirtschaftswald“ stillgelegt worden. Hier können sich artenreiche Biotope ungestört entwickeln, was der Gemeinde auch Ökopunkte bringt.
Beeindruckt waren die Besucher von einer Habitatbaumgruppe mit alten Eichen, in der seltene Tierarten wie Hirschkäfer und Fledermäuse leben. Die Kennzeichnung mit einer weißen Wellenlinie auf dem Baumstamm schaffe auch Rechtssicherheit, betonte Tröndle. Denn das Fällen eines solchen Habitatbaums sei eine Straftat.
Bewundern konnte die Gruppe auch die „Obereggener Seenplatte“, eine Ansammlung von etwa sieben Tümpeln, die als Ausgleichsmaßnahme für den Wegebau angelegt wurden. Obwohl keine Folie eingezogen wurde, hatten die Teiche noch ausreichend Wasser, ein Biotop auch für Gelbbauchunke und Feuersalamander. In diesem Zusammenhang wies Bürgermeister Werner Bundschuh darauf hin, dass der Wald ein Kulturgut sei, das man nicht nach reinen Renditegesichtspunkten bewerten dürfe. Über den Holzverkauf hinaus gebe es eine Vielzahl an Nutzungen und Funktionen.
Naherholungsgebiet
Der Wald ist Naherholungsgebiet, dient dem Schutz von Böden und Wasser, bindet CO2, produziert Sauerstoff und bietet Sichtschutz, Erosionsschutz und vieles mehr. Am Beispiel von zwei kapitalen Douglasienstämmen ging Revierförster Tröndle auf die Waldnutzung ein. 85 Jahre alt sind diese Bäume. Die Douglasie wurde im 19. Jahrhundert aus Amerika eingeführt und gilt als robust. Der Forstbezirk Kandern besitzt die ältesten Exemplare, hier wurde 1875 die erste Douglasie in Baden gepflanzt. Um schöne Stämme zu erhalten, werden die Bäume von unten her entastet. Was da am Wegesrand lag, der so genannte Erdstamm, ist nach Tröndle bei der Submission um die 1000 Euro wert. Der Bereich weiter oben werde zu Sägeholz verarbeitet, dann kommt Palettenholz und zum Schluss die Spitze, die zum Teil als Biomasse im Wald belassen wird. Insgesamt 50 Meter hoch ist ein solcher Baum.
Auf dem Rundweg hob Sippel den Jungwald positiv hervor, also die Bereiche, wo die gewünschten Baumarten durch natürliche Vermehrung aufwachsen. Er lobte Tröndle und sein Team für die vorbildliche Arbeit. Dadurch, dass Schliengen eigene Forstarbeiter beschäftige und nicht nur externe Firmen, sei es möglich, flexibel und kleinräumig zu arbeiten, so dass der Laie die Eingriffe kaum bemerkt.
Zum Schluss der Begehung besichtigte die Besuchergruppe den Forsthof in Schallsingen. Die Gemeinde hatte vor fünf Jahren die alte Scheune gekauft und den Forstbediensteten zur Verfügung gestellt. Hier gibt es eine Werkstatt, ein Magazin für Werkzeug und andere Arbeitsmittel sowie einen Aufenthaltsraum.