^ Schliengen: Situation fördert die Frustration - Schliengen - Verlagshaus Jaumann

Schliengen Situation fördert die Frustration

Weiler Zeitung

Sozialarbeit: Marco Kunz spricht über die Arbeit mit Jugendlichen und über Beratung in Corona-Zeiten

Für andere Menschen da zu sein, ist das Wesensmerkmal der Sozialarbeit. Zugleich aber wirken sich die Corona-Bestimmungen auf den Umgang mit anderen und das Miteinander aus: Abstand statt Nähe, Mund-Nasen-Maske statt vollständiger Mimik.

Von Adrian Steineck

Schliengen. Wie Sozialarbeit sich unter diesen Begleitumständen verändert hat und wie sich die Corona-Pandemie auf Jugendliche auswirkt, darüber hat unsere Zeitung mit Marco Kunz von der Gemeindesozialarbeit Schliengen gesprochen.

Frage: Herr Kunz, wie hat sich Ihre Arbeit durch die Corona-Pandemie verändert?

Zunächst war unser Jugendraum lange zu und ist es seit Anfang November wieder.

Wir haben nach der Wiedereröffnung ab August zwar die Daten der Jugendlichen erfasst, aber wenn sich nur Angehörige aus zwei Haushalten treffen dürfen, hat das Betreiben eines Jugendraums keinen Sinn. Zudem biete ich an der Schliengener Hebelschule eine Mittagsbetreuung an, die ist beim ersten Lockdown auch weggefallen.

Weniger verändert hat sich bei der offenen Beratung. Hier setzen wir seit Juni verstärkt auf telefonische Angebote, aber unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen sind 1:1-Gespräche ja wieder möglich.

Frage: Sie sprechen die Jugendlichen an. Auch diese sind ja von der Corona-Krise betroffen, sei es in der Schule oder bei der Berufswahl. Ist die Pandemie da ein Thema in den Gesprächen, das vielleicht auch Ängste weckt?

Ja, sie ist ein Thema. Ängste erfahre ich aber keine, es herrscht eher Frustration, wenn man etwa seine Freunde nicht so treffen kann wie gewohnt.

Die Corona-Maßnahmen stoßen aber auf großes Verständnis bei den Jugendlichen. Als wir etwa unseren Jugendraum wieder geschlossen haben, gab es zwar durchaus ein Murren, aber die Situation haben alle verstanden.

Es gibt sicher Kinder und Jugendliche, denen die Corona-Situation Angst macht, aber das habe ich selbst in den Gesprächen mit den Jugendlichen nicht erlebt.

Frage: Ein Pfarrer sagte kürzlich in einem Interview zu mir: Ein halbes Gesicht ist auch nur eine halbe Information. Hat sich insofern auch in Ihrer Arbeit mit den Menschen etwas verändert, wenn Sie etwa einen Gefühlszustand vielleicht nicht mehr so einfach deuten können wie bisher?

Da ist etwas dran. Im Jugendraum etwa hatte ich ja dann nur mit halben Gesichtern zu tun. Es fehlt auf jeden Fall etwas, und man merkt das auch deutlich.

In der telefonischen Beratung fällt das natürlich nicht auf, aber im persönlichen Gespräch machen Gestik und Mimik doch sehr viel aus. Die Gestik sieht man, aber die Mimik ist halb verdeckt.

Frage: Wirkt sich die Corona-Pandemie finanziell auf die Gemeindesozialarbeit aus?

Auch die Gemeinden müssen sparen, daher stellen wir Investitionen zurück. Das betrifft etwa die Schaffung von W-Lan für eine schnellere Internetverbindung im Jugendraum, die als nächste größere Investition vorgesehen war. Da der Jugendraum derzeit ohnehin zu ist, ist das verschmerzbar.

ist 39 Jahre alt und hat sein Studium der sozialen Arbeit an der katholischen Hochschule in Freiburg abgeschlossen. Seit November 2018 ist der Familienvater als Gemeindesozialarbeiter in Schliengen tätig.

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