Schliengen „Schliengen liegt mir am Herzen“

Weiler Zeitung
Stellte sich in Niedereggenen vor: Bürgermeister-Kandidat Christian Renkert. Foto: Claudia Bötsch

Wahl: Bürgermeister-Kandidat Christian Renkert stellt sich in den Ortsteilen vor / Viele Fragen in Niedereggenen

Was haben Sie für einen Führungsstil? Was halten Sie von Projekten wie dem einst auf dem Sägewerkareal geplanten Feriendorf? Was tun gegen illegale Hütten in der Natur? Mit zahlreichen Fragen wurde Bürgermeister-Kandidat Christian Renkert bei seiner Vorstellung im Niedereggener Weihergärtle gelöchert.

Von Claudia Bötsch

Schliengen-Niedereggenen. Die Eggener zeigten sich äußerst fragelustig, so dass sich an die halbstündige Vorstellung des 53-Jährigen eine mehr als doppelt so lange, sehr lebendige Frage- und Diskussionsrunde anschloss.

Das Interesse an der Veranstaltung war groß, rund 70 Bürger nahmen den potenziellen neuen Schliengener Rathauschef unter die Lupe. Und der konnte bei den Niedereggenern vor allem auch mit dem Versprechen punkten, „dass ich das Thema Bürgerbeteiligung sehr wichtig nehme“. Dazu verwies er auf seine Erfahrungen und Tätigkeiten als Kanderner Bürgermeister, wo man in den vergangenen Jahren gemeinsam mit den Bürgern ein Leitbild und Märktekonzept entwickelt habe. „Bürgerbeteiligung bedeutet viel Arbeit und Zeitaufwand, ist aber ein Muss“, betonte Renkert mit Blick auf wichtige Planungsprozesse.

Den „bürgerschaftlichen Dialog und stetigen Austausch auf allen Ebenen politischer Willensbildung“ nennt Renkert als eine seiner Leitlinien. Zu ihnen gehöre außerdem unter anderem die Entwicklung von Planungsvorgaben, die ressourcenschonendes Bauern fördern. Als weitere Punkte nennt er die Sicherung der bestehenden Bildungslandschaft der Kommune, sowie eine Flexibilisierung der Betreuungsangebote für Kinder. So ließen sich Randzeiten etwa über Tagesmütter abdecken.

„Schliengen noch ein Stück näher als Kandern“

Für seine Bewerbung gebe es „ein ganzes Motivationsbündel“, meinte der 53-Jährige. Nicht zuletzt sei Schliengen eine hochattraktive Gemeinde, deren erfolgreiche Entwicklung auf den beiden Leitlinien familienfreundliche Kommune und gewerbefreundlicher Standort fuße. „Schliengen liegt mir sehr am Herzen und einfach noch ein Stück näher als Kandern“, untermauerte Renkert seine Motivation, für das Bürgermeisteramt in seinem Heimatort zu kandidieren.

Vorstellung auf Alemannisch

Der promovierte Jurist ist in Schliengen aufgewachsen, mit seiner Frau und Kindern lebt er bis heute in der Gemeinde. Für das Amt des Schliengener Rathauschefs bringe er die notwendige Erfahrung, Kontakte und das erforderliche Rüstzeug mit. Er verwies auf seine langjährige Mitgliedschaft im Schliengener Gemeinderat und damalige Tätigkeit als Bürgermeister-Stellvertreter, bevor er 2012 zum Kanderner Bürgermeister gewählt wurde, außerdem auf sein Wirken im Kreisrat, dem er seit 20 Jahren angehört. Den ersten wohlwollenden Applaus hatte sich Renkert bereits für die Frage abgeholt, ob er denn seine Vorstellung auf Alemannisch halten könne – auch das kam bei den Bürgern gut an.

Von Feriendorf und Feldwegen bis Verkehr

Bei der Fragerunde sprudelten die Niedereggener regelrecht. Unter anderem wurde Renkert von Rolf Schulte Oestrich zu einer Stellungnahme zum Thema Sägewerkareal gebeten. Bekanntlich gab es 2016 den Versuch, auf dem Areal ein Feriendorf anzusiedeln. „Wie stehen Sie zu solchen Monsterprojekten?“ Bei dem Sägewerkareal handle es sich um eine Industriebrache, die geradezu nach Entwicklung schreit, entgegnete Renkert. Allerdings sei das nicht der Ort für ein solches Feriendorf, zumal die Ablehnung durch die Bürger groß sei. Sinnvoller fände er, dort Wohnmöglichkeiten zu schaffen oder Gewerbeflächen.

Sorgen bereitet vielen die Ortseinfahrt von Liel kommend, weil oft zu schnell gefahren wird. „Muss denn erst ein Kind sterben?“, fragte eine Mutter aus dem Publikum. An dem Problem sei man schon Jahre dran, „aber immer wieder, hauptsächlich vom Landratsamt, ausgebremst worden“, meinte Ortsvorsteher Bernhard Ströbele, der ein Versetzen des Ortsschilds oder einen Zebrastreifen forderte. Hier helfe nur eins, dranbleiben, machte Renkert deutlich. Das Thema Verkehr sei „ein ständiger Kampf“. Der ehemalige Ortsvorsteher Berthold Reichert sah eine bauliche Lösung – einen Einmündungstropfen – als einzig sinnvolle Möglichkeit an.

Zeitaufwendiger Führungsstil

Nach seinem Führungsstil gefragt, meinte Renkert, dass er einen sehr zeitaufwendigen Führungsstil pflege, was auch mit dem Grad der Bürgerbeteiligung zusammenhänge. „Es ist aber wichtig, dass Lösungen breit getragen werden.“

Renkert sprach sich auch für den Erhalt der Ortschaftsratsgremien aus. Die Ortsvorsteher würden viel Arbeit abnehmen. Zudem ermögliche dies, „ortsnäher und bürgernäher“ zu agieren.

Als ein Problem im Tal sprach Ströbele auch den „jahrzehntelangen Sanierungsstau bei den Feldwegen“ an. Hier gebe es keinen Königsweg, meinte Renkert. Ein Weg sei, über das Ilek-Programm, das Schliengen zusammen mit Kandern und Bad Bellingen verfolgt, Zuschüsse für gewisse Projekte zu beantragen. Ein anderer Kniff sei die Flurbereinigung.

Ein Ärgernis sind in Niedereggenen auch die illegalen Hütten und Wohnwagen, brachte Ortsvorsteher Ströbele ein weiteres Thema aufs Tapet. Man dokumentiere und melde die Verstöße seit Jahren ans Landratsamt, „es passiert aber nichts“. Renkert verwies hier auf die personelle Situation in der Behörde, wo derzeit nur eine von drei Kreisbaumeister-Stellen besetzt sei.

Im Zusammenhang mit den Plänen, den Niedereggener Jugendraum wieder in Stand zu setzen, wollte ein Bürger zudem wissen, was Renkert davon hält, den Ortsvorstehern ein gewisses Budget zur Verfügung zu stellen, das sie eigenmächtig verwalten können. Dies sei an sich machbar und wünschenswert, allerdings buchhalterisch nicht ganz einfach, entgegnete er. In Kandern praktiziere man es so, dass stattdessen ein gewisses Stundenkontingent für Bauhofleistungen gewährt werde, meinte Renkert.

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