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Schliengen Neue Glanzlichter im Schloss

Weiler Zeitung
Luxus-Feeling von anno dazumal: kostbare Abendroben und edles Kristall stilecht inszeniert in der neuen Sonderausstellung auf Schloss Bürgeln Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Bürgeln: Ausstellung zeigt edles Geschirr und Abendroben / Kurator ist Thomas Hofer

Geschliffenes Kristallglas, das in allen Regenbogenfarben funkelt, blank poliertes, glänzendes Silbergeschirr, dazu kostbare Abendroben aus vergangenen Zeiten, Schmuck-Preziosen mit Perlen und Edelsteinen – im Schloss Bürgeln blitzen derzeit in einer neuen Sonderausstellung buchstäblich die Sterne.

Von Dorothee Philipp

Schliengen-Obereggenen. Kurator Thomas Hofer hat das Zitat „und es blitzen die Sterne“ aus der berühmten Arie aus Puccinis Oper „Tosca“ als Motto für die Ausstellung gewählt, die dem sonst schon auf Bürgeln vorherrschenden Glanz und der Noblesse des Schlosses neue Glanzlichter aufsetzt.

Schloss-Fundus und kostbare Leihgaben

Die Gegenstände aus dem Fundus von Bürgeln wurden ergänzt durch kostbare Leihgaben von privaten Sammlern, darunter auch aus Hofers eigenen Beständen. „Sie werden sehen, es ist recht prächtig“, meinte er bei der Vernissage. Als besonderes Bonbon hatte er ein hundert Jahre altes Reisegrammophon zum Aufziehen mitgebracht, auf dem er eine Aufnahme der Arie auf Schellackplatte mit dem Tenor Enrico Caruso aus dem Jahr 1900 abspielte. Die Zeitreise gelang perfekt, die mächtige Stimme des damaligen Weltstars entfaltete ihren betörenden Glanz auch über das Kratzen und Rauschen der Nadel des Tonabnehmers hinweg.

Hofer machte das Publikum mit den Besonderheiten der Glasherstellung im Lauf der Geschichte bekannt. Lange galt das fragile, durchsichtige Material als Luxusgut. Erst recht, seit im 18. Jahrhundert in Böhmen das Bleikristallglas erfunden und mit kunstvollen Schliffen veredelt wurde, ging es mit der Produktion von gläsernen Luxusgütern für Könige, Fürsten und wohlhabende Kaufleute und Bürger aufwärts.

Luxusgut und „Schatz der Hausfrau“

Im 20. Jahrhundert galt das Bleikristall als „Schatz der Hausfrau“. Mit einer edel eingedeckten Tafel zeigte man Wohlstand und Standesbewusstsein.

In sechs Räumen des Schlosses sind auf zwei Etagen die kostbaren Stücke in verschiedenen Arrangements in Szene gesetzt: Weingläser, Likörgläschen, Champagnerschalen, Karaffen, Obstschalen, Dessertgarnituren glitzern um die Wette mit den Kronleuchtern. Besonders schöne Stücke sind ein riesiges Ei aus geschliffenem Kristallglas aus Privatbesitz, ein versilberter, mit Bleikristall kombinierter Tafelaufsatz und ein Kaffeeservice aus der britischen Nobelmanufaktur Wedgwood. Entzückt waren die Vernissage-Gäste auch von einem Bowle-Service von Nachtmann, das mit dem historischen Schliffmuster „Andernach“ verziert war.

Hofer dankte allen privaten Leihgebern. Unter diesen hat sich der Egringer Sammler Frank Hofer besonders hervorgetan: Er stellte für die Ausstellung nicht nur einen beträchtlichen Teil der gezeigten Exponate zur Verfügung, sondern reinigte und restaurierte auch den üppigen Kronleuchter im Nymphenburger Kabinett, der mit der Zeit Patina angesetzt hatte. Die inzwischen fehlenden Teile habe der Sammler aus seinem eigenen Fundus stilecht ersetzen können, lobte Thomas Hofer, der mit Frank Hofer nicht verwandt ist, wie er betonte.

Mit viel Geschmack sind die Kleiderständer mit den Abendroben in den Räumen platziert, so dass man sich eine noble Gesellschaft beim Diner oder beim Stehempfang lebhaft vorstellen kann.

Ideenreichtum und Geschmack

Beim Rundgang durch die Räume staunt man immer wieder über den Ideenreichtum und den Geschmack der früheren Designer. Dagegen nimmt sich unser heutiges Zeitalter fast ein wenig nüchtern und einfallslos aus, was das Design von Geschirr und festlicher Kleidung angeht.

Die Ausstellung kann im Rahmen der Schlossführungen besichtigt werden.

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