Schliengen Mischung macht widerstandsfähiger

Weiler Zeitung
Informationen über den Schliengener Gemeindewald aus erster Hand: (v.l.) Bernhard Schirmer, Andreas Sippel und Patrick Tröndlin. Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Forsteinrichtung: Waldbegehung bei Obereggenen und Zehn-Jahres-Plan / Biotope und seltene Tierarten

Wie sieht es im Schliengener Gemeindewald aus? Nach welchen Gesichtspunkten wird er bewirtschaftet? Solche Fragen sind derzeit besonders relevant, weil die nächste Dekade der Planungen ansteht. Die so genannte Forsteinrichtung, ein auf zehn Wirtschaftsjahre ausgelegter Plan, soll bis zum Jahr 2028 erneuert werden. Die Planvorlage beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag einstimmig.

Von Dorothee Philipp

Schliengen. Vor der Sitzung hatten sich die Ratsmitglieder im Rahmen einer zweistündigen Waldbegehung ein Bild vom Zustand des Gemeindewalds oberhalb von Obereggenen machen können.

Mit dabei waren Andreas Sippel, der für das Regierungspräsidium die Forsteinrichtung fortschreibt, Bernhard Schirmer, Leiter des Forstbezirks Kandern-Schopfheim, und Revierförster Patrick Tröndle sowie einige Forstwirte, die die praktischen Arbeiten ausführen. Auch die Jagdpächter waren da.

Seit dem 19. Jahrhundert

Das heute häufig verwendete Wort „Nachhaltigkeit“ stammt aus der Forstwirtschaft, wie Sippel erklärte. Nachdem in Mitteleuropa im 18. Jahrhundert die Wälder übernutzt und ausgedünnt waren, kam die Einsicht, dass man nicht mehr ernten kann als nachwächst, wenn man den Wald dauerhaft nutzen will. 1838 wurde die Forsteinrichtung im Badischen Forstgesetz verankert. Inzwischen ist man bei der 18. Auflage dieses Steuerungsinstruments. Drei Parameter werden dabei jeweils im zehnjährigen Turnus aufgearbeitet: die Überprüfung des Vollzugs, eine Bestandsaufnahme und die Planung für die nächsten zehn Jahre.

Klimawandel ein Problem

Ein Problem für die Waldbewirtschaftung ist der Klimawandel. Hier sei man im Schliengener Gemeindewald auf einem guten Weg, denn die Mischung der Baumarten macht den Wald widerstandsfähiger, erläuterte Schirmer. Durch Trockenheit gefährdet sei die Fichte, die hier aber nur sechs Prozent der bestockten Fläche ausmacht. Der Wald insgesamt sei gut gemischt, vor allem durch eine Vielzahl von Laubbaumarten.

Artenreiche Biotope

Die neue Forsteinrichtung bringt auch ein Novum: Erstmals sind kleinere Bereiche mit einer Gesamtfläche von 20 Hektar als „Nichtwirtschaftswald“ stillgelegt worden. Hier können sich artenreiche Biotope ungestört entwickeln, was der Gemeinde auch Ökopunkte bringt.

Beeindruckt waren die Besucher von einer Habitatbaumgruppe mit alten Eichen, in der seltene Tierarten wie Hirschkäfer und Fledermäuse leben. Die Kennzeichnung mit einer weißen Wellenlinie auf dem Baumstamm schaffe auch Rechtssicherheit, betonte Tröndle. Denn das Fällen eines solchen Habitatbaums sei eine Straftat.

Bewundern konnte die Gruppe auch die „Obereggener Seenplatte“, eine Ansammlung von etwa sieben Tümpeln, die als Ausgleichsmaßnahme für den Wegebau angelegt wurden. Obwohl keine Folie eingezogen wurde, hatten die Teiche noch ausreichend Wasser, ein Biotop auch für Gelbbauchunke und Feuersalamander. In diesem Zusammenhang wies Bürgermeister Werner Bundschuh darauf hin, dass der Wald ein Kulturgut sei, das man nicht nach reinen Renditegesichtspunkten bewerten dürfe. Über den Holzverkauf hinaus gebe es eine Vielzahl an Nutzungen und Funktionen.

Naherholungsgebiet

Der Wald ist Naherholungsgebiet, dient dem Schutz von Böden und Wasser, bindet CO2, produziert Sauerstoff und bietet Sichtschutz, Erosionsschutz und vieles mehr. Am Beispiel von zwei kapitalen Douglasienstämmen ging Revierförster Tröndle auf die Waldnutzung ein. 85 Jahre alt sind diese Bäume. Die Douglasie wurde im 19. Jahrhundert aus Amerika eingeführt und gilt als robust. Der Forstbezirk Kandern besitzt die ältesten Exemplare, hier wurde 1875 die erste Douglasie in Baden gepflanzt. Um schöne Stämme zu erhalten, werden die Bäume von unten her entastet. Was da am Wegesrand lag, der so genannte Erdstamm, ist nach Tröndle bei der Submission um die 1000 Euro wert. Der Bereich weiter oben werde zu Sägeholz verarbeitet, dann kommt Palettenholz und zum Schluss die Spitze, die zum Teil als Biomasse im Wald belassen wird. Insgesamt 50 Meter hoch ist ein solcher Baum.

Auf dem Rundweg hob Sippel den Jungwald positiv hervor, also die Bereiche, wo die gewünschten Baumarten durch natürliche Vermehrung aufwachsen. Er lobte Tröndle und sein Team für die vorbildliche Arbeit. Dadurch, dass Schliengen eigene Forstarbeiter beschäftige und nicht nur externe Firmen, sei es möglich, flexibel und kleinräumig zu arbeiten, so dass der Laie die Eingriffe kaum bemerkt.

Zum Schluss der Begehung besichtigte die Besuchergruppe den Forsthof in Schallsingen. Die Gemeinde hatte vor fünf Jahren die alte Scheune gekauft und den Forstbediensteten zur Verfügung gestellt. Hier gibt es eine Werkstatt, ein Magazin für Werkzeug und andere Arbeitsmittel sowie einen Aufenthaltsraum.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading