Schliengen Trockenheit stresst den Wald

Adrian Steineck

Forstwirtschaft: Heimische Baumarten leiden / In Zukunft wird stärker auf die Mischung gesetzt

Trockenstress im Schliengener Gemeindewald: Auch wenn das Jahr 2020 noch nicht zu Ende ist und die entsprechende Auswertung noch ansteht, lässt sich bereits absehen, dass die Niederschlagsmenge deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre bleiben wird. Das hat Folgen für den Baumbestand.

Schliengen. Patrick Tröndle vom Forstrevier Schliengen sieht für das laufende Jahr keinen Grund zur Entwarnung. „Bereits im vierten Jahr in Folge ist es deutlich zu trocken“, sagt der Revierförster auf Nachfrage unserer Zeitung. Schätzungen zufolge fehlt dem Wald mittlerweile ein ganzer Jahresniederschlag.

In der Folge werden die Bäume anfälliger für Schädlinge wie den Borkenkäfer, der im Schliengener Gemeindewald punktuelle Schäden anrichtet. Zu schaffen macht die Trockenheit vor allem zwei Hauptbaumarten unserer Region: Rotbuche und Weißtanne. Eine wochenlange intensive Sonneneinstrahlung schädige die dünne Rinde und die Krone der Buche vor allem in exponierten Lagen. „Die Buche ist sehr sonnenempfindlich und daher vor allem am Waldrand stark betroffen“, erläutert Tröndle.

Auch tiefwurzelnde Bäume betroffen

Auch Bäume wie die Weißtanne, die laut Tröndle früher als besonders widerstandsfähig gegen den Klimawandel gegolten hat, leiden mittlerweile unter der Trockenheit. „Die Weißtanne wurzelt tief, deshalb gelangt sie auch an Wasser aus tieferen Erdschichten“, sagt der Schliengener Revierförster. Allerdings seien auch diese Schichten mittlerweile ausgetrocknet. Wenn endlich Regen falle, erreiche er erst nach einer längeren Dauer auch den Waldboden, oft genug verbleibe das Wasser in den Baumkronen und verdunste sofort wieder.

Gegensteuern lässt sich dieser Entwicklung durch eine saubere Forstwirtschaft, indem etwa gezielt einzelne, durch Schädlinge befallene Nadelbäume gefällt werden. Allerdings ist durch die Trockenheit die Forstarbeit für die Waldarbeiter gefährlicher als ohnehin schon: Durch das Austrocknen werden die Baumkronen brüchig und können ohne entsprechende Sicherung herunterstürzen, was bei einer Fällung eine Gefahr bedeutet. Aus diesem Grund setze man vermehrt darauf, die angesägten Bäume mit einem Seil zu Boden zu ziehen, um die arbeitenden Menschen aus dem Gefahrenbereich herauszuhalten.

Ist der Befall von Käfern und Pilzen fortgeschritten, lässt sich das Holz auch nicht mehr gut verkaufen, weiß Tröndle. „Es wird dann ein geringerer Preis dafür erzielt.“ Hier muss der Förster entscheiden, ob man den Stamm durch eine frühzeitige Fällung noch „rettet“. Die privaten Waldbesitzer haben auf diese Entwicklung bereits reagiert. So fällen sie etwa Fichten und benutzen diese dann im Winter als Brennholz.

Reagieren auf den Klimawandel

In Zeiten von Klimawandel und Erderwärmung muss auch auf hitze- und trockenheitsbeständigere Bäume gesetzt werden. Das werde in den durch absterbende Bäume entstehenden Kahlflächen bereits getan. „In unteren Lagen pflanzen wir etwa vermehrt Traubeneichen, im Bergwald wird dann eher auf die Douglasie gesetzt, die ein sehr wertvolles Holz besitzt“, legt Tröndle dar. Er sei zudem ein Verfechter von Walnussbäumen, die aus dem Mittelmeerraum stammen und daher für mediterranes Klima gut geeignet sind. „Es wird in Zukunft in der Forstwirtschaft noch stärker auf die Mischung ankommen“, ist er überzeugt.

Der Schliengener Gemeindewald umfasst eine Fläche von etwa 800 Hektar. Er erstreckt sich von der Vorbergzone bis zum Blauengipfel und wird durch den Revierförster Patrick Tröndle betreut. Der Laubbaumanteil beträgt 77 Prozent, Hauptbaumart ist die Buche mit 49 Prozent.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading