Schliengen „Nicht alles auf Corona schieben“

Alexander Anlicker
Bei den Mineralbrunnen in Baden-Württemberg hat die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten zum Warnstreik aufgerufen, unter anderem auch beim Werk von Lieler Schlossbrunnen in Steinenstadt. Foto: Alexander Anlicker

Warnstreik: Beschäftigte der baden-württembergischen Mineralbrunnen wollen 6,25 Prozent mehr Lohn

Schliengen-Liel/Neuenburg- Steinenstadt - Die Mineralbrunnen im Land haben angesichts der Sommerhitze gerade Hochkonjunktur. Auch die vergangenen beiden Sommer bescherten der Mineralwasserindustrie gute Umsätze. Daran wollen auch die Beschäftigten partizipieren.

Um ihrer Forderung nach einer Lohnerhöhung um 6,25 Prozent Nachdruck zu verleihen, hat die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) am Dienstag zum Warnstreik aufgerufen. In allen baden-württembergischen Mineralbrunnen wurde die Arbeit niedergelegt, auch bei der Firma Lieler Schlossbrunnen am Standort in Steinenstadt, wo die 17-köpfige Nachtschicht bis 9 Uhr in den Ausstand getreten ist.

Kein Angebot von Arbeitgeberseite

„Es wird seit März verhandelt. Die Arbeitgeber haben in der zweiten Tarifrunde am 21. Juli null Prozent angeboten. Damit sind wir nicht zufrieden“, unterstreicht Bruno Patnitzki, Betriebsratsvorsitzender beim Lieler Schlossbrunnen und Mitglied der Tarifkommission. „Wir sind nicht damit einverstanden, alles auf Corona zu schieben“, kommentiert er das Angebot der Arbeitgeberseite.

„Das vergangene Jahr war sehr gut, und auch zu Jahresbeginn war das Geschäft gut“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung und verweist darauf, dass die Belegschaft aktuell Überstunden mache.

„Die Mineralbrunnen haben bei der aktuellen Hitzewelle gerade Hochkonjunktur“, ergänzt Gewerkschaftssekretär Sven Hildebrandt. Zudem sei die Nachfrage nicht nur wegen der Sommerhitze gestiegen.

Fridays for Future befördert Mehrweg

„Die ,Fridays for Future’-Bewegung hat die Kunden sensibilisiert, so dass diese nicht mehr Einwegflaschen, sondern vermehrt Mehrweg-Glasflaschen kaufen“, unterstreicht der Gewerkschaftsaktivist. Auch dies führe dazu, dass die Beschäftigten Sonderschichten einlegen müssten, sagt HIldebrandt.

Corona erschwert Arbeitsbedingungen

Er verweist zudem auf die schlechteren Arbeitsbedingungen in Zeiten von Corona, weil die Mitarbeiter – insbesondere an der Abfüllanlage – den ganzen Tag Mundschutz tragen müssten, und zudem vermehrt in Schichten gearbeitet werde, um das Personal zu entzerren.

Am Freitag geht es in die dritte Runde

„Wir wollen uns nicht mehr hinhalten lassen“, sagt Hildebrandt im Vorfeld der dritten Verhandlungsrunde am Freitag in Stuttgart.

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